Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

7. Untersuchungsergebnisse 86
schätze ihre Lebensweisheit und die schönen Geschichten, die sie über den Bauteil zu erzählen
weiß.
Beispiel: Herr M. – Türken halten sich nicht an Regeln, aber die, die bei mir im Haus wohnen
sind sehr nett
Herr M. (Deutscher, ca. 54 Jahre) wohnt seit 25 Jahren in der GeWoSüd und bemängelt, dass
frei werdende Wohnungen „nur noch an Türken vergeben werden“. Dies sei besonders schlimm,
weil Türken generell nur unregelmäßig Miete zahlten, sich nie an Regeln hielten und die Deutschen
aus dem Gebiet und aus dem ganzen Land drängen würden. Danach gefragt, worauf sich
seien Angaben beziehen, wusste er keine Antwort, fügte aber hinzu, dass das ältere türkische
Ehepaar, mit dem er seit mehr als zehn Jahren „Tür an Tür“ lebt, sehr nett sei. „Die sind eben
ganz anders als andere Türken, z.B. sehr zuvorkommend und freundlich“.
Abbildung 26:
Nachbarschaftliche Kontakte zwischen deutschen und türkischstämmigen
Bewohnern in der Genossenschaft „am Ostseeplatz“ und der vorherigen
Wohnform
Prozent
70
60
58,3
50
40
33,3
50
45,5
40
30
20
25
25
18,2 18,2
20
10
8,3
0
Deutsche Türken Deutsche Türken
"am Ostseeplatz"
Fälle:
"am Ostseeplatz" Deutsche: 12
"am Ostseeplatz" Türken: 13
Vorherigen Wohnform Deutsche: 11
Vorherige Wohnform Türken: 10
Vorherige Wohnform
Enge Kontakte
Kleine Hilfeleistungen
Grußbekanntschaften
Sehr geringer Kontakt
Dort lebten keine Deutschen/Türken
Signifikanz nach Wilcoxon-Test: Deutsche: 0,011*
Signifikanz nach Wilcoxon-Test: Türken: 0,024*
Enge Kontakte:
Wir haben enge Kontakte zu Deutschen/Türken und helfen uns gegenseitig
Kleine Hilfeleistungen: Wir kennen die meisten Deutschen/Türken, unterhalten uns und helfen uns mit Kleinigkeiten aus
(z.B. Postannahme)
Grußbekanntschaften: Wir kennen die Deutschen/Türken vom Sehen und grüßen uns
Sehr geringer Kontakt: Wir kennen und grüßen fast keine deutschen/türkischen Nachbarn
Quelle: Eigene Erhebung 2009
Auch in der Genossenschaft „am Ostseeplatz“ verbesserten sich die interkulturellen Kontakte aus
Sicht beider Gruppen. Während vorher keine engen nachbarschaftlichen Verhältnisse bestanden,
gaben nun Deutsche (8%) und noch häufiger Türken (25%) an, enge Kontakte zu den Nachbarn
der anderen Kultur zu haben. Bemerkenswert ist auch hier, dass fast die Hälfte der Deutschen
und ein Fünftel der Türken zuvor nicht mit Türken bzw. Deutschen zusammenlebte. Auch in der