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Wohnst du noch oder lebst du schon? - Arbeitswelt der Geographie

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2. Theoretischer Hintergrund 7<br />

Ein umfassendes Sozialintegrationskonzept 2 entwickelte ESSER (2001). Das Konzept glie<strong>der</strong>t<br />

Integration in die bereits beschrieben Integrationsebenen und verwendet die Begrifflichkeiten:<br />

Kulturation, Plazierung, Interaktion und Identifikation. (vgl. ebd.: 8-13)<br />

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Kulturation bezeichnet die Fähigkeit bestimmtes Wissen und Kompetenzen zu besitzen und<br />

in Alltagssituationen anwenden zu können. Hierzu müssen Personen in <strong>der</strong> Lage sein, in Interaktion<br />

und Kommunikation mit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kultur erfolgreich zu handeln. (vgl. ebd.: 8 f.)<br />

Plazierung bezeichnet die Einnahme einer hierarchischen Position innerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />

z.B. auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, bei <strong>der</strong> Staatsbürgerschaft <strong>o<strong>der</strong></strong> auch im<br />

Bil<strong>du</strong>ngsbereich. Diese Dimension ist aus Sicht ESSERS „wahrscheinlich die wichtigste“ (ebd.:<br />

9), weil sich aus einem Plazierungsaufstieg neben Rechten auch Gelegenheiten zur Intensivierung<br />

sozialer Beziehungen ergeben, woraus wie<strong>der</strong>um soziales und kulturelles Kapital<br />

entstehen kann. Unbegründete Vorurteile, Diskriminierungen und an<strong>der</strong>e Schließungen können<br />

eine erfolgreiche Plazierung verhin<strong>der</strong>n. (vgl. ebd.: 9 f.)<br />

Interaktion bezeichnet die sozialen Kontakte zur Mehrheitsgesellschaft bzw. die Einbin<strong>du</strong>ng in<br />

soziale Netzwerke und gesellschaftliche Partizipation. Diese Integrationsebene vollzieht sich<br />

in informellen (Alltags-)Situationen. Die zentrale Voraussetzung für Interaktionen sind Gelegenheiten<br />

zur Begegnung. Interkulturelle Interaktionen sind dabei beson<strong>der</strong>s nachhaltig für<br />

die Integration, weil sie – an<strong>der</strong>s als die bloße Plazierung – auch emotional wirken und Dissonanzen<br />

verringern können sowie zudem auch indirekte Effekte für die Systemintegration<br />

haben und so als Schlüssel für die System- bzw. Strukturintegration (Plazierung) wirken können.<br />

(vgl. ebd.: 10 ff.)<br />

Bei <strong>der</strong> Identifikation unterscheidet ESSER (2001) drei Formen: empathische Wertintegration,<br />

Bürgersinn und die Hinnahme eines Systems. Wertintegration ist die Identifikation eines Akteurs<br />

mit einem sozialen System, z.B. einer Gesellschaft, einer Gruppe <strong>o<strong>der</strong></strong> einer Organisation.<br />

Bürgersinn ist die Identifikation mit demokratischen Werten, die die indivi<strong>du</strong>ellen Freiheiten<br />

sichern. Sie lösen in m<strong>o<strong>der</strong></strong>nen Gesellschaften mit pluralisierten Lebensstilen und zunehmend<br />

heterogeneren Werten bislang allgemeingültige Werte ab. Hinnahme wird wie<strong>der</strong>um<br />

in Verkettungs- und Deferenzintegration unterteilt. Verkettungsintegration ist die Verkettung<br />

verschiedener Akteure <strong>du</strong>rch die Integration in unterschiedliche Systeme und Lebenswelten.<br />

Es gibt keine Zugehörigkeit nur zu einer Gruppe, son<strong>der</strong>n zu vielen Gruppen gleichzeitig.<br />

Umwälzungen finden im Inneren <strong>der</strong> Indivi<strong>du</strong>en statt und werden nicht nach außen getragen.<br />

Deferenzintegration ergibt sich, wenn sozial Schwache ihre Lebenswelt hinnehmen,<br />

ohne Bemühungen darum, ihre Situation zu än<strong>der</strong>n. (vgl. ebd.: 12 ff.)<br />

2 Hiermit ist nicht nur die Ebene <strong>der</strong> „sozialen Integration“ nach REIMANN (2008: 193) gemeint. ESSER (2001)<br />

unterscheidet in seinem Konzept, wie in <strong>der</strong> Soziologie üblich, zwischen System- und Sozialintegration.<br />

Systemintegration ist <strong>der</strong> Zusammenhalt gesellschaftlicher Teilsysteme wie Märkte <strong>o<strong>der</strong></strong> auch Staaten.<br />

Sozialintegration bezieht sich auf die Integration von Indivi<strong>du</strong>en. (vgl. ebd.: 5 f.)

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