Produkte und Dienstleistungen für mehr Lebensqualität im Alter

„Produkte und Dienstleistungen für mehr Lebensqualität im Alter“ 67
5.2.4 Finanzdienstleistungen
Obwohl ältere Menschen eine sehr lukrative Zielgruppe sind, ist es immer noch gängige Praxis,
dass es zu Benachteiligungen und Diskriminierungen aufgrund des Alters kommt. Auf
dem ersten nationalen Beschwerdetag gegen Altersdiskriminierung im November 2001 wird
auch der Bereich „Banken und Versicherungen“ als ein Schauplatz derartiger Benachteiligungen
genannt (MGSFF NRW 2003a). Mit verschiedenen Maßnahmen und Kampagnen
soll der Altersdiskriminierung Einhalt geboten werden. So gilt es ausdrückliche und versteckt
formulierte Altersgrenzen in rechtlichen und vertraglichen Bestimmungen festzustellen und
auf ihre objektive Begründung hin zu untersuchen, die dann ggf. verändert oder abgebaut
werden sollen (ebenda; vgl. Kruse 2003). Hier spielt z.B. die Vergabe von Krediten an ältere
Personen eine große Rolle. Die Kreditvergabe wird oft so rigoros gehandhabt, das Älteren
selbst Konsumkredite von geringem Umfang verwehrt bleiben, ohne dass ihre Vermögensverhältnisse
überhaupt einer Überprüfung unterzogen werden.
Gestaltungsherausforderung Finanzdienstleistungen für Senior/innen
Die Erkenntnisse, Empfehlungen und Konzepte zur Entwicklung von seniorengerechten Produkten
und Dienstleistungen sind auch für die Finanzbranche gültig. In Zukunft wird der ältere
Finanzkunde ein größeres Vermögen mitbringen, spezifische Investitions- und Vorsorgeinteressen
haben und wahrscheinlich besser informiert sein als heute (Knigge et al. 2003).
Wie gezeigt wurde, verfügen die über 50-Jährigen über mehr als die Hälfte des gesamten
privaten Geld- und Sachvermögens in Deutschland. Nicht nur das momentan vorhandene
Vermögen, sondern auch die Vermögenszuwächse sind bei der Bewertung der finanziellen
Situation älterer Menschen ein entscheidender Faktor. In diesem Zusammenhang sind Vermögenszuwächse
durch Vererbung von großer Bedeutung (siehe Kap. 3.2).
Die bevorzugten Anlageformen älterer Menschen sind traditioneller Art, sie verfolgen überwiegend
eine konservative Anlage- und Finanzierungsstrategie, so lehnen z.B. 75 % der
Senioren Ratenkäufe ab (GfK 1999, ebd. 2002, Hoffmann 2003):
9 von 10 Senioren besitzen ein Sparbuch,
rund 75 Prozent der über 50-Jährigen sparen monatlich mehr als 51 Euro (Oberbeck et
al. 2004)
50-Jährige und Ältere besitzen vor allem Bundesschatzbriefe, Sparbriefe, Festgeldanlagen
und Investmentfonds sowie Edelmetalle, Kunst und Antiquitäten,
30 % planen Modernisierungsmaßnahmen am vorhandenen Immobilienbesitz (Hoffmann
2003).
Gründe für die Auswahl bestimmter Finanzprodukte sind eine hohe Verzinsung, Sicherheit
sowie eine schnelle und unkomplizierte Verfügbarkeit. Die Neigung zu risikoreichen bis spekulativen
Anlageformen lässt mit zunehmendem Alter nach, das Kriterium der schnellen