Produkte und Dienstleistungen fÃ¼r mehr LebensqualitÃ¤t im Alter

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„Produkte und Dienstleistungen für mehr Lebensqualität im Alter“ 88 6 Initiativen der Seniorenwirtschaft Die gegenwärtig in Deutschland anwachsende Aufmerksamkeit für die Implikationen des sozio-demographischen Wandels seitens der Wirtschaft und Politik, zahlreicher Fachdisziplinen (auch außerhalb der Bevölkerungswissenschaften), der Medien und schließlich auch der Öffentlichkeit 51 dürfte vor allem auf den befürchteten negativen Konsequenzen dieser Entwicklung beruhen. Die Auswirkungen auf die sozialen und ökonomischen Entwicklungen werden immer konkreter absehbar und erzeugen zunehmend Handlungsdruck auf der politischen Ebene (Hoffmann 2002). Die Komplexität dieses Prozesses, mit all seinen sozialen, ökonomischen und kulturellen Konsequenzen, verlangt eine umfassende und strukturierte Herangehensweise, die die oben dargestellten Chancen dieser Entwicklung mit einschließt. Allerdings stehen den komplexen Wirkungsmechanismen des demographischen Wandels z.Z. nur isolierte Einzelmaßnahmen gegenüber. Obwohl das Alter(n) und die Älteren zu einem wichtigen Objekt und zur Zielgruppe für eine Reihe von Institutionen, Akteuren und Aktivitäten auch außerhalb des sozialen Sektors geworden ist (Zeman 2002), sind abgestimmte und ressortübergreifende politische Initiativen zur Förderung der Seniorenwirtschaft noch die Ausnahme. Trotz einer zunehmenden, in der Regel allerdings noch diffusen Wahrnehmung der wirtschaftlichen Chancen, die sich durch die Alterung der Gesellschaft bieten, zeigen die vorliegenden Gestaltungsansätze ein klares Bild: Konsistente wirtschaftliche Strategien oder politisch abgestimmte Langfristplanungen liegen nur bruchstückhaft vor. Durch die Erweiterung des Politikfeldes „Demographischer Wandel“ um die Frage nach den wirtschaftlichen Potenzialen älterer Menschen können in diesem Zusammenhang neue wirtschafts- und gesellschaftspolitische Impulse gesetzt werden. Wichtige Gestaltungsparameter für eine seniorenorientierte Wirtschaftspolitik sind in Kapitel 5 dargestellt worden. Die aufgeführten Gestaltungsfelder für seniorenorientierte Produkte und Dienstleistungen zeigen, dass das Altern der Gesellschaft als Wirtschaftskraft langsam erkannt wird. Stellt doch der Faktor Seniorenwirtschaft für die Volkswirtschaft einen erheblichen Wachstumsimpuls dar und trägt mit seinen Dienstleistungen und Produkten enorm zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung mit entsprechenden positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bei. Im Folgenden wird ein Überblick über erste Erfahrungen mit landespolitischen Initiativen gegeben, die versuchen durch ein strukturiertes Vorgehen die Aktivitäten der Seniorenwirtschaft auf Landesebene zu bündeln, zu unterstützen und weitere anzuregen. Diese Ansätze bieten einen Überblick über den Stand der Seniorenwirtschaft in Deutschland und zeigen, in welcher Form die Chancen des demographischen Wandels durch die politische Aktivierung der Seniorenwirtschaft ergriffen werden. 51 Eine im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung im April 2003 durchgeführte Befragung der Bundesbürger/innen ab 18 Jahre zum Thema demographischer Wandel zeigt deutlich, dass die Mehrheit der Befragten keine, falsche oder unzureichende Kenntnis zum Begriff „demographischer Wandel“ haben. Nur neun Prozent aller Befragten beschreiben den Begriff als Alterungs- und Schrumpfungsprozess der Bevölkerung. Dementsprechend ist das Problembewusstsein für die notwendigen Veränderungen eher gering ausgeprägt und die damit verbundenen Maßnahmen zur Abmilderung der negativen Folgen des Schrumpfungsund Alterungsprozesses werden eher kritisch betrachtet. Themen wie Erhöhung der Zuwanderung oder Verlängerung der Lebensarbeitszeit werden von ca. 90 % der Befragten abgelehnt (Näheres siehe Bertelmann-Stiftung, Mai 2003).
„Produkte und Dienstleistungen für mehr Lebensqualität im Alter“ 89 6.1 Bundesweit und ausgewählte Beispiele Bundes- und landesweit gibt es sehr viele und sehr unterschiedliche Ansätze, sich mit älteren Menschen zu befassen. Auf landespolitischer Ebene existieren viele Aktivitäten die den Fokus auf den Bereich des Wohnens im Alter 52 richten, allerdings konnten nur wenig abgestimmte Aktivitäten zur Entwicklung der Seniorenwirtschaft lokalisiert werden. 53 . Auch die Bundesregierung greift das Handlungsfeld Seniorenwirtschaft verschiedentlich auf. Hierbei werden die Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet. Die dezidierte Auseinandersetzung mit den wirtschaftlichen Potenzialen älterer Menschen erfolgt erst in jüngster Zeit (siehe www.bmfsfj.de, Schriftenverzeichnis). Initiativen der Seniorenwirtschaft in Bayern In Bayern ist im Rahmen der regionalen High-Tech-Offensive (HTO) Bayern ein Programm zur interdisziplinären Generationen-Forschung - das „Generation Research Program“ (GRP) - mit Fokussierung auf die 50+ Generation eingerichtet worden. Standorte des GRP sind München und Bad Tölz, mit dem Behörden- und Dienstleistungszentrum „Forum der Generationen“. Das „Generation Research Program“ ist eine Initiative im Rahmen des Humanwissenschaftlichen Zentrums (HWZ) der Ludwig-Maximilians-Universität München zur interdisziplinären Alternsforschung. Die Forschungsschwerpunkte Forschung, Medizin und soziale Dienste sowie Wirtschaft beschäftigen sich mit Fragen der generationenübergreifenden Grundlagenforschung, der Anwendung von Wissen in medizinischen und sozialen Einrichtungen und mit der Konzeption von innovativen Technologien, wobei besonderes Augenmerk auf die Umsetzung von Forschungsergebnissen, in Produkte und Technologien gelegt wird, die älteren Menschen das Leben erleichtern. Im Generation Research Program arbeiten Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam an der Antwort auf die Frage: Wie können wir im Alter besser leben? Und versuchen das Wissen der Grundlagenforschung in die Alltagspraxis mit neuen Verfahren und Produkten umzusetzen. Gearbeitet wird u.a. an Projekten aus den Bereichen Ernährung und Chemosensorik, Zeit und Kognition, Visuelle Wahrnehmung sowie mensch-Maschine Interface. Das formulierte Ziel dieser Initiative lautet: Erhöhung der Lebensqualität aller, vor allem der Älteren. 52 So werden z.B. in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt Qualitätssiegel für Betreutes Wohnen vergeben, in Nordrhein- Westfalen ist dies z.Z. in Arbeit. Umfangreiche Materialien wurden auch im Rahmen des Bundesmodellprogramms „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“ des BMFSFJ (vgl. BMFSFJ-Schriftenreihe) erarbeitet, Verbraucherzentralen, Bausparkassen (LBS) und verschiedenen Stiftungen (z.B. Wüstenrot Stiftung, Schader Stiftung) setzen sich seit Anfang der 1990er Jahre intensiv mit diesem Thema auseinander. Vergleiche dazu auch den Überblick nach Wohnkonzepten in: Kremer-Preiß 2003. 53 Die Recherche zu Initiativen der Seniorenwirtschaft basiert auf Expertengesprächen, Literatur- und Internetrecherche und
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