Kräfte der Evolution - Ernst & Young
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KOMMERZIELLE B IOTECHNOLOGIE IN D EUTSCHLAND<br />
Eckdaten<br />
Nach 2003 hat sich im Jahr 2004 die Anzahl <strong>der</strong> Biotech-<br />
Firmen in Deutschland nochmals verringert (zur Definition<br />
siehe unten). Trotz einer erhöhten Zahl von Neugründungen<br />
sowie einiger Neuzugänge (Ausgründungen und neu berücksichtigte<br />
Firmen) konnten diese wie<strong>der</strong>um die gestiegene Zahl<br />
von Insolvenzen, Geschäftsauflösungen und an<strong>der</strong>en Abgängen<br />
nicht wettmachen.<br />
Ebenfalls erneut abgenommen haben die Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
sowie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Bei beiden<br />
Kennzahlen ist die Reduktion jedoch zu einem großen Teil auf<br />
die Insolvenzen zurückzuführen. Eine beson<strong>der</strong>s positive<br />
Entwicklung ist dagegen beim Umsatz zu verzeichnen: Dieser<br />
hat sich im Jahr 2004 um sieben Prozent erhöht und damit<br />
wie<strong>der</strong> die Grenze von einer Milliarde Euro überschritten.<br />
Erfreulicherweise konnte die deutsche Biotech-Branche ihre<br />
Verluste im zweiten Jahr in Folge weiter reduzieren.<br />
Geschäftsfel<strong>der</strong>, Technologien und Produkte<br />
Das Geschäftsfeld mit den meisten Firmen ist nach wie vor die<br />
Entwicklung von Therapeutika bzw. Wirkstoffen sowie<br />
Dienstleistungen in diesem Bereich. An zweiter Stelle folgen<br />
Firmen, die Molekulardiagnostika entwickeln o<strong>der</strong> Services in<br />
dieser Kategorie anbieten. Werden weitere Geschäftsfel<strong>der</strong>, wie<br />
Drug Delivery und Tissue Engineering, dazugezählt, befasst<br />
sich somit <strong>der</strong> überwiegende Anteil <strong>der</strong> Biotech-Firmen mit<br />
Roter Biotechnologie. Zudem sind diesem Sektor auch<br />
Aktivitäten zur Entwicklung von Tools sowie Services in den<br />
Bereichen Genomics und Proteomics zuzuordnen, mit denen<br />
sich eine weitere große Zahl an Biotech-Firmen beschäftigt.<br />
Firmen aus den Bereichen <strong>der</strong> Grünen, Weißen und Grauen<br />
Biotechnologie sind im Gegensatz zu denjenigen aus <strong>der</strong> Roten<br />
Biotechnologie nach wie vor nur gering vertreten.<br />
In <strong>der</strong> Grünen Biotechnologie ist es nur gut ein halbes Dutzend<br />
kleinerer Unternehmen, die sich mit <strong>der</strong> Erzeugung transgener<br />
Pflanzen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von Technologien dazu sowie<br />
<strong>der</strong> Erforschung von Stoffwechselwegen in Pflanzen beschäftigen.<br />
Hinzu kommen einige Firmen aus dem Bereich<br />
„Molecular Pharming“, die in <strong>der</strong> Regel auch transgene<br />
Pflanzen für die Produktion von Therapeutika einsetzen. Der<br />
Großteil <strong>der</strong> Firmen aus dem grünen Sektor beschäftigt sich mit<br />
<strong>der</strong> molekularen Lebensmitteldiagnostik.<br />
In <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Firmen<br />
auf <strong>der</strong> Entwicklung von Enzymen und an<strong>der</strong>en Spezialchemikalien.<br />
In <strong>der</strong> Grauen Biotechnologie befassen sich die<br />
Unternehmen zumeist mit <strong>der</strong> Umwelt-Diagnostik.<br />
Bei <strong>der</strong> Technologiebasis ist ein leichter Trend zu einem<br />
verstärkten Einsatz von Protein- und Peptidtechnologien zu<br />
erkennen.<br />
Erfreulicherweise hat sich die Zahl <strong>der</strong> Wirkstoffe in <strong>der</strong><br />
Pipeline deutscher Biotech-Unternehmen im Vergleich zum<br />
Vorjahr deutlich erhöht. Insbeson<strong>der</strong>e bei den Wirkstoffen in<br />
Phase II und III <strong>der</strong> klinischen Entwicklung ist ein weiterer,<br />
deutlicher Fortschritt zu erkennen. Die Zahl <strong>der</strong> Wirkstoffe in<br />
<strong>der</strong> klinischen Pipeline ist mit jetzt 80 Kandidaten bemerkbar<br />
gestiegen.<br />
Geschäfts- und Kommerzialisierungsstrategien<br />
Bei den Geschäftsmodellen war im Jahr 2004 keine so<br />
eindeutige Verän<strong>der</strong>ung zu erkennen wie im Vorjahr, in dem <strong>der</strong><br />
Anteil an Firmen, die Produkte entwickeln und gleichzeitig<br />
Service anbieten, signifikant gestiegen war. Die in dieser Studie<br />
häufig thematisierte Differenzierung und <strong>Evolution</strong> <strong>der</strong><br />
Branche liegt daran, dass sich einige Firmen mit offensichtlich<br />
gut angepassten, erfolgreichen Geschäftsstrategien sehr positiv<br />
weiterentwickeln konnten. Ferner gab es wie<strong>der</strong> mehr<br />
kommerzielle Partnerschaften als im Vorjahr.<br />
Finanzierung und Kapitalmarkt<br />
Das Volumen an Risikokapitalfinanzierungen ist 2004 mit 236<br />
Mio. € gegenüber 2003 mit 216 Mio. € leicht gestiegen. Eine<br />
deutliche Erhöhung <strong>der</strong> Gesamt-Eigenkapitalfinanzierung<br />
wurde durch Kapitalerhöhungen <strong>der</strong> bereits börsennotierten<br />
Firmen erzielt. Ein geöffnetes Börsenfenster war nicht zu<br />
erkennen, obwohl eine Firma einen Börsengang realisieren<br />
konnte.<br />
Biotech-Standort Deutschland<br />
Das BMBF und das BMWA för<strong>der</strong>n und unterstützen den<br />
Sektor sichtbar. Jedoch sind einige, insbeson<strong>der</strong>e steuerliche<br />
sowie gesetzgeberische Rahmenbedingungen nach wie vor<br />
stark verbesserungswürdig. Auch bedarf die Umsetzung von<br />
Ergebnissen aus <strong>der</strong> Grundlagenforschung in die kommerzielle<br />
Anwendung einer noch professionelleren Ausrichtung.<br />
8 KRÄFTE DER E VOLUTION – DEUTSCHER B IOTECHNOLOGIE-REPORT 2005