Kräfte der Evolution - Ernst & Young
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G ESCHÄFTS- UND KOMMERZIALISIERUNGSSTRATEGIEN<br />
Gleich zu Beginn des Jahres 2004 erfolgte die Fusion zwischen<br />
<strong>der</strong> SiREEN und <strong>der</strong> NADAG, beides in München ansässige<br />
Unternehmen, zur Sirenade Pharmaceuticals. Die kombinierte<br />
Firma verfügt über präklinische und klinische Projekte in den<br />
Indikationen ZNS und Onkologie.<br />
Im Mai konnte sich die Göttinger DeveloGen im Rahmen ihrer<br />
Fusion mit <strong>der</strong> israelischen Peptor eine dritte Finanzierungsrunde<br />
über 19 Mio. € sichern. Durch den Zusammenschluss<br />
entstand ein integriertes Biopharma-Unternehmen mit<br />
einer breiten klinischen und präklinischen Wirkstoffpipeline zur<br />
Behandlung metabolischer Krankheiten. Das führende Produkt<br />
von DeveloGen, DiaPep277TM, befindet sich in Phase II <strong>der</strong><br />
klinischen Entwicklung für Diabetes Typ 1. Aventis hat alle<br />
Rechte an DiaPep277TM, die vorher durch Peptor an Aventis<br />
lizenziert waren, an DeveloGen zurückgegeben. Das zusammengeführte<br />
Unternehmen verfügt zusätzlich über zwei weitere<br />
Projekte, die sich <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> späten präklinischen Phase<br />
befinden und voraussichtlich 2005 in die klinische Entwicklung<br />
eintreten.<br />
Die dritte und letzte Fusion des Jahres 2004 erfolgte im<br />
September zwischen <strong>der</strong> Heidelberger Graffinity Pharmaceuticals<br />
und <strong>der</strong> Myocontract aus <strong>der</strong> Schweiz. Die Hintergründe<br />
und Ziele dieser Fusion finden sich ausführlich im<br />
vorstehenden Expertenbeitrag erläutert.<br />
Die Analyse <strong>der</strong> Fusionen und Übernahmen des ersten Quartals<br />
2005 zeigt, dass sich die innerdeutschen M&A sowie diejenigen,<br />
bei denen ein deutsches Biotech-Unternehmen von<br />
einem ausländischen übernommen wurde, noch die Waage<br />
halten. Jeweils vier deutsche Core-Biotech-Unternehmen waren<br />
so von einer Fusion o<strong>der</strong> Akquisition betroffen.<br />
Zwei deutsche Firmen konnten sich durch Übernahmen eines<br />
ausländischen Biotech-Unternehmens stärken: die MorphoSys<br />
aus München sowie die Biobase aus Wolfenbüttel (siehe zu<br />
einer ausführlicheren Beschreibung dieser Übernahme den<br />
nachfolgenden Expertenbeitrag). Für MorphoSys ist die<br />
Akquisition von Biogenesis ein strategischer Schritt. Die Firma<br />
ist bereits heute eine <strong>der</strong> führenden Quellen für Antikörper-<br />
Therapeutika <strong>der</strong> nächsten Generation. Durch die Akquisition<br />
werden neue Marktsegmente für die firmeneigene HuCAL ®-<br />
Technologie erschlossen. Die Akquisition folgt <strong>der</strong> Etablierung<br />
<strong>der</strong> Geschäftseinheit Antibodies by Design im Jahr 2003, die<br />
den Forschungs- und Diagnostika-Markt mit maßgeschnei<strong>der</strong>ten<br />
monoklonalen Antikörpern beliefert.<br />
Während <strong>der</strong> Geschäftsbereich <strong>der</strong> therapeutischen Antikörper<br />
auch weiterhin <strong>der</strong> Kernbereich und Motor <strong>der</strong> Tätigkeit von<br />
MorphoSys bleibt, nimmt die Bedeutung <strong>der</strong> jetzt erweiterten<br />
Geschäftseinheit für Forschungsantikörper als zweiter Pfeiler<br />
<strong>der</strong> Gesamtstrategie des Unternehmens zu.<br />
Kommerzielle Deals <strong>der</strong> deutschen Core-Biotech-Industrie<br />
Neben M&A haben die deutschen Core-Biotech-Unternehmen<br />
im zurückliegenden Jahr eher darauf gesetzt, sich im Rahmen<br />
von Partnerschaften zu stärken.<br />
Für die Erfassung <strong>der</strong> kommerziellen Deals wurden öffentlich<br />
zugängliche Quellen wie Web-Seiten und Pressemitteilungen<br />
analysiert. Auf Basis dieser Quellen belief sich die Anzahl <strong>der</strong><br />
kommerziellen Kooperationen (Partnerschaften mit akademischen<br />
Instituten wurden hier ausgeklammert) im Jahre 2003 auf<br />
105 und im Jahre 2004 auf 147, das heißt, es erfolgte eine<br />
Steigerung von 40 Prozent.<br />
Die hier erfassten kommerziellen Deals schließen Kooperations-,<br />
Lizenz- und Service-Vereinbarungen ein. Letztere<br />
umfassen Vereinbarungen, bei denen ein Biotech-Unternehmen<br />
einer an<strong>der</strong>en Firma in <strong>der</strong> Regel zeitlich und inhaltlich<br />
abgegrenzte Dienstleistungen erbringt. Diese Art Leistung kann<br />
auch als Auftragsforschung o<strong>der</strong> Auftragsproduktion bezeichnet<br />
werden. Dagegen zielen die Kooperationsvereinbarungen<br />
zumeist auf einen längeren Zeitraum und eine enge gemeinsame<br />
Zusammenarbeit bei<strong>der</strong> Partner.<br />
Abbildung 3-7:<br />
Kommerzielle Deals im Jahresvergleich<br />
Anzahl<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
24<br />
33<br />
48<br />
38<br />
49<br />
60<br />
2003 2004<br />
Lizenz-Vereinbarungen<br />
Service-Vereinbarungen<br />
Kooperations-Vereinbarungen<br />
Quelle: <strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong>, 2005<br />
80 K RÄFTE DER E VOLUTION – DEUTSCHER B IOTECHNOLOGIE-REPORT 2005