Kräfte der Evolution - Ernst & Young
Kräfte der Evolution - Ernst & Young
Kräfte der Evolution - Ernst & Young
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KOMMERZIELLE B IOTECHNOLOGIE IN D EUTSCHLAND<br />
Die deutsche Biotech-Industrie im<br />
europäischen Vergleich<br />
Wie aus Abbildung 1-19 ersichtlich, liegt die deutsche Biotech-<br />
Industrie im europäischen Vergleich nach wie vor mit <strong>der</strong><br />
Anzahl <strong>der</strong> Biotech-Unternehmen an <strong>der</strong> Spitze. Deutschland<br />
konnte diesbezüglich nach einem früheren Rückstand gewaltig<br />
aufholen: Denn Ende 1999 wurde ein wichtiger Meilenstein in<br />
<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> noch jungen deutschen Biotech-Industrie<br />
erreicht, da gemessen an <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Unternehmen diese<br />
erstmals an Großbritannien (UK) vorbeizog.<br />
Basis war die im Jahr 1997 vom damaligen Minister für<br />
Forschung und Technologie auf dem BioRegio-Symposium formulierte<br />
Prognose, im Jahr 2000 die führende Biotech-Nation<br />
in Europa zu sein. Obwohl mit <strong>der</strong> heutigen Aufteilung dieses<br />
Ziel offensichtlich erreicht werden konnte, sollte diese Führungsposition<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Län<strong>der</strong> wie<br />
UK und auch die Schweiz eine wesentlich reifere Biotech-<br />
Industrie aufweisen.<br />
So sind die britischen Biotech-Unternehmen bei wichtigen<br />
Kennzahlen wie Mitarbeiter und Umsatz pro Firma nach wie<br />
vor führend. Es gibt dort reifere Unternehmen, die bereits eine<br />
größere Anzahl an „Bio-Therapeutika“ auf dem Markt anbieten<br />
und so entsprechend mehr Umsatz generieren. Dasselbe trifft<br />
für einige schweizerische Biotech-Firmen zu.<br />
Abbildung 1-19:<br />
Europäische Län<strong>der</strong> nach Anzahl Biotech-Unternehmen<br />
Deutschland<br />
UK<br />
Frankreich<br />
Schweden<br />
Israel<br />
Schweiz<br />
Nie<strong>der</strong>lande<br />
Dänemark<br />
Belgien<br />
Finnland<br />
Italien<br />
An<strong>der</strong>e<br />
Län<strong>der</strong><br />
Irland<br />
Norwegen<br />
Private Firmen<br />
Börsennotierte Firmen<br />
Die größere Reife <strong>der</strong> UK-Biotech-Industrie drückt sich auch in<br />
<strong>der</strong> deutlich höheren Anzahl an börsennotierten (public) Firmen<br />
aus, die ein großes Gewicht bei Anzahl von Mitarbeitern,<br />
Umsatz sowie Wirkstoffen in <strong>der</strong> Medikamenten-Pipeline ausmachen.<br />
Diesbezüglich weist die UK-Industrie bei den public<br />
Unternehmen eine überragende Spitzenposition auf (mehr als<br />
160 Wirkstoffe in Entwicklung). Vier deutsche public Biotech-<br />
Firmen, die Medikamenten-Entwicklung betreiben, kommen<br />
dagegen zusammengenommen lediglich auf 12 Wirkstoffe. Wie<br />
später in Kapitel 2.1 ausgeführt, wird die Wirkstoff-Entwicklung<br />
jedoch überwiegend bei den privaten deutschen Biotech-<br />
Unternehmen durchgeführt.<br />
Der Blick auf die Entwicklung <strong>der</strong> Eckdaten <strong>der</strong> Biotech-Industrie<br />
in Europa zeigt, dass auch auf europäischer Ebene die Zahl<br />
an Biotech-Firmen im vergangenen Jahr nochmals leicht<br />
abgenommen hat. Ebenso hat sich die Mitarbeiterzahl reduziert,<br />
wenn auch nur gering (Deutschland 12 %). Hier haben in <strong>der</strong><br />
deutschen Biotech-Industrie – wie vorstehend analysiert – die<br />
Insolvenzen eine große Rolle gespielt. Hingegen reduzierte sich<br />
auf europäischer Ebene insbeson<strong>der</strong>e bei den börsennotierten<br />
Unternehmen die Zahl <strong>der</strong> Mitarbeiter stärker als bei den<br />
entsprechenden deutschen Firmen.<br />
Bei den Finanzkennzahlen zeigen sich in <strong>der</strong> europäischen<br />
Biotech-Industrie im Jahresvergleich konträre Entwicklungen<br />
zu Deutschland. Die Umsatzsteigerung fiel sehr viel geringer<br />
aus als in <strong>der</strong> hiesigen Industrie (plus 7 %). Dagegen steigerten<br />
sich die FuE-Aufwendungen auf europäischer Ebene, während<br />
sie hierzulande gesunken sind (minus 10 %). Schließlich liegt<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung des Verlustes eine sehr gegensätzliche<br />
Verän<strong>der</strong>ung gegenüber dem Vorjahr vor: In Deutschland<br />
konnte eine Reduktion des Verlustes um elf Prozent erzielt<br />
werden, in Europa erhöhte sich dieser dagegen.<br />
Die deutsche Biotech-Industrie konnte sich damit innerhalb<br />
Europas grundsätzlich ganz gut behaupten, wenn auch die<br />
Reduktion von Mitarbeitern und FuE-Aufwendungen nicht zu<br />
einem längerfristigen Trend werden dürfen, da <strong>der</strong>en positive<br />
Entwicklung prinzipiell ebenfalls Basis für das erfolgreiche<br />
Wachstum einer Industrie ist.<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Quelle: <strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong>, 2005<br />
22 K RÄFTE DER E VOLUTION – DEUTSCHER B IOTECHNOLOGIE-REPORT 2005