Kräfte der Evolution - Ernst & Young
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G ESCHÄFTSFELDER, TECHNOLOGIEN UND P RODUKTE<br />
2.4 Entwicklungen in <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie<br />
Das vergangene Jahr hat eine Reihe an Initiativen zur Weißen<br />
Biotechnologie gebracht.<br />
Vorreiter waren hier die europäischen Dachverbände für<br />
Chemie und Biotechnologie (Cefic – European Chemical<br />
Industry Council und EuropaBio) sowie die Europäische<br />
Kommission, die Anfang Juli 2004 die gemeinsame Initiative<br />
„European Technology Platform for Sustainable Chemistry“ ins<br />
Leben riefen. Dieses Technologie-Forum soll auf europäischer<br />
Ebene Industrie, Forschungszentren, die Finanzwelt und<br />
Behörden mit dem Ziel zusammenführen, eine strategische<br />
Forschungsagenda für den Sektor nachhaltige Chemie auszuarbeiten.<br />
Zu den Themen gehören drei Schlüsseltechnologiebereiche:<br />
industrielle (Weiße) Biotechnologie, Werkstofftechnologie,<br />
Reaktions- und Prozessdesign sowie themenübergreifende<br />
Fragen wie Umwelt, Gesundheit, Sicherheit, Bildung<br />
und Ausbildung, Forschungsinfrastrukturen und Zugang zu<br />
Risikokapital.<br />
Der Verband EuropaBio befasst sich bereits seit längerem mit<br />
<strong>der</strong> Weißen Biotechnologie. So wurde 2003 ein Report mit<br />
sechs Fallbeispielen aus <strong>der</strong> Industrie veröffentlicht, in denen<br />
die Weiße Biotechnologie signifikant zu Nachhaltigkeit und<br />
Kosteneinsparung beigetragen hat. Aufgezählt werden die<br />
Vitamin-B2-Produktion bei BASF, eine Antibiotikaherstellung<br />
von DSM, die Textilbehandlung durch Enzyme von Novozymes,<br />
die Biopolymersynthese aus Maisgrundstoffen von<br />
DuPont und Cargill und ein Szenario zur Grundchemikalienherstellung<br />
aus Biomasse.<br />
Auf europäischer Ebene engagiert sich auch die in <strong>der</strong> European<br />
Fe<strong>der</strong>ation of Biotechnology (EFB) organisierte Sektion ESAB<br />
(European Society for Applied Biocatalysis) für eine erhöhte<br />
Wahrnehmung und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie.<br />
Fast zeitgleich zur europäischen Initiative präsentierte <strong>der</strong> US-<br />
Biotechnologieverband BIO ein Strategiepapier mit dem Titel<br />
„New Biotech Tools for a Cleaner Environment“. Eine weitere<br />
erfolgreiche Initiative <strong>der</strong> BIO stellen hier auch die „Wall Street<br />
Briefings“ zu mo<strong>der</strong>ner, industrieller Biotechnologie dar.<br />
Die Initiativen auf europäischer Ebene haben auch in Deutschland<br />
zu vermehrten Aktivitäten im Bereich <strong>der</strong> Kommerzialisierung<br />
<strong>der</strong> Weißen Biotechnologie geführt.<br />
So veröffentlichte die DECHEMA (Gesellschaft für Chemische<br />
Technik und Biotechnologie) Ende 2004 ein ausführliches Positionspapier<br />
zur Weißen Biotechnologie und organisierte Expertentreffen<br />
gemeinsam mit dem DIB/VCI (Deutsche Industrievereinigung<br />
Biotechnologie/Verband <strong>der</strong> Chemischen Industrie).<br />
Jüngst wurde erstmalig in einem größeren Rahmen die Kommerzialisierung<br />
<strong>der</strong> Weißen Biotechnologie adressiert: Im<br />
Februar 2005 wurde auf dem Forum „Weiße Biotechnologie –<br />
Erfolgsstrategien für eine nachhaltige Chemieindustrie“ <strong>der</strong><br />
Start einer nationalen Plattform zur Vernetzung <strong>der</strong> Akteure<br />
bekannt gegeben.<br />
Einige Thesen sowie Aussagen dieser Konferenz finden sich in<br />
nachfolgenden Übersichten zusammengefasst.<br />
Thesen zum Kongress „Weiße Biotechnologie – Erfolgsstrategien für eine nachhaltige Chemieindustrie“, Berlin 2005<br />
Quelle: www.weisse-biotechnologie.net<br />
Weiße Biotechnologie …<br />
1. ist ein Thema für Erhalt und Ausbau <strong>der</strong> Kompetitivität <strong>der</strong> chemischen Industrie und damit eins <strong>der</strong> zentralen Zukunftsthemen.<br />
2. bietet ökonomisch und ökologisch erfolgreiche Prozesse und Produkte.<br />
3. wird zukünftig entscheiden<strong>der</strong> durch erfolgreiche KMU bestimmt.<br />
4. hier sind deutsche und europäische Unternehmen internationale Technologieführer.<br />
5. verkürzt Innovationszyklen durch aktuelle technologische Durchbrüche.<br />
6. schafft mo<strong>der</strong>ne Kooperationsmodelle für Akademia, Biotech- und chemische Industrie.<br />
7. wird den Kapitalmarkt überzeugen.<br />
8. benötigt Aufmerksamkeit und Kommunikation.<br />
9. braucht einen starken Schulterschluss zwischen Industrie, Finanzwelt, Politik und Gesellschaft zum Nutzen aller.<br />
10. ist nachhaltig, sowohl in ökonomischer als auch in ökologischer und sozialer Hinsicht.<br />
56 K RÄFTE DER E VOLUTION – DEUTSCHER B IOTECHNOLOGIE-REPORT 2005