Kräfte der Evolution - Ernst & Young
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G ESCHÄFTS- UND KOMMERZIALISIERUNGSSTRATEGIEN<br />
Matthias Reichel, CFO Mologen AG, Berlin<br />
Chancen für Biotechnologieunternehmen in China<br />
Zugang zu einem etwas an<strong>der</strong>en Markt<br />
Statistiken über China sind mit Vorsicht zu genießen: Schätzungen über die Größe des<br />
pharmazeutischen Marktes schwanken um fast 50 %. Auch das, was sicher scheint, ist<br />
auf den ersten Blick wi<strong>der</strong>sprüchlich: Die Pro-Kopf-Ausgaben für Pharmazeutika in China<br />
gehören zu den niedrigsten weltweit. Gleichzeitig ist China das erste Land weltweit, in<br />
dem ein Gentherapeutikum (Gendicine) gegen Krebs eine<br />
Zulassung erhalten hat und eingesetzt wird. Der pharmazeutische<br />
Markt in China ist bereits unter den zehn größten weltweit<br />
und – wenn die hohen Wachstumsraten beibehalten werden<br />
– könnte <strong>der</strong> chinesische Markt am Ende des nächsten<br />
Jahrzehnts unter den drei größten sein.<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit besaßen die kleinen o<strong>der</strong> mittelständischen<br />
pharmazeutischen Unternehmen in China kaum<br />
Forschungs- und Entwicklungskapazitäten und produzierten<br />
Generika, die einem starken Preiswettbewerb unterlagen. Um<br />
den Markt zu regulieren und die Entstehung großer<br />
einheimischer Unternehmen zu för<strong>der</strong>n, hat die staatliche<br />
Behörde für Lebensmittel und Arzneimittel (SFDA) begonnen,<br />
die Anzahl <strong>der</strong> einheimischen Hersteller in den nächsten drei Jahren von 5.000 auf 2.000<br />
zu senken, unter an<strong>der</strong>em indem sie die Einhaltung von internationalen Standards <strong>der</strong><br />
Good Manufacturing Practice (GMP) und an<strong>der</strong>e Maßnahmen verlangt und Unternehmen<br />
schließt, die diese Standards nicht erfüllen.<br />
Biotechnologie in China<br />
Im siebenten und achten „Staatlichen Fünf-Jahres-Entwicklungsplan“ wird<br />
biotechnologischen Projekten beson<strong>der</strong>e Priorität eingeräumt. Die Regierung stellt über<br />
1,4 Mrd. $ für Forschung und Entwicklung im Biotechnologiebereich zur Verfügung. Für<br />
die westlichen Biotech- und pharmazeutischen Unternehmen sind bezüglich klinischer<br />
Studien die niedrigen Kosten, eine große Patientenbasis und einfache Rekrutierung und<br />
die relativ hohe Konzentration spezialisierter Krankenhäuser in den Städten attraktiv.<br />
Multinationale Unternehmen wie Roche, Eli Lilly, Astra Zeneca und Novo Nordisk haben<br />
bereits ihre Forschungs- und Entwicklungszentren in einigen Technologie- und<br />
Biowissenschaftsparks in Shanghai und Beijing eingerichtet. Eine beson<strong>der</strong>e Rolle<br />
spielen auch von „Übersee-Rückkehrern“ gegründete einheimische Biotech-<br />
Unternehmen.<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für ausländische Unternehmen<br />
Die Chancen für westliche Biotechnologie-Unternehmen in China liegen vor allem in zwei<br />
Bereichen: Zugang zu einem <strong>der</strong> am schnellsten wachsenden Märkte weltweit einerseits<br />
und Kosten- und Zeitersparnis bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer Arzneimittel an<strong>der</strong>erseits. Zu<br />
beachten sind nach wie vor einige Beson<strong>der</strong>heiten:<br />
Der Schutz von geistigen Eigentumsrechten verdient bei einem China-Engagement<br />
beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit. Die chinesische Regierung hat den Schutz geistiger<br />
Eigentumsrechte und dessen Durchsetzung gestärkt, nachdem sie dem Welthandelsabkommen<br />
2001 beigetreten ist, und es wird erwartet,<br />
dass sich die Situation in naher Zukunft weiter verbessern wird.<br />
Ohne einen hoch qualifizierten Dolmetscher und einen auf China<br />
spezialisierten Berater dürfte die Erfolgswahrscheinlichkeit für<br />
ein China-Projekt gegen null gehen. Die größte und eine<br />
unterschätzte Hürde ist die Sprachbarriere.<br />
Ein viel versprechendes Beispiel: MOLOGEN und Starvax<br />
Die MOLOGEN AG, Berlin, ist in 2004 eine Partnerschaft mit<br />
Starvax, Beijing, eingegangen, einem jungen Unternehmen, das<br />
von einem Team <strong>der</strong> bereits erwähnten „Übersee-Rückkehrer“,<br />
die in den USA studiert und gelernt haben, geführt wird. Ziel ist,<br />
neue Behandlungsmöglichkeiten gegen verschiedene Tumorerkrankungen<br />
auf <strong>der</strong> Basis von MOLOGENs patentrechtlich geschützten und bereits in<br />
klinischen Studien eingesetzten DNA-basierten Immunmodulatoren zu entwickeln.<br />
Starvax, das von einer <strong>der</strong> größten Telekommunikationsgesellschaften Chinas finanziert<br />
wird, hat gegen eine mo<strong>der</strong>ate Gebühr die Lizenzen für die Technologie von MOLOGEN<br />
erworben. Starvax übernimmt die Finanzierung und Durchführung präklinischer Studien<br />
nach internationalen Standards, die Anmeldung und Zulassung zu klinischen Studien mit<br />
dem innovativen Tumortherapeutikum bei <strong>der</strong> SFDA und die darauf folgenden klinischen<br />
Studien ebenfalls nach internationalen Standards.<br />
MOLOGEN partizipiert finanziell über von Starvax zu leistende Meilensteinzahlungen und<br />
Umsatzbeteiligungen in Asien. Strategisch noch wichtiger ist die Vereinbarung, dass<br />
MOLOGEN für die nicht-asiatischen Märkte die exklusiven Rechte an <strong>der</strong> weiteren<br />
Entwicklung und Vermarktung <strong>der</strong> von Starvax entwickelten Produktkandidaten erhält.<br />
Damit werden MOLOGEN und Starvax in die Lage versetzt, zu geringsten Kosten eine<br />
wertvolle Produktpipeline aufzubauen und in verschiedenen Entwicklungsstadien an<br />
große westliche und asiatische Pharmaunternehmen auszulizenzieren.<br />
www.mologen.de<br />
86 K RÄFTE DER E VOLUTION – DEUTSCHER B IOTECHNOLOGIE-REPORT 2005