Kräfte der Evolution - Ernst & Young
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LION bioscience geht davon aus, dass die Personalstärke von<br />
142 Mitarbeitern im September 2004 im Jahresverlauf 2005/<br />
2006 auf ungefähr 50 bis 70 Mitarbeiter reduziert wird. Die<br />
Neuausrichtung soll zwei Ziele verfolgen: Erstens soll ab dem<br />
Geschäftsjahr 2005/2006 die Profitabilität sichergestellt<br />
werden. Hierzu soll die Mittelallokation durch die Obergesellschaft<br />
zukünftig ausschließlich unter Rentabilitätsaspekten<br />
erfolgen. Zweitens soll durch die bessere Darstellung <strong>der</strong><br />
Vermögenswerte die Transparenz für Anleger erhöht werden.<br />
Auf einer im März 2005 einberufenen außerordentlichen<br />
Hauptversammlung wurde die strategische Neuausrichtung <strong>der</strong><br />
Gesellschaft, die Erweiterung und die<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Satzung u. a. hinsichtlich<br />
des Unternehmensgegenstandes<br />
sowie <strong>der</strong> Ermächtigung zum Erwerb<br />
eigener Aktien durch die Gesellschaft<br />
verabschiedet.<br />
Neben diesen eher mit negativen<br />
Folgen verbundenen Restrukturierungsmaßnahmen<br />
in <strong>der</strong> deutschen<br />
Biotech-Industrie sollen abschließend<br />
noch zwei Beispiele für positive<br />
Umstrukturierung gegeben werden.<br />
So hat im Februar 2004 die<br />
Münchener 4SC die Ausgründung<br />
einer eigenständigen Gesellschaft,<br />
<strong>der</strong> quattro research GmbH bekannt<br />
gegeben. Das neue Unternehmen<br />
entwickelt und vermarktet Software-<br />
Lösungen zur Integration von<br />
chemischen und biologischen Daten<br />
in <strong>der</strong> Medikamentenforschung und<br />
-entwicklung. Mit <strong>der</strong> Ausgründung<br />
kann das Angebot einer breiten<br />
Klientel in <strong>der</strong> Life-Science-Industrie zugänglich gemacht<br />
werden.<br />
Mit einem ähnlichen Ziel – <strong>der</strong> stärkeren Ausrichtung auf Markt<br />
und Kunden – hat im Juli 2004 Jerini ihren Geschäftsbereich<br />
Peptiddienstleistungen als 100-prozentige Tochtergesellschaft<br />
ausgegründet. Die Tochter übernimmt den früheren Geschäftsbereich,<br />
während sich Jerini vollständig auf die Arzneimittelentwicklung<br />
und Vermarktung konzentriert. JPT Peptide<br />
Technologies fokussiert sich auf den Vertrieb und weiteren<br />
Ausbau <strong>der</strong> Produktlinien für die Forschung in den Bereichen<br />
Proteomics, Immunologie und Hochdurchsatz-Screening.<br />
"Die Großwetterlage in <strong>der</strong> Branche ist immer<br />
noch eher wolkig, als von Heiterkeit geprägt - die<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen<br />
auch kaum etwas an<strong>der</strong>es zu. Dennoch war in<br />
2004 endlich wie<strong>der</strong> ein wenig mehr Optimismus<br />
zu beobachten – nicht nur bei den Vertretern<br />
<strong>der</strong> deutschen Biotechnologie selbst,<br />
son<strong>der</strong>n auch in Presse und Öffentlichkeit.<br />
Wenn wir es jetzt noch gemeinsam schaffen,<br />
nicht jeden positiven Trend – wie z. B. die beiden<br />
jüngst erfolgten Börsengänge von Biotech-<br />
Unternehmen – sofort wie<strong>der</strong> mit übergroßer<br />
Skepsis zu betrachten und medienwirksam negativ<br />
darzustellen – dann könnte sich die Biotechnologie<br />
tatsächlich mittelfristig wie<strong>der</strong> so<br />
weit erholen, dass uns am Standort Deutschland<br />
nicht sämtliche zukunftssichernden Ansätze<br />
verloren gehen."<br />
Dr. Claudia Ulbrich, CEO LipoNova GmbH,<br />
Hannover<br />
Der Markt und die Kunden bzw. Partner sowie die flexible<br />
Ausrichtung darauf stellen somit einen weiteren wichtigen<br />
Erfolgsfaktor dar. Denn das Erreichen des Markts o<strong>der</strong> das<br />
Abschließen erfolgreicher Partnerschaften führt in <strong>der</strong> Regel zu<br />
Umsatz. Gleichzeitig werden durch diesen „proof of market“<br />
das Produkt o<strong>der</strong> die Dienstleistungen eines Unternehmens<br />
validiert, was weitere Verkäufe und Aufträge mit sich ziehen<br />
kann.<br />
So eröffnete beispielsweise ein Pilotprojekt mit dem Pharma-<br />
Konzern Bristol-Myers Squibb für die börsennotierte november<br />
die Chance, ihr Produkt, ein DNA-basiertes Sicherheitssiegel<br />
zum Schutz vor gefälschten Medikamenten,<br />
gegenüber konkurrierenden<br />
Technologien, zum Beispiel<br />
Hologrammen, durchzusetzen. Denn<br />
in dem Pilotprojekt konnte sich das<br />
DNA-Siegel bewähren, das zukünftig<br />
alle AIDS-Medikamente <strong>der</strong> Pharma-<br />
Firma fälschungssicher machen soll.<br />
Die Kooperation brachte im vergangenen<br />
Geschäftsjahr immerhin<br />
220.000 € Umsatz ein.<br />
Eine beson<strong>der</strong>s flexible Ausrichtung<br />
auf den Kunden (in diesem Falle<br />
sogar den Endverbraucher) erwog die<br />
Frankfurter Humatrix: Bei Vaterschaftstest,<br />
<strong>der</strong>en Testergebnis nicht<br />
innerhalb von drei Tagen nach<br />
Probeneingang im Labor vorliegt,<br />
erhalten Kunden ihr Geld zurück. Der<br />
hohe Automatisierungsgrad des<br />
Labors gewährleistet die kurze<br />
Bearbeitungszeit von nur drei Tagen.<br />
Ein <strong>der</strong>artiger Service lässt sich wohl<br />
nur dann leisten, wenn eine entsprechende Erfolgsbasis zuvor<br />
aufgebaut wurde. Als Konsequenz ihrer dreijährigen<br />
Erfolgsgeschichte bezog die Firma im vergangenen März neue<br />
Gewerbeflächen, da <strong>der</strong> bisherige Standort an seine<br />
Kapazitätsgrenzen gestoßen war.<br />
Eine flexible Reaktion auf den Markt ist sicher auch die<br />
Diversifikation in die Biotechnologie, wie sich an Ausgründungsbeispielen<br />
<strong>der</strong> Fresenius Biotech in München und <strong>der</strong><br />
elbion in Dresden zeigen lässt.<br />
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