Kräfte der Evolution - Ernst & Young
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Ausgewählte Statements <strong>der</strong> Konferenz „Weiße Biotechnologie – Erfolgsstrategien für eine nachhaltige<br />
Chemieindustrie“ vom 21. bis 22.02.2005 in Berlin<br />
Quelle: <strong>Ernst</strong> & <strong>Young</strong><br />
Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, hielt die Eröffnungsrede mit dem Aufruf, alle nicht begründbaren<br />
Hemmnisse <strong>der</strong> Grünen, Roten und Weißen Biotechnologie abzubauen. Neben <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Unternehmensbesteuerung seien<br />
weiterhin Kooperationsmöglichkeiten und Forschung zu för<strong>der</strong>n.<br />
Dr. Jürgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> BASF AG und Präsident des VCI, betonte, dass Weiße Biotechnologie bereits zu<br />
einigen beachtlichen Erfolgen geführt habe, aber dennoch keinen generellen Ersatz für chemische Verfahren darstelle und nicht auf<br />
Knopfdruck einsetzbar sei. Um das Potenzial <strong>der</strong> nachwachsenden Rohstoffe zu nutzen, sei auch die Grüne Biotechnologie zu för<strong>der</strong>n.<br />
Laut Dr. Holger Zinke, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> BRAIN AG, muss die Weiße Biotechnologie aus dem Schatten des<br />
Spezialistentums heraustreten. Dabei ist Zusammenarbeit statt Grabenkämpfen gefragt, beispielsweise durch die Schaffung von<br />
industrienahen Kompetenzzentren. Das vorherrschende Geschäftsmodell sei die Kooperation, wobei die Kooperationsmodelle<br />
strukturell immer mehr etablierten Pharma-Biotech-Allianzen gleichen. Die Gewinnpotenziale seien zwar nicht unbeschränkt<br />
hoch, dafür aber sei auch das Risiko geringer. Typische Projekte mit <strong>der</strong> Industrie haben oft nur 1 bis 2 Jahre Entwicklungszeit.<br />
Dr. Christian Patermann, Direktor für Biotechnologie, Landwirtschaft und Ernährung bei <strong>der</strong> Sektion Forschung <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission, bescheinigte <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie hohe Priorität in Brüssel. Län<strong>der</strong> wie die USA (Bioraffinerien), Japan<br />
(Aminosäuren), aber auch Indien, China, Kanada und Brasilien, bauten ihre Kompetenzen aus, so dass auch Europa durch<br />
Netzwerke und För<strong>der</strong>ung grenzüberschreiten<strong>der</strong> Kooperationen eigene Stärken aufbauen müsse.<br />
Dr. Jens Riese von McKinsey & Company, bezifferte den möglichen Anteil <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie am weltweiten<br />
Chemikalienumsatz in fünf Jahren auf 10 %, während er heute bei 5 % läge. Optimistischere Schätzungen von prospektiven 20 %<br />
seien eher als „Upside-Potential“ zu sehen. Abhängig sei dies von Rohstoffpreisen, Konsumentenakzeptanz, politischen<br />
Rahmenbedingungen und Mut zu Investitionen. Dabei dürfe man nicht nur von heutigen Kunden ausgehen, da die Industrie sehr<br />
dynamisch agiere.<br />
Dr. Gunter Festel von Festel Capital warnte davor, einen schnelllebigen Hype zu entfachen, da interessante, nachhaltige<br />
Investitionsmöglichkeiten gegeben seien. Firmen <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie zeigten in erster Linie schon als Start-up organisches<br />
Wachstum, Venture Capital habe dabei nur untergeordnete Bedeutung. IPOs würden nur in seltenen Fällen als Option angesehen,<br />
daher wären Trade Sales eine Alternative. Allerdings stünden Chemieunternehmen externen Investoren skeptisch gegenüber.<br />
Dr. Alfred Oberholz, Vorstand <strong>der</strong> Degussa AG, legte dar, dass die Grüne Biotechnologie notwendig sei, damit die Weiße<br />
Biotechnologie zum Tragen komme. Gentechnologie müsse bei nachwachsenden Rohstoffpflanzen möglich sein. Den Bereich<br />
Biokatalyse möchte Degussa in zehn Jahren größenmäßig verdoppeln.<br />
Hilmar Platz, Partner bei <strong>der</strong> Kayenburg AG, betonte die beachtliche Marktkapitalisierung einiger Firmen <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie,<br />
wie Novozymes, Genencor, Maxygen, Diversa und Senomyx. Es sei klar, dass diese Geschäftmodelle auf Spezialitätenchemie<br />
und nicht auf Bulkchemie basierten.<br />
Prof. Wim Soetaert von <strong>der</strong> Universität Gent fasste die nötigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche, weitere Entwicklung<br />
zusammen: Nötig seien erhöhte Wahrnehmung (beispielsweise durch Verwendung des Begriffes ‚Nachhaltigkeit‘ als<br />
Verkaufsargument) und begünstigte F&E (Steuern, För<strong>der</strong>ung von Anwendungsentwicklungen).<br />
Dr. Marc Schüler von DSM Venturing and Business Development, erläuterte, dass DSM ein Partner für Exits sei; dabei könne aber<br />
nicht in reine Forschungsergebnisse investiert werden, son<strong>der</strong>n nur in Unternehmen mit neuartigen Produktkandidaten.<br />
Dr. Thomas Höger, Lead-Analyst Biotechnologie bei <strong>der</strong> DZ BANK, sieht <strong>der</strong>zeit nur eine geringe Kapitalmarktrelevanz für die<br />
Weiße Biotechnologie in Deutschland, v. a. aufgrund fehlen<strong>der</strong> Unternehmensangaben über Umsatz- und Margenentwicklungen.<br />
Für Dr. Karl-Heinz Maurer von <strong>der</strong> Henkel KGaA sind bei Kooperationen die Schnelligkeit und ein „Freedom-to-Operate“ wichtig,<br />
indem die Partner neben dem Know-how auch die nötigen Patente halten.<br />
Der Wissenschaftsredakteur Dr. Norbert Lossau („Die Welt“) merkte an, dass die Weiße Biotechnologie als Begriff in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
und selbst bei Redaktionen noch nicht bekannt sei. Durch eine neue Kategorisierung würden Kommunikationsprobleme erst<br />
geschaffen.<br />
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