Kräfte der Evolution - Ernst & Young
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1. Kommerzielle Biotechnologie in Deutschland – Ein Überblick<br />
Kräfte <strong>der</strong> <strong>Evolution</strong><br />
„Kräfte <strong>der</strong> <strong>Evolution</strong>“, das diesjährige Motto des deutschen<br />
Biotechnologie-Reports, beschreibt den Prozess <strong>der</strong> Differenzierung<br />
und Selektion, <strong>der</strong> im vergangenen Jahr in <strong>der</strong><br />
deutschen Biotech-Branche stattgefunden hat. Auf dem<br />
„steinigen Weg zu den Sternen“ wirken nun deutlich die Kräfte<br />
<strong>der</strong> <strong>Evolution</strong>. Der aktuelle Titel deutet auf den nach wie vor<br />
andauernden Kampf <strong>der</strong> Branche um das „Survival of the<br />
Fittest“ hin. Anpassungen werden sichtbar und behaupten sich<br />
im Selektionsprozess <strong>der</strong> Konsolidierung.<br />
Die Folge ist eine zunehmende Aufteilung in Firmen, die ihre<br />
Position stärken konnten und Unternehmen, die Rückschritte<br />
bis hin zu Insolvenzen hinnehmen mussten. „Die Schere öffnet<br />
sich“ wäre ein ebenso passen<strong>der</strong> Titel gewesen.<br />
Auf Grund erkennbarer Fortschritte in einigen Bereichen und<br />
zunehmend positiver Stimmung scheint es, als ob die Talsohle<br />
fast durchschritten wäre. Die wie<strong>der</strong> aufkeimende deutsche<br />
Biotech-Industrie muss nun weiter überleben und wachsen.<br />
Dazu gehört eine stärkere Finanzbasis ebenso wie starke Partner<br />
und akzeptable staatliche Rahmenbedingungen.<br />
Aber auch die Biotech-Firmen selbst müssen durch<br />
unternehmerisches, markt- und kundenorientiertes Handeln<br />
ihren Beitrag leisten. Dieses war in <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit<br />
oft nicht möglich, da sie gegenüber den Finanziers in die<br />
Defensive gedrängt waren.<br />
Die Zukunft dieses Sektors kann „zu den Sternen führen“, da<br />
die Biotechnologie weiterhin eine Schlüsseltechnologie des 21.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts ist. Mit Hilfe <strong>der</strong> Biotechnologie werden nach wie<br />
vor viele neue Erkenntnisse gewonnen und in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
Innovationen erzielt, und zwar sowohl in <strong>der</strong> Roten, <strong>der</strong> Weißen<br />
als auch in <strong>der</strong> Grünen Biotechnologie.<br />
Während die Vorteile <strong>der</strong> Roten Biotechnologie, die auf die<br />
Behandlung bisher unzureichend o<strong>der</strong> nicht behandelbarer<br />
Krankheiten durch neuartige Medikamente, aber auch auf neue<br />
Diagnostika zielt, klar erkennbar sind, wird <strong>der</strong> Nutzen <strong>der</strong><br />
Weißen Biotechnologie (Anwendung im industriellen Bereich)<br />
dem Normalbürger nicht sofort offensichtlich. Denn <strong>der</strong>en<br />
Einsatz zielt im Wesentlichen auf effizientere und sparsamere<br />
Produktionsverfahren o<strong>der</strong> Synthesen für neue Stoffe<br />
insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> chemischen Industrie.<br />
Dennoch ist die Weiße Biotechnologie heute schon im Alltag<br />
gegenwärtig – etwa bei je<strong>der</strong> Wäsche. Gentechnisch<br />
modifizierte Waschmittelenzyme bleiben in <strong>der</strong> stark<br />
alkalischen und mit Bleichmitteln befrachteten Waschlauge<br />
wesentlich länger aktiv als natürliche Enzyme, <strong>der</strong>en<br />
Lebensdauer und damit auch Wirksamkeit durch die an<strong>der</strong>en<br />
Waschmittelinhaltsstoffe drastisch verringert wird. Durch<br />
gezieltes Protein Engineering können zudem die Hautverträglichkeit<br />
von Proteasen und die Entfernung von<br />
Anschmutzungen noch besser gemacht werden.<br />
Obwohl auch die Grüne Biotechnologie (Anwendungen in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie) zahlreiche praktische<br />
Vorteile bietet, bescheren die geringe Akzeptanz in <strong>der</strong><br />
Bevölkerung sowie die inakzeptablen staatlichen Rahmenbedingungen<br />
diesem Sektor einen unverdienten Stillstand.<br />
Die Kräfte <strong>der</strong> <strong>Evolution</strong> haben zur Folge, dass die Industrie<br />
weiterhin von Konsolidierung, das heißt von Insolvenzen und<br />
Restrukturierungen, geprägt ist. Doch letztlich wird dies <strong>der</strong><br />
Branche nach harten Jahren einen Neuanfang ermöglichen, aus<br />
dem sie gestärkt hervorgehen wird. Die ersten Zeichen <strong>der</strong><br />
Stärkung sind bereits erkennbar:<br />
• Die Branche weist einen gestiegenen Umsatz und einen<br />
gesunkenen Verlust auf.<br />
• Mehr Firmen sind profitabel geworden.<br />
• Die Zahl <strong>der</strong> Neugründungen hat leicht zugenommen.<br />
• Über 150 Firmen halten die Einstellung neuer Mitarbeiter in<br />
2005 für wahrscheinlich.<br />
• Deutlich mehr Wirkstoffe haben die klinische Phase II und III<br />
erreicht; einige Wirkstoffe konnten erfolgreich auslizenziert<br />
o<strong>der</strong> verkauft werden.<br />
• Insolvent gemeldete Firmen konnten von an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />
übernommen werden.<br />
• Die Zahl an kommerziellen Partnerschaften ist gestiegen.<br />
• Das Volumen an Risikokapitalfinanzierungen ist weiter leicht<br />
gestiegen und es gab wie<strong>der</strong> Börsengänge sowie einige<br />
Kapitalerhöhungen bereits börsennotierter Unternehmen.<br />
• Der Sektor wird von Bund und Län<strong>der</strong>n unterstützt sowie<br />
geför<strong>der</strong>t. Jedoch sind einige Rahmenbedingungen nach wie<br />
vor stark verbesserungsbedürftig.<br />
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