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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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daß das Abendl<strong>an</strong>d – erneut? – diese wertvolle Quelle<br />

her<strong>an</strong>zieht. 104<br />

Schließlich sieht Borst im Lorscher Reichskalen<strong>der</strong><br />

eine g<strong>an</strong>z neue Art <strong>der</strong> Darstellung mit einer computistischen<br />

Intervallzone, einer liturgischen Festzone<br />

und einer gelegentlich besetzten astronomischen<br />

Terminzone. 105 Daraus leitete er eine Reform ab, die<br />

den einst von Beda Venerabilis im frühen 8. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

gesetzten Impuls über l<strong>an</strong>ge Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg<br />

bis hin zur gregori<strong>an</strong>ischen Kalen<strong>der</strong>reform getragen<br />

hätte. Doch auch in diesem Fall trägt <strong>der</strong> Impuls keineswegs,<br />

son<strong>der</strong>n erlischt wie alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en Errungenschaften<br />

<strong>der</strong> »karolingischen Renaiss<strong>an</strong>ce«, um entwe<strong>der</strong><br />

unter den Ottonen o<strong>der</strong> unter noch späteren<br />

Kaisern einen neuerlichen, nach meiner Meinung<br />

ersten Aufschwung zu nehmen.<br />

Wegen dieser »Zündaussetzer« – m<strong>an</strong> verzeihe<br />

den respektlosen Vergleich – wurde hier eine Renaiss<strong>an</strong>ce<br />

auffällig, die hortete, statt zu säen, und die<br />

sich deshalb von Jacques Le Goff die Frage gefallen<br />

lassen mußte: »Ist eine geizige Renaiss<strong>an</strong>ce denn<br />

überhaupt möglich?« 106<br />

Die Technikgeschichte bleibt von ähnlichen Ereignisverdoppelungen<br />

nicht verschont. So mußte<br />

festgestellt werden, daß eine epochale Revolution<br />

jäh ins Stocken geriet. Die Steigbügel – <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs einfache<br />

Schlaufen <strong>an</strong> einem Pferdegurt – sicherten<br />

einen viel besseren Sitz im Sattel und erlaubten damit<br />

auch die Verwendung <strong>der</strong> L<strong>an</strong>ze. Da sie leicht<br />

zu kopieren sind und kein beson<strong>der</strong>es Know-how<br />

verl<strong>an</strong>gen, sollten sie sich sehr rasch ausgebreitet<br />

haben. Und so haben sie die Byz<strong>an</strong>tiner rasch, gegen<br />

600, von den Awaren übernommen. Aber <strong>der</strong> Weg<br />

in den Westen erwies sich als sehr mühselig. Ob-<br />

104

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