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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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Ketzer mit durchschnittnen Wurzeln<br />

Um so mehr Zeit blieb ab dem Jahre 1000 für Ängste<br />

aller Art – und von kaum <strong>an</strong><strong>der</strong>em spricht die<br />

weitere Geschichte. »Seit dem Beginn des zweiten<br />

Jahrtausends treten im Abendl<strong>an</strong>d Ketzer auf.« 385 A.<br />

Borst beobachtet und präzisiert: »Seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />

flammen in West- und Südeuropa hier<br />

und dort Ketzereien auf, schwer zu entwirren in ihrem<br />

inneren Zusammenh<strong>an</strong>g und doch einheitlich in<br />

ihrer enthusiastischen Frömmigkeit und asketischen<br />

Weltflucht.« 386 So spricht kurz nach dem Jahre 1000<br />

<strong>der</strong> Bauer Leuthard aus <strong>der</strong> Champagne von einer<br />

wun<strong>der</strong>baren göttlichen Offenbarung, schart Anhänger<br />

um sich, wird vom Bischof als Narr bloßgestellt<br />

und begeht 1004 Selbstmord; »einer <strong>der</strong> wenigen<br />

Selbstmör<strong>der</strong> im Mittelalter«. 387<br />

Nun wuchern die Häresien, als ob sie g<strong>an</strong>z neue<br />

Nahrung fänden. Ob diese Ketzer von apokalyptischen<br />

und chiliastischen Visionen umgetrieben wurden,<br />

wird teils verneint, 388 teils bejaht. 389 1022 findet<br />

in Fr<strong>an</strong>kreich die erste Ketzerverbrennung statt, 390<br />

seit etwa 1140 werden die Massen von Ketzereien<br />

ergriffen, und von da <strong>an</strong> zeigen sich akute Ängste<br />

vor Weltunterg<strong>an</strong>g, Antichrist und Teufelsherrschaft,<br />

bis hin zur Lehre von den drei Zeitaltern des<br />

Joachim da Fiore (ca. 1130-1202). Nach Berechnungen<br />

dieses Abtes war das Ende <strong>der</strong> neutestamentlichen<br />

Klerikerkirche bis 1260 zu erwarten, d<strong>an</strong>ach<br />

sollte »das dritte Reich« einer mönchischen Geistzeit<br />

<strong>an</strong>brechen.<br />

Diese Prophezeiung wurde mit dem Auftreten des<br />

Antichrists verbunden, <strong>der</strong> mit seinen teuflischen<br />

Täuschungsm<strong>an</strong>övern gerade in den höchsten<br />

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