24.05.2015 Aufrufe

Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sche Teil von Bedas Programm mehr abgebrochen<br />

als abgeschlossen [worden]. Ähnliche Ermüdung<br />

machte sich in Komputistik und Chronistik breit.« 193<br />

So sind die Ch<strong>an</strong>cen gering, daß Beda im frühen<br />

Mittelalter verbleiben k<strong>an</strong>n. Vielmehr dürften wesentliche<br />

Schriften von ihm ins 12. Jahrhun<strong>der</strong>t gehören,<br />

so daß <strong>der</strong> Begriff Pseudo-Beda <strong>an</strong>gebracht<br />

wäre. Aber diese Bezeichnung ist bereits vergeben,<br />

kennt m<strong>an</strong> doch weitere Schriften, die unter seinem<br />

Namen in Umlauf gesetzt worden sind und zumindest<br />

von Borst in die Zeit vor 1100 datiert werden. 194<br />

Alles in allem k<strong>an</strong>n Beda nicht <strong>der</strong> Popularisator <strong>der</strong><br />

christlichen Zeitrechnung gewesen sein.<br />

Auch wer für Beda und seine Zeit<strong>an</strong>gaben die<br />

H<strong>an</strong>d ins Feuer legen möchte, muß einräumen, daß<br />

damit nicht viel gewonnen wäre, weil die Datierung<br />

»n. Chr.« nach <strong>der</strong> Karolingerzeit noch einmal einen<br />

schweren Rückschlag erlebt, wie die gesamte sogen<strong>an</strong>nte<br />

Karolingische Renaiss<strong>an</strong>ce. Völlig offen<br />

bleibt die Frage, wieso sich erst nach 1000 diese<br />

Datierungsmethode auf breiter Front durchgesetzt<br />

<strong>hat</strong>.<br />

Schöpfungsären<br />

Wenn wir uns nun <strong>an</strong><strong>der</strong>en, gleichzeitigen Zeitrechnungssystemen<br />

zuwenden, d<strong>an</strong>n stoßen wir auf g<strong>an</strong>z<br />

ähnliche Begleiterscheinungen. So <strong>hat</strong> auch das<br />

zweite, noch mächtigere Kaiserhaus Europas justament<br />

in den »dunklen Jahrhun<strong>der</strong>ten« seine Epochenrechnung<br />

verän<strong>der</strong>t. Nachdem es die Hauptstadt<br />

vom Tiber <strong>an</strong> den Bosporus verlegt <strong>hat</strong>te, mußte<br />

früher o<strong>der</strong> später auch <strong>der</strong> Wunsch keimen, nicht<br />

152

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!