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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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Nachdem Friedrich II. 1250 stirbt, st<strong>an</strong>den seit Otto<br />

III. rund 250 Jahre zur Verfügung, um die Karlsfigur<br />

mit immer mehr Leben zu füllen. Da sich bei unserer<br />

kleinen Überschlagsrechnung für jedes Kloster 100<br />

Urkunden des frühen Mittelalters ergaben, hieße das,<br />

wie<strong>der</strong> in einem statistischen Mittel gerechnet, daß<br />

jedes Kloster alle zweieinhalb Jahre eine »alte« Urkunde<br />

erfunden und nie<strong>der</strong>geschrieben <strong>hat</strong>. Mit dieser<br />

Arbeit k<strong>an</strong>n kein Skriptorium überfor<strong>der</strong>t gewesen<br />

sein. Selbst bei nur 100 Jahren kreativer Fälschungszeit<br />

könnte unser Durchschnittskloster ein<br />

g<strong>an</strong>zes Jahr mit <strong>der</strong> Erzeugung einer einzigen Urkunde<br />

verbracht haben.<br />

Zur Verschriftlichung im Abendl<strong>an</strong>d<br />

Eines ist festzuhalten: Gegen 1130 w<strong>an</strong>deln sich die<br />

Textvorlagen für »fromme Murmler«, wie sich Iv<strong>an</strong><br />

Illich ausgedrückt <strong>hat</strong>, 455 in Texte für aktive Leser.<br />

Sie erhalten Zwischentitel und Marginalien, ihr Inhalt<br />

wird mit alphabetischen Registern und <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Indices aufgeschlüsselt und leicht zugänglich gemacht.<br />

Nicht viel früher setzt eine Welle <strong>der</strong><br />

Verschriftlichung auch im juristischen Sinn <strong>der</strong> Eigentumsfixierung<br />

ein. War bis dahin <strong>der</strong> Immobilienbesitz<br />

weitgehend Gewohnheitsrecht, hergestellt<br />

durch die Erinnerung <strong>an</strong> frühere Zeiten, wurden jetzt<br />

die Besitzverhältnisse schriftlich fixiert, wobei Urkunden<br />

um kleinerer Ergänzungen willen verunechtet<br />

worden sind. 456 Die Wissenschaft <strong>hat</strong> kein Problem<br />

damit, daß bei dieser Gelegenheit in vielen<br />

Fällen die Karolinger und vor allem Karl d. Gr. bemüht<br />

worden sind. Wie konnte <strong>der</strong> eigene Besitz<br />

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