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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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wie wir unsere Null verwenden: nicht nur als Platzhalter,<br />

son<strong>der</strong>n auch als Zahl mit speziell für sie geltenden<br />

Rechenregeln. Das <strong>hat</strong> Robert R. Newton<br />

schon 1972 bemerkt, worauf die Mediävisten in Gestalt<br />

von Arno Borst erst 1998 reagierten 189 und hervorhoben,<br />

daß es hier keineswegs um die indische<br />

und d<strong>an</strong>n arabische Null gehe, die ja erst gegen 1100<br />

o<strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>g des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts nach Europa gekommen<br />

ist, son<strong>der</strong>n um einen spät<strong>an</strong>tiken Brauch.<br />

Doch <strong>hat</strong> gerade Borst ein weiteres Indiz für einen<br />

viel späteren Beda beigesteuert. Der große Mediävist<br />

muß sich wun<strong>der</strong>n: Anno 1040 konnte zwar <strong>der</strong><br />

durchschnittliche Mondlauf bis auf wenige Sekunden<br />

genau bestimmt werden, aber Herm<strong>an</strong>n <strong>der</strong><br />

Lahme bemerkte nicht, daß es nur ein mittlerer, kein<br />

konst<strong>an</strong>ter <strong>Wer</strong>t war. »Denn noch immer besaß <strong>der</strong><br />

lateinische Westen kein Instrument, um den Mondlauf<br />

genau zu messen und seine Schw<strong>an</strong>kungen zu<br />

qu<strong>an</strong>tifizieren.« 190 Beda aber hätte bereits 300 Jahre<br />

früher erk<strong>an</strong>nt, daß die Mondbahn unregelmäßig<br />

durchlaufen wird und deshalb die 29 Tage, 12 Stunden<br />

und rund 44 Minuten für einen Umlauf nur im<br />

Schnitt gelten.<br />

Da Beda in seinen <strong>Wer</strong>ken aus dem vermeintlichen<br />

frühen 8. Jahrhun<strong>der</strong>t durchweg so progressiv<br />

ist, kam es zur Einschätzung durch Olaf Pe<strong>der</strong>sen,<br />

daß »kein wissenschaftliches <strong>Wer</strong>k vergleichbaren<br />

<strong>Wer</strong>tes in <strong>der</strong> lateinisch schreibenden Welt vor Beginn<br />

des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts erschienen ist«. 191 Und<br />

Borst muß obendrein feststellen, daß »<strong>der</strong> karolingische<br />

Impetus zu erlahmen« beginnt. 192 Denn nach<br />

Ado von Vienne, <strong>der</strong> sich zwischen 850 und 860 <strong>an</strong><br />

Beda orientiert habe, bröckelt das Wissen um Beda<br />

bedenklich. So ist um 865 auch »<strong>der</strong> hagiographi-<br />

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