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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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che Jahrhun<strong>der</strong>te in die Weltgeschichte gel<strong>an</strong>gt sein,<br />

die durch Einheirat byz<strong>an</strong>tinischer Prinzessinnen<br />

auch in den Westen und in die dortige Zeitrechnung<br />

vordr<strong>an</strong>gen.<br />

Mein Gegenargument in dieser Debatte war <strong>der</strong><br />

Umst<strong>an</strong>d, daß <strong>der</strong> Osten zwar l<strong>an</strong>ge nach <strong>der</strong> Seleukidenära,<br />

später d<strong>an</strong>n nach Weltära, aber niemals<br />

nach Christi Geburt gerechnet <strong>hat</strong> (bei den Ostchristen<br />

blieb die Datierung von Jesu Geburt bis ins 14.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t umstritten). 285 Heinsohn <strong>hat</strong> daraufhin<br />

sein Argument modifiziert, indem er den Ersatz von<br />

Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> durch Jesus Christus unter Kaiserin Theoph<strong>an</strong>u<br />

in den Westen verlegte, wo es den christologischen<br />

Bestrebungen zupaß gekommen wäre. 286 In<br />

diesem Fall hätte die bessere, nämlich die byz<strong>an</strong>tinische<br />

Verwaltung ein korrektes Alex<strong>an</strong><strong>der</strong>-Datum <strong>an</strong><br />

den Westen abgetreten, das dort in ein Christus-<br />

Datum verw<strong>an</strong>delt worden wäre. Damit aber auch<br />

im Osten die 297-Jahres-Lücke motiviert würde,<br />

hätte die byz<strong>an</strong>tinische Verwaltung den Fehler <strong>der</strong><br />

Westchristen stillschweigend übernehmen und die<br />

Lücke auch noch ausfüllen müssen. Doch dagegen<br />

bürgt gerade ihre <strong>an</strong>gesprochene Professionalität. 287<br />

Wäre eine <strong>der</strong>artige Vertauschung prinzipiell möglich<br />

gewesen? Dazu ein Beispiel, das obendrein die<br />

genaue Verschränkung verschiedener Aren im Altertum<br />

verdeutlicht. Censorinus erstellte für das Jahr<br />

238 n. Chr., als sein Buch De die natali erschien,<br />

eine Synchronopse:<br />

»Wenn ich nicht irre, ist nach Varros Rechnung<br />

dieses Jahr, das Bezeichnung und Namen nach dem<br />

Konsulat des V. C. Pius und Ponti<strong>an</strong>us <strong>hat</strong>, das<br />

1014. Jahr nach <strong>der</strong> ersten Olympiade, freilich von<br />

den Sommertagen ausgehend, <strong>an</strong> denen die Olym-<br />

214

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