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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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diesem Grund wurde nicht zuletzt die liegende Acht,<br />

die Lemniskate, zum mathematischen Symbol für<br />

das Unendliche.<br />

Unter den frühen Kirchenvätern wurden diese<br />

Vorstellungen heftig diskutiert. Justinus <strong>der</strong> Märtyrer<br />

spricht schon im 2. Jahrhun<strong>der</strong>t davon, daß die<br />

1000jährige Christusherrschaft im neugebauten Jerusalem<br />

zur vollkommenen Rechtgläubigkeit gehöre,<br />

obwohl doch <strong>der</strong> wahre Christ nicht nach Ort und<br />

Stunde fragen solle. 356 Augustinus, <strong>an</strong>fänglich selbst<br />

Chiliast, ließ die Dauer <strong>der</strong> Welttage unbestimmt<br />

und ben<strong>an</strong>nte nur noch symbolisch die Zeit von <strong>der</strong><br />

Auferstehung Christi bis zum Ende <strong>der</strong> Welt als<br />

Tausendjähriges Reich.<br />

»Die Frist <strong>der</strong> tausend Jahre ist also eine Hilfskonstruktion<br />

und die Zahl selbst nicht im Sinne einer<br />

datierbaren Zeit gemeint. Gleichwohl haben sich <strong>an</strong><br />

sie in <strong>der</strong> Alten Kirche m<strong>an</strong>nigfaltige Spekulationen<br />

über den Verlauf <strong>der</strong> Weltgeschichte <strong>an</strong>geknüpft<br />

(›Chiliasmus‹), die seit Augustin aus dem Bereich<br />

<strong>der</strong> kirchlichen Lehrüberlieferung in sektiererische<br />

R<strong>an</strong>dströmungen abgedrängt worden sind.« 357 So<br />

wäre es <strong>der</strong> offiziellen Kirche lieb, de facto aber<br />

waren diese schlichten Ged<strong>an</strong>ken sehr l<strong>an</strong>ge virulent,<br />

haben die christliche Geschichtsschreibung<br />

entscheidend beeinflußt und verb<strong>an</strong>den sich mit <strong>der</strong><br />

Spekulation um Endzeitkaiser und Antichrist.<br />

»Vor allem aber scheint die Weissagung über den<br />

großen, in <strong>der</strong> Endzeit nach Jerusalem ziehenden<br />

Kaiser ihre [<strong>der</strong> Pauperes] Einbildungskraft beschäftigt<br />

zu haben, und offenbar steigerten sie sich mit<br />

allen ihren Kräften in den Glauben hinein, unter <strong>der</strong><br />

Führung dieses mysteriösen Herrschers zu stehen. In<br />

den ursprünglichen, im Osten zirkulierenden grie-<br />

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