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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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Apokalyptisches Ende o<strong>der</strong> Erwartung irdischen<br />

Heils<br />

Aus heutiger, eher weltlicher Sicht kollidieren hier<br />

zwei konträre Vorstellungen: Den Glauben <strong>an</strong> Apokalypse,<br />

Antichrist und Jüngstes Gericht dominieren<br />

Furcht und Schrecken, so wie dies D<strong>an</strong>te für 1300<br />

beschrieben <strong>hat</strong> und wie es Signorelli vor und Michel<strong>an</strong>gelo<br />

nach 1500 (aus-)gemalt haben. Ungetrübte<br />

Heilserwartungen sind dagegen mit den Vorstellungen<br />

eines 1000jährigen Friedensreiches unter<br />

Christus und einem endzeitlichen Kaiser verbunden.<br />

Konnten beide Sichtweisen gleichzeitig bestehen?<br />

Inzwischen ist aufgedeckt, daß <strong>der</strong> furchtbare<br />

Aspekt zwar um 1200 dominierte, aber zur Jahrtausendwende<br />

noch kaum existierte. Es war <strong>der</strong> große<br />

José Ortega y Gasset, <strong>der</strong> bereits 1904, aber noch<br />

völlig unbeachtet, feststellte: »Die Legende [<strong>der</strong><br />

Schrecken] über das Jahr eintausend ist vollständig<br />

unwahr; ihren Vorstellungen liegen keine wirklichen<br />

Tatsachen zugrunde.« 359<br />

»Die neuere Geschichtsforschung ist sich darüber<br />

klargeworden, daß die ›Schrecken des Jahres 1000‹<br />

mindestens zum großen Teil eine bloße Erfindung<br />

von Historikern aus viel späteren Zeiten war«, so J<strong>an</strong><br />

Dhondt 1990. 360 »Und die Geschichte zeigt, daß es<br />

im Jahr 1000 keine chiliastisch gedeuteten Schrecknisse<br />

gegeben <strong>hat</strong>«, befindet Carozzi 1996. 361 Ein<br />

<strong>an</strong>gsterfüllter Millenarismus <strong>hat</strong> nicht stattgefunden,<br />

auch wenn immer noch »laut alten Chroniken« kolportiert<br />

wird – sie gehen in Wahrheit meist auf Jules<br />

Michelets (1798-1874) Vorstellungen von <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />

zurück –, daß sich am Silvesterabend<br />

des Jahres 999 eine zitternde Menschenmenge um<br />

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