24.05.2015 Aufrufe

Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Millenarismus ab 1300<br />

Erstaunlicherweise weckte das Jahr 1300 viel mehr<br />

<strong>an</strong> millenaristischen Ängsten als das doch »eigentlich«<br />

viel bedeutsamere Jahr 1000. Es läßt sich nicht<br />

beweisen, daß hier noch <strong>der</strong> ursprüngliche, rund 300<br />

Jahre kürzere Kalen<strong>der</strong> erinnert worden wäre, <strong>der</strong><br />

erst jetzt die eigentliche Jahrtausendwende erreicht<br />

hätte. Für das Jahr 1300 verkündete auf alle Fälle<br />

Papst Bonifaz VIII. ein erstes Heiliges Jahr. Mit<br />

dieser Proklamation war ein vollkommener Ablaß<br />

für Rompilger verknüpft, was Ströme von Pilgern<br />

nach Rom brachte. Seitdem wird dieser Brauch fortgeführt,<br />

sün<strong>der</strong>gerecht in kürzeren Abständen, und<br />

so <strong>hat</strong> auch Papst Joh<strong>an</strong>nes Paul II. das Jahr 2000<br />

zum Hl. Jahr ausgerufen, für das in den Hauptkirchen<br />

die zugemauerten Hl. Pforten geöffnet werden<br />

und die Pilger noch immer vollkommenen Ablaß<br />

von ihren Sünden gewinnen können. D<strong>an</strong>te verlegte<br />

seinen atemberaubenden Weg – durch die Hölle,<br />

über den Läuterungsberg bis ins Paradies – in den<br />

März des Heiligen Jahres 1300. War Otto III. <strong>der</strong><br />

Jahrtausendkaiser ohne Fortune, brachte Bonifaz<br />

VIII. als überhaupt mächtigster Kirchenfürst den<br />

Kalen<strong>der</strong>impuls jedes Jahrhun<strong>der</strong>t mindestens einmal<br />

zum Tragen. Er könnte als <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>tpapst<br />

bezeichnet werden.<br />

Weil sich <strong>der</strong> Weltunterg<strong>an</strong>g we<strong>der</strong> 800 noch 1000<br />

noch 1300 einstellen wollte, <strong>hat</strong> m<strong>an</strong> keineswegs die<br />

Rechnung in Welttagen eingestellt, son<strong>der</strong>n »zukunftssicher«<br />

modifiziert. M<strong>an</strong> blieb nunmehr beim<br />

Stichjahr 5001 für den Beginn des 6. Welttages wie<br />

für die Geburt Christi, beschränkte ihn aber nicht<br />

mehr auf 1000 Jahre. Da er nun beliebig l<strong>an</strong>g wer-<br />

259

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!