24.05.2015 Aufrufe

Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ein früherer Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Weltära-Rechnung gen<strong>an</strong>nt:<br />

»›Schöpfung <strong>der</strong> Welt‹. Diese traditionelle<br />

Methode ist im Sefer ha-Ol<strong>an</strong> (Buch <strong>der</strong> Welt) berechnet<br />

worden, das Yose ben Halafta (zweites Jahrhun<strong>der</strong>t)<br />

zugeschrieben wird.« 201 Wie bei den Christen<br />

rückt also <strong>der</strong> Ära-Erfin<strong>der</strong> immer weiter in die<br />

Verg<strong>an</strong>genheit, wobei den Juden noch deutlich mehr<br />

Spielraum bleibt.<br />

Wie auch immer <strong>der</strong> Ersterfin<strong>der</strong> hieß – die Weltära<br />

mit ihrem Startdatum 7.10.3761 v. Chr. war<br />

deshalb noch längst nicht eingeführt. Die Jerusalemer<br />

Encyclopaedia Judaica erachtet Hilleis Anteil<br />

als ziemlich vage und sieht die Ära-Einführung erst<br />

um 500 n. Chr. Für die Berliner Encyclopaedia Judaica<br />

ist die Weltschöpfungsära erst im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

eingeführt und erst 921 in ihre endgültige Fassung<br />

gebracht worden. An<strong>der</strong>e glauben, daß sie sich<br />

in diesem 10. Jahrhun<strong>der</strong>t auch durchgesetzt habe,<br />

während ihr ein Kenner wie Arno Borst überhaupt<br />

erst im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t Akzept<strong>an</strong>z zugesteht. 202 Das<br />

endgültige Urteil hängt vor allem dar<strong>an</strong>, ob einige<br />

überraschend frühe, datierte Grabsteine in Süditalien<br />

als echt o<strong>der</strong> als gefälscht einzustufen sind. 203<br />

Nicht genug damit, gab es – wie bei den Byz<strong>an</strong>tinern<br />

– vonein<strong>an</strong><strong>der</strong> abweichende Berechnungsmodi.<br />

Je nach Kalkül beg<strong>an</strong>n die »Ära <strong>der</strong> Schöpfung« im<br />

Herbst eines <strong>der</strong> Jahre zwischen 3762 und 3758 v.<br />

Chr. Die Festlegung aufs Jahr 3761 erfolgte erst im<br />

12. Jahrhun<strong>der</strong>t, eine um ein Jahr abweichende Konkurrenzdatierung<br />

wurde »Ära Adam« gen<strong>an</strong>nt. 204<br />

Mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Worten: Wir haben zum dritten, vierten<br />

o<strong>der</strong> sogar fünften Mal einen Ära-Erfin<strong>der</strong>, dessen<br />

Idee überaus l<strong>an</strong>ge unbeachtet blieb. Yoses o<strong>der</strong><br />

Hillels Konzeption soll sich im besten Fall nach 600<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!