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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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<strong>der</strong> Rom<strong>an</strong>ik als diesen Bau von 1088 bis 1135:<br />

doppeltürmige Westfassade, dreischiffige Vorkirche,<br />

fünfschiffige Hauptkirche, zwei Querschiffe, stolze<br />

Vierung, insgesamt sieben Türme und fünfzehn <strong>an</strong>gelagerte<br />

Kapellen – dafür konnte es keinen adäquaten<br />

Konvent geben. Das Kloster zählte nie mehr als<br />

400 Mönche; das Dorf Cluny blieb immer Dorf,<br />

Wallfahrten zogen nicht zum Kloster.<br />

Das Christentum dominierte in kaum mehr vorstellbarer<br />

Weise. Um so mehr überraschen zwei<br />

Umstände. Trotz <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> nachgeprüften<br />

Berechnungen für das Ende des Welttages entwikkelte<br />

die Karolingerzeit keinerlei Ängste vor dem<br />

Stichjahr 801 n. Chr. respektive 6001 n. Sch. Eigentlich<br />

hätte »alle Welt« vor ihrem Ende zittern und<br />

d<strong>an</strong>n um so mehr jubeln müssen, wenn statt des<br />

Weltendes die Krönung Karls ein neues Zeitalter<br />

einzuleiten schien: ein neuer Welttag und mit <strong>der</strong><br />

Fortsetzung <strong>der</strong> römischen Kaiserreihe eine zusätzliche<br />

Versicherung gegen den Weltunterg<strong>an</strong>g. Nichts<br />

<strong>der</strong>gleichen findet sich in den »zeitgenössischen«<br />

Berichten. Daraus schließt Carozzi, daß »die esc<strong>hat</strong>ologische<br />

Sp<strong>an</strong>nung nachgelassen <strong>hat</strong>te«, bemerkt<br />

er doch: »Karl <strong>der</strong> Große erscheint nirgendwo explizit<br />

als ein Kaiser <strong>der</strong> Endzeit.« 384<br />

Doch damit ist nichts erklärt. Wieso vergeht ein<br />

jahrhun<strong>der</strong>tel<strong>an</strong>g <strong>an</strong>visiertes Datum, ohne daß m<strong>an</strong><br />

sich im entscheidenden Moment dar<strong>an</strong> erinnert hätte,<br />

daß Großes bevorstünde? Das blieb bisl<strong>an</strong>g unbe<strong>an</strong>twortbar.<br />

Erst die These, daß die <strong>Uhr</strong> vorgestellt<br />

und Zeit rückwirkend erfunden wurde, bringt eine<br />

Erklärung: Niem<strong>an</strong>d wußte besser als die Illustratoren<br />

dieser Weltwende, daß die Welt nach wie vor<br />

Best<strong>an</strong>d <strong>hat</strong>te, lebten sie doch l<strong>an</strong>ge nach dieser<br />

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