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Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

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Möglicherweise ist erst zu Beginn seiner Herrschaft<br />

die Aachener Pfalzkapelle mit seinem Kuppelmosaik<br />

ausgestattet und damit vollendet worden. 453 Unter<br />

dieser Kuppel sollte <strong>der</strong> Karlsschrein stehen, den<br />

Barbarossa in Auftrag gab und den erst sein Enkel<br />

Friedrich II. zeremoniell verschloß. Damals bekämpften<br />

sich Kaiser und Päpste aufs erbittertste.<br />

Barbarossa inthronisierte einen Gegenpapst für die<br />

Heiligsprechung von Karl und propagierte die Wallfahrt<br />

weg von Rom nach S<strong>an</strong>tiago; Friedrich II. ist<br />

zweimal mit dem Kirchenb<strong>an</strong>n belegt worden. In <strong>der</strong><br />

Stauferzeit sind wesentliche Best<strong>an</strong>dteile, nicht nur<br />

Ergänzungen <strong>der</strong> Karlsfigur erfunden worden. Ich<br />

habe bereits die Vermutung geäußert, daß Reichs<strong>an</strong>nalen<br />

und Biographie Einhards erst dieser Zeit zuzuschreiben<br />

sind. 454 Beda Venerabilis, <strong>der</strong> die karolingische<br />

Renaiss<strong>an</strong>ce auch im Kalen<strong>der</strong>wesen so gut<br />

vorbereitet haben soll, gehört ebenfalls in diese Zeit<br />

(s. o.).<br />

Gerade das Leben Friedrichs II. spiegelt sich im<br />

Leben Karls wi<strong>der</strong>. Christlicher Kaiser mit einem<br />

Harem, Besitzer eines gerade nördlich <strong>der</strong> Alpen<br />

ausgesprochen exotisch wirkenden Elef<strong>an</strong>ten, Besitzer<br />

eines Zoos mit seltenen Tieren – zu Karl soll<br />

sich selbst ein Nashorn verirrt haben –, <strong>der</strong> Freund<br />

vieler ausländischer Berater, Freund auch <strong>der</strong> Juden,<br />

<strong>der</strong> Freund präziser Vorschriften mal zur Apothekerordnung,<br />

mal zum Pfl<strong>an</strong>zen von Apothekenpfl<strong>an</strong>zen<br />

– all das tritt nur zweimal mit großer Deutlichkeit<br />

in <strong>der</strong> deutschen Regentenliste auf: unter Karl I.<br />

und unter Friedrich II.<br />

So setzt ein Mythos Jahresringe <strong>an</strong>, wird immer<br />

mächtiger, um schließlich zur beherrschenden Sagengestalt<br />

des gesamten Mittelalters zu werden.<br />

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