24.05.2015 Aufrufe

Wer hat an der Uhr gedreht?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter einem breiten Publikum bekannt ist. In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung auf den Grund und kommt zu einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit: Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen haben nie gelebt, und wir stehen gerade am Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

Wer hat an der Uhr gedreht? Sagt uns unser Kalender wirklich, in welchem Jahr
wir leben? Keineswegs, meint Dr. Heribert Illig, der
spätestens seit seinem Bestseller Das erfundene Mittelalter
einem breiten Publikum bekannt ist.
In seinem neuen Buch ist der Autor wieder dem
Phänomen der fiktiven Zeit auf der Spur. Er geht
zahllosen Widersprüchen und Fälschungen der Geschichtsschreibung
auf den Grund und kommt zu
einem so abenteuerlichen wie stichhaltigen Fazit:
Fast 300 Jahre wurden nachträglich in unseren Kalender
eingefügt. Karl der Große und all seine Zeitgenossen
haben nie gelebt, und wir stehen gerade am
Beginn des 18. Jahrhunderts n. Chr. Ein verblüffender
Einblick in eine gigantische Geschichtsfälschung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In seinem jüngsten <strong>Wer</strong>k <strong>hat</strong> sich dazu <strong>der</strong> größte<br />

lebende Kenner <strong>an</strong>tiker und mittelalterlicher Kalen<strong>der</strong><br />

geäußert. Arno Borst meldet seinen Zweifel <strong>an</strong><br />

<strong>der</strong> alten Geschichte <strong>an</strong>, indem er zur gregori<strong>an</strong>ischen<br />

Reform bemerkt: »Die neue christliche Zeitrechnung<br />

sollte mit <strong>der</strong> alten, <strong>an</strong>geblich für das<br />

Konzil von Nicaea 325 gültigen und dort beschlossenen,<br />

auch astronomisch übereinstimmen.« Er wie<strong>der</strong>holt<br />

den Zweifel: Der astronomische Frühlingspunkt<br />

»lag zu Anf<strong>an</strong>g des 4. Jahrhun<strong>der</strong>ts wirklich<br />

ungefähr dort, wo ihn <strong>an</strong>geblich das Konzil von Nicaea<br />

325 festlegte, wenige Stunden vor Beginn des<br />

21. März«. Im 6. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>hat</strong> d<strong>an</strong>n Dionysius<br />

Exiguus den Frühlingsbeginn »nach dem <strong>an</strong>geblichen<br />

Befehl des Konzils von Nicaea mit <strong>der</strong> Tagundnachtgleiche<br />

(vernale aequinoctium) am 21.<br />

März [Verquickt], deutete ihn also rein astronomisch,<br />

nicht einmal <strong>an</strong>deutungsweise biologisch«. 68<br />

Acht Jahre früher <strong>hat</strong>te Borst noch keinen Grund,<br />

dieses dreifache »<strong>an</strong>geblich« einzusetzen. 69 So wird<br />

die Erkenntnis <strong>der</strong> <strong>an</strong>gelsächsischen Spezialisten<br />

auch von deutschen Mediävisten geteilt.<br />

Wir können also zuverlässig ausschließen, daß Nicäa<br />

für eine erste Reform des iuli<strong>an</strong>ischen Kalen<strong>der</strong>s<br />

steht. Trotzdem galt in diesem Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> 21.3.<br />

als Frühlingsbeginn (nur im weströmischen Bereich<br />

galt d<strong>an</strong>eben <strong>der</strong> 25.3.). Er <strong>hat</strong> seit Caesar durchweg<br />

für den Frühlingsbeginn gest<strong>an</strong>den; dafür brauchte<br />

es we<strong>der</strong> eine Reform noch eine Revolution, son<strong>der</strong>n<br />

im Gegenteil Beharrungsvermögen. Insofern hätte<br />

zwar Gregor den seit Caesar auflaufenden Fehler<br />

erst ab Nicäa korrigiert. Doch diese Vari<strong>an</strong>te k<strong>an</strong>n<br />

nicht richtig sein, weil sonst die drei Fehlertage zwischen<br />

Caesar und Nicaea niemals korrigiert worden<br />

75

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!