3 Praktische Fundierung ambulanter Soziotherapie am ... - ZKS-Verlag
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1 Einleitung<br />
1.1 Planung der Arbeit: Motivation und Fragestellung, Relevanz,<br />
Vorgehensweise und Eingrenzungen<br />
„Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt (...).<br />
Gesundheit entsteht dadurch, daß [!] man sich um sich selbst und andere sorgt, daß [!]<br />
man in der Lage ist, selber Entscheidungen zu fällen und Kontrolle über die eigenen<br />
Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, daß [!] die Gesellschaft in der man lebt, Be-<br />
dingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglicht“ (Ottawa Charta 1986 1 ).<br />
Die <strong>am</strong>bulante <strong>Soziotherapie</strong> (AS), seit dem Jahr 2000 eine Leistung der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV), kann mittels diverser medizinisch-therapeutischer Leistungs-<br />
inhalte und spezifischen Vorgehensweisen dazu beitragen, schwer (chronisch) psychisch<br />
kranken Menschen beratend und unterstützend zur Seite zu stehen, deren Motivation zu<br />
fördern und demgemäß Gesundheit zu ermöglichen.<br />
Diese Masterthesis setzt sich daher intensiv mit der Leistung nach §37a SGB V (s. S.<br />
71) auseinander und dient gleichermaßen der Sensibilisierung für die Thematik. Mittels<br />
der komprimierten und kritischen Aufarbeitung verschiedener Umsetzungsstände und<br />
durch Praxisbezüge der Stadt Jena sollen einerseits Entwicklungen der AS in den zehn<br />
Jahren seit der gesetzlichen Verankerung dargelegt werden. Andererseits geht es um den<br />
aktuellen Stand der AS sowie um verschiedene Blickwinkel beteiligter Akteure.<br />
Motivator im Prozess der Themenfindung war die Brisanz der Debatte um Mängel der<br />
<strong>am</strong>bulanten psychiatrischen Versorgung schwer psychisch kranker Menschen in Deutsch-<br />
land, primär der AS. Dabei stehen speziell Diskussionen um Umsetzungsproblematiken<br />
dieser Leistung im Blickpunkt der Öffentlichkeit, daneben werden ihre Potentiale debattiert.<br />
Aufgrund der Zunahme psychischer Erkrankungen 2 und der daraus resultierenden Ten-<br />
denz zu Chronifizierungen (vgl. Clausen/Eichenbrenner 2010: 74f.), ist die psychiatrische<br />
Versorgung eine notwendige Herausforderung unserer modernen Zeit. Daraus ergab sich<br />
der explizite Anlass, bisherige Ausführungen zur AS zus<strong>am</strong>men zu stellen und Bilanzen<br />
zu fixieren. „Schwere und chronische Erkrankungen leiten vor allem eine gravierende so-<br />
ziale Diskontinuität im Leben der Betroffenen ein“ (vgl. Pauls 2010: 95). Aus diesem<br />
Grund benötigen die Erkrankten eine adäquate Unterstützung und Begleitung.<br />
1<br />
Die Charta zur Gesundheitsförderung von 1986 wurde von der WHO publiziert und ist abrufbar unter:<br />
http://www.api.or.at/sp/download/whodoc/e%2090%20ottawa%20charta%20deutsch.pdf (18. September<br />
2010). Die <strong>Soziotherapie</strong> ist in dem Sinne eine positive Folge dieser Charta.<br />
2<br />
Aktuell wird konstatiert, dass aufgrund psychischer Erkrankungen die Fehlzeiten versicherter Arbeitnehmer<br />
in den letzten zehn Jahren um 37% anstiegen:<br />
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=78294 (27. September 2010). Psychische Störungen<br />
zeigen in der Allgemeinbevölkerung eine hohe Prävalenz (vgl. Schmauß/Fritze 2007: 155f.). Die heutigen<br />
Krankheiten sind dabei oft durch den epidemiologischen Wandel geprägt (vgl. Borgetto/Kölble 2007: 91).<br />
1