3 Praktische Fundierung ambulanter Soziotherapie am ... - ZKS-Verlag
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zumindest schriftlich zum St<strong>am</strong>mpersonal der häufig gemeindenahen psychiatrischen<br />
Arbeitsfelder zählten. Arbeitsaufgaben der Sozialarbeiter lagen u.a. in der Durchführung<br />
sozialtherapeutischer Kompetenztrainings sowie in der sozialtherapeutischen Einzelfall-<br />
hilfe (vgl. Knoll 2000: 62). Auch in dieser Hinsicht kann die AS perspektivisch betrachtet<br />
als Expansion dieses Zuständigkeitsbereiches verstanden werden.<br />
Aus den kurz benannten Eckdaten lässt sich bereits schlussfolgern, dass die Entwick-<br />
lung der Psychiatrie, vor allem seit den siebziger Jahren, stets eng mit Forderungen nach<br />
<strong>am</strong>bulanten Angeboten im sozialen Umfeld der Erkrankten verbunden war. Folglich spiel-<br />
te die Soziale Arbeit auch auf diesem Gebiet eine zunehmend wichtige Rolle. Sozialarbei-<br />
ter waren in diesem Sinne frühzeitig mit klassischen soziotherapeutischen Vorgehenswei-<br />
sen vertraut, da sie dahingehende Kompetenzen vorweisen konnten. Die Bestrebungen<br />
zur Einführung der AS sind im Ergebnis nicht neu, lediglich ihre verbindliche rechtliche<br />
Verankerung. Melchinger bestätigte 2010, dass „<strong>Soziotherapie</strong> (...) keine neue Erfindung,<br />
sondern eine uralte psychiatrische Behandlungsform (...)“ sei, „die sich aus dem bio-<br />
psycho-sozialen Krankheitsverständnis ergibt“ 5 . Die Behandlungsform entwickelte sich in<br />
dichotome Richtungen: stationär sowie <strong>am</strong>bulant. Mit der Einführung der <strong>Soziotherapie</strong><br />
als kassenärztliche Leistung in den §37a SGBV im Jahr 2000 fand schließlich ein Para-<br />
digmenwechsel statt : „weg von der Grundsicherungsleistung hin zur „normalen“ medizi-<br />
nischen Krankenkassenleistung“ (Puls 6 2010: 15), welche ebenso sozial orientiert ist.<br />
Doch auch nach gesetzlichen Fixierungen ist die Legitimation speziell <strong><strong>am</strong>bulanter</strong> Leis-<br />
tungen oft ein langer Prozess, da unter gegebenen Finanzierungsstrukturen vollstationäre<br />
Einrichtungen einfacher zu planen sind, als <strong>am</strong>bulante Angebote (vgl. APK 2005a: 8).<br />
Infolgedessen sollte sich die Etablierung der AS als schwierig erweisen.<br />
1.2.2 Begriffsklärung und Abgrenzung<br />
Die Legitimation der AS wird zunächst durch die Uneinigkeit im Gebrauch der Begrifflich-<br />
keiten erschwert. Zwar ist die Definition dieser Leistung durch den §37a SGB V sowie<br />
durch die <strong>Soziotherapie</strong>-Richtlinien (s. S. 95f.) determiniert, dem ungeachtet werden Ab-<br />
grenzungen zu konformen Begriffen oft vernachlässigt (vgl. Dresler 7 2003: 3). Mit „Sozio-<br />
therapie", „Sozialtherapie" oder „Soziale Therapie" kann bspw. einerseits die „klassi-<br />
sche <strong>Soziotherapie</strong>“, auch stationär, gemeint sein oder andererseits die AS per Gesetz.<br />
5 Heiner Melchinger, Facharzt für Psychiatrie sowie Psychotherapie und tätig in der Klinik für Psychiatrie,<br />
Sozialpsychiatrie und Psychotherapie Hannover, äußerte dies in der E-Mail Korrespondenz vom 13./14. April<br />
2010.<br />
6 Michael Puls ist Soziotherapeut bei Platane 19 e.V. (Berlin). Dies ist ein Verein, welcher die Eingliederung<br />
psychisch Kranker zum Ziel hat und die AS im Rahmen der Integrierten Versorgung (IV) anbietet.<br />
7 Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Dresler hielt 2003 im Rahmen des Fachtages „Soziale Arbeit in der Psychiatrie“<br />
das Impulsreferat: „Ambulante <strong>Soziotherapie</strong> (nach §37a SGB V)- Eine Herausforderung zur Fortentwicklung<br />
der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie?“ Nachfragen waren nicht möglich, da er bereits verstorben ist.<br />
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