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3 Praktische Fundierung ambulanter Soziotherapie am ... - ZKS-Verlag

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Dr. Peter Mrozynski 39 äußerte sich im Rahmen des Fachtages primär zu rechtlichen As-<br />

pekten, insbesondere zu den <strong>Soziotherapie</strong>-Richtlinien. Er akzentuierte Auslegungsmög-<br />

lichkeiten, welche in den Richtlinien und Empfehlungen mannigfach gegeben sind. Bereits<br />

der Begriff der „Empfehlung“ eröffnet seiner Bilanz nach Diskussionsbedarf. Empfeh-<br />

lungen sind nach Mrozynski keine Verpflichtungen (vgl. Mrozynski 2010: 1), dem unge-<br />

achtet wurden sie lange Zeit streng befolgt. Seiner Ansicht nach bestehen diverse Klage-<br />

möglichkeiten (vgl. Förster 2010: 26). Doch der Soziotherapeut Nyssen 40 mahnte hinge-<br />

gen 2005 ausdrücklich an, dass z.B. auf den Nachweis der doppelten Berufserfahrung<br />

verzichtet werden kann und dies daher kein Kritikpunkt sei (vgl. Nyssen 2005: 15). Dass<br />

die Kassen jedoch weiter auf Basis der Empfehlungen arbeiteten und arbeiten, findet bei<br />

dieser Argumentation keine Berücksichtigung. Doktor Mönter 41 referierte neben den vo-<br />

rangehend genannten Akteuren zur Notwendigkeit der <strong>Soziotherapie</strong> aus ärztlicher Sicht<br />

und deckte dabei bereits bekannte Problematiken auf. Er konstatierte anknüpfend an die<br />

Evaluation des G-BA von 2008, dass die restriktive Gestaltung der <strong>Soziotherapie</strong>-<br />

Richtlinien für die Stagnationen der AS verantwortlich ist. In der Folge sei der Bekannt-<br />

heitsgrad gering. „Und was wenig bekannt ist, wird wenig genutzt“ (Mönter 2010: 1). Die<br />

KV's haben seiner Meinung nach bisher nichts unternommen, um die Situation zu modifi-<br />

zieren (vgl. ebd.), wohl wiederum aufgrund des Kostenfaktors. Durch Anfragen an diese<br />

Vereinigungen 42 seitens d. Verf. der Arbeit wird das Bild bestätigt. Entweder können aus<br />

Datenschutzgründen keine konkreten Angaben zur Implementierung getätigt werden oder<br />

die AS wurde bisher kaum verordnet, so dass keine Erfahrungen existent sind. Alles in<br />

allem zählt die AS für Mönter jedoch zu einem Kernelement der <strong>am</strong>bulanten Versor-<br />

gungsstruktur, da sie der Isolation Betroffener durch ihre aufsuchende Arbeit entgegen-<br />

zuwirken vermag (vgl. ebd.: 4). Im Sinne notwendiger Änderungen führte er bspw. ver-<br />

pflichtende Anwenderkonferenzen und die Mitwirkung an der Psychoedukation 43 auf (vgl.<br />

ebd.: 5). Letztlich vertrat er den Standpunkt, dass die Entwicklung der AS einer kritischen<br />

Masse bedarf, welche Umgestaltungen auf politischer Ebene zu erwirken weiß (vgl. ebd.:<br />

8). „Es gilt, sich an den Notwendigkeiten des Patienten zu orientieren und die Paradoxie<br />

auszuhalten, dass <strong>Soziotherapie</strong> dann in einem neuen Verhältnis die adäquateste und<br />

d<strong>am</strong>it die bestmögliche Psychotherapie für den Patienten darstellt. (...)“ (ebd.: 8). Rose-<br />

mann, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft gemeindepsychiatrischer Verbünde,<br />

tätigte darüber hinaus folgende herausfordernde Aussage: „(...) Die Akteure brauchen<br />

39 Prof. Dr. Peter Mrozynski ist Jurist und Professor an der Hochschule München.<br />

40 Harald Nyssen gründete die Integrationsgesellschaft Nyssen mbH (Gesellschaft für <strong>Soziotherapie</strong> und Eingliederungshilfe):<br />

http://www.integrationsgesellschaft-nyssen.de/index.htm (28. September 2010).<br />

41 N. Mönter ist Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie/Psychoanalyse in der Praxisgemeinschaft<br />

Mönter, Veith und Böhm sowie Vorsitzender des Vereins für Psychiatrie und seelische Gesundheit Berlin.<br />

42 Am 10. Juni 2010 wurden von d. Verf. der Arbeit alle KV‘s in der BRD (insges<strong>am</strong>t siebzehn) angeschrieben.<br />

Eine Reaktion k<strong>am</strong>, auch nach mehreren Anfragen, lediglich von vier KV's. Mehr dazu im Kap. 2.4.2.<br />

43 Psychoedukation: „Mitwirkung der Patienten und ihrer Angehörigen bei der Behandlung" (Pauls 2004: 328).<br />

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