3 Praktische Fundierung ambulanter Soziotherapie am ... - ZKS-Verlag
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1.2 Theoretische Einführung in die Thematik<br />
Neben der Darstellung genereller Charakteristika dieser Arbeit ist es zunächst wichtig, ein<br />
grundsätzliches Verständnis zur Lage der Psychiatrie zu erzeugen. Vorab sind daher<br />
bündige Ausführungen ab 1975 essentiell, um dann an die AS anknüpfen zu können.<br />
1.2.1 Kurzer Abriss der Lage der Psychiatrie ab 1975<br />
Der „Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland“ von 1975,<br />
bekannt als „Psychiatrie-Enquête“, offenbarte mit seiner Verkündung inhumane Zustände<br />
in psychiatrischen Institutionen. Erstellt wurde er, im Auftrag des Bundestages, durch eine<br />
Sachverständigenkommission aus 200 Mitarbeitern der Psychiatrie. Im Anschluss an die<br />
Verkündung wurden durch die Kommission Empfehlungen zur Verbesserung dieser Mise-<br />
re ausgesprochen. Es galt, u.a. die großen Krankenhäuser umzustrukturieren sowie <strong>am</strong>-<br />
bulante Beratungsdienste und Weiterbildungen zu fördern (vgl. Brandt et al. 2010: 6), um<br />
den psychisch Erkrankten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Maxime<br />
dieser Reformpsychiatrie „(...) so viel <strong>am</strong>bulant wie möglich, so wenig stationär wie nötig<br />
(...)“ wurde seitdem zunehmend praktisch umgesetzt (vgl. Melchinger 1999: 5). Im Ergeb-<br />
nis erlebte die <strong>am</strong>bulante psychiatrische Versorgung seit der Psychiatrie-Enquête enorme<br />
Fortschritte und ermöglichte den erkrankten Menschen eine Behandlung in ihrer ge-<br />
wohnten Umgebung (vgl. Schmauß/Fritze 2007: 155). Somit war bereits um 1975 die Idee<br />
der „Gemeindepsychiatrie“ (vgl. Frieboes 4 2005: 13) geboren. Deren Umsetzung erfolgte<br />
kontinuierlich, ist jedoch bis heute nicht gänzlich abgeschlossen.<br />
Um 1975 sprach sich die Sachverständigenkommission des Deutschen Bundestages<br />
außerdem erstmalig dafür aus, dass auch Sozialarbeiter in der Psychiatrie weiterführende<br />
Qualifikationen erhalten sollten, um an der Therapie und vorrangig an der Rehabilitation<br />
(Reha) der Betroffenen interdisziplinär mitwirken zu können (vgl. Crefeld 2006: 29).<br />
Schwer psychisch kranke Menschen sollten dann auch auf Empfehlung der Experten-<br />
kommission von 1988 die Chance erhalten, innerhalb ihres vertrauten sozialen Umfeldes<br />
passende Versorgungsstrukturen in Anspruch zu nehmen (vgl. APK 2005a: 8). Demge-<br />
mäß kann die AS als ein mögliches Angebot betrachtet werden, welches diesen Bestre-<br />
bungen heute Rechnung zu tragen vermag.<br />
Zu weiteren Progressionen psychiatrischer Versorgung zählte die Verkündung der<br />
Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV) um 1991. Hier waren neben Ärzten, Psycho-<br />
logen und Pflegekräften schließlich ebenso Sozialarbeiter integriert, welche nunmehr<br />
4 Ralf-Michael Frieboes ist Psychotherapeut und war maßgeblich an der Formulierung der <strong>Soziotherapie</strong>-<br />
Richtlinien beteiligt. Doch seit 5 Jahren beschäftigt er sich nicht mehr eingehend mit der Thematik, da er seitdem<br />
in der Schweiz (Zofingen) tätig ist. Dies schilderte er in der E-Mail Korrespondenz vom 20. Mai 2010.<br />
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