12.07.2015 Aufrufe

Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16 17VON DER UNFALLHEILKUNDE ZUR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIEDER VERLETZTE IM MITTELPUNKTNutzen ziehen, drohte doch bei Freilegung die kaum beherrschbare Infektionvon Knochen und Gelenken. Die Beteiligung des Muskelmantels an derInfektionsentstehung wurde unterschätzt; ebenso bestanden keine Kenntnisseder Bedeutung der physiologischen und pathologischen Beteiligungder Muskulatur am Kreislauf- und Stoffwechselgeschehen. Rein handwerklicherdachte, in ihrem Ansatz gleichwohl richtige Verfahren wie Verschraubung,Plattenanschraubung, innere und äußere Stabilisierung durch Nagelungoder Bolzung bzw. Fixationskonstruktionen (Fixateur externe) scheitertennicht nur mangels biologischer Kompatibilität, sondern auch am nochnicht bekannten biomechanischen Konzept. Es fehlten auch ausreichendeKommunikationsmöglichkeiten sowie auf naturwissenschaftlich exaktenVergleichen beruhende Erfahrungen an einer großen Zahl gleichgelagerterFälle. Publikationen in den wissenschaftlichen Organen bezogen sich aufEinzelfälle, ebenso mündliche Mitteilungen im Chirurgenkongress.Systematische Analysen zur Regelhaftigkeit der Verletzungen, ihrer Therapie,ihrer Folgen sowie Heilungsergebnisse, aber auch ihrer Komplikationenunternahm <strong>als</strong> einer der ersten der Chirurg Carl Thiem (1850–1917)(Abb. 1) in Cottbus, dem auch das Verdienst zukommt, durch Gründung der„Monatsschrift für Unfallheilkunde“ (1894) und die Organisation internationalerunfallmedizinischer Kongresse (1. Kongress 1905 in Lüttich), <strong>als</strong>odurch den Wissenschaftsaustausch die Erfahrungen zu bündeln, auszuwertenund zu verbreiten. Thiem verfasste auch ein mehrbändiges „Handbuchder Unfallerkrankungen“ (1898).Um die Wende zum 20. Jahrhundert hatte sich die Chirurgie innerhalb vonzwei Jahrzehnten nicht nur operativ auf alle Körperregionen ausgedehnt,sondern zahlreiche, auch spezielle diagnostische und therapeutischeMethoden entwickelt, die nach und nach zur Verselbständigung einigerFachgebiete (HNO-Heilkunde, Augenheilkunde, Gynäkologie, später Urologie)führten; ihre Vertreter firmierten meist <strong>als</strong> „Spezialisten“. Auch dieOrthopädie, bis dahin unangefochten Teil der Chirurgie, nahm ihren eigenenWeg; Gründe hierfür waren nicht nur durchaus beachtliche sozialmedi-zinische Aufgaben, die den Rahmen der Chirurgie sprengten, auch nicht nurgenetische und degenerative Erkrankungen des Knochen- und Bewegungssystemssowie nur langwieriger konservativer Behandlung zugängliche muskuloskelettaleErkrankungen, sondern auch das chirurgische Desinteressean diesen Patientenkreisen. In ihrer danach hundertjährigen Eigenständigkeitist die Orthopädie zu einem großen, erfolgreichen und selbständigenFachgebiet aufgewachsen, das sich im weiteren Verlauf der Rehabilitationund, zumal in und nach beiden Weltkriegen, der orthopädischen Wiederherstellungschirurgieannahm.Die Chirurgie der Verletzungen mit der <strong>Unfallchirurgie</strong> <strong>als</strong> Kerngebiet undmit dem Anspruch der Zuständigkeit für alle verletzten Körperregionen unddemjenigen für die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Unfall konnteihren Platz weiterhin nur in der gesamten Chirurgie einnehmen. <strong>Das</strong>sowohl vom Zeitpunkt seines Eintrittes her <strong>als</strong> auch bezüglich seiner Artund Schwere unberechenbare Trauma konnte weder dam<strong>als</strong> noch könntees heute aus einer Nur-Elektivposition heraus beherrscht werden. Ihre quasi-Feuerwehrfunktion(en)– neben der ständigen Sofortverfügbarkeit dieMöglichkeit des Einsatzes aller chirurgischen Mittel – waren nur im Rahmender sich spezialisierenden Chirurgie wahrnehmbar. Die Begleitung desUnfallverletzten vom Unfallort bis zu seiner Wiedereingliederung in seineBerufswelt und sein soziales Umfeld war durch die zunehmende Organspezialisierungin der Chirurgie und durch die von den Unfallversicherungsträgerneingeforderte umfassende Betreuung und Verantwortlichkeit bei derBehandlung dieser Verletzten zur logischen Aufgabe und damit Verantwortungdes Unfallchirurgen geworden. Diese Stellung hat die <strong>Unfallchirurgie</strong> inDeutschland und in Österreich über die Zeiten hinweg eingehalten, währendin vielen anderen Ländern die Behandlung der Gliedmaßenverletzungenselektiv in die Orthopedic surgery überging. Die deutsche Krankenhausstrukturund das Versorgungsnetz der chirurgischen Facharztpraxen gewährleistetenjedem Unfallverletzten rasche und umfassende Behandlung. Geradein der zunehmenden Spezialisierung auf Organe, Regionen, Technikund oft auch auf Methodik oder Implantate bezogen, ist das Konzept der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!