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Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

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24 25VON DER UNFALLHEILKUNDE ZUR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIEDER VERLETZTE IM MITTELPUNKTBedeutung des traumasensiblen Weichteilmantels Rechnung trägt. Mitdem Erblühen der operativen Frakturenchirurgie, das auch die verletztenGelenke einbezog, erwachte erneut das Interesse am schon am Ende des19. Jahrhunderts erdachten und auch versuchten künstlichen Gelenkersatz.Die ursprünglich für degenerativ-krankhaft veränderte Gelenke entwickeltenEndoprothesen haben auch die traumageschädigten Gelenke erobert undin allen Altersgruppen zu entscheidenden Verbesserungen der Gebrauchstüchtigkeitbeigetragen. <strong>Das</strong> gilt insbesondere für die Gelenke der unterenGliedmaßen, bei denen die Belastbarkeit durch das Körpergewicht und diefrühzeitige Wiedererlangung der schmerzarmen Beweglichkeit die entscheidendenKriterien darstellen und daher bis ins höchste Lebensalter (!) vonlebenswichtiger Bedeutung sind. <strong>Das</strong> Kompatibilitätsproblem ist hier einanderes <strong>als</strong> bei der Osteosynthese. Versuche, dieses durch robotergeführtePräparation des lastaufnehmenden Knochens zu lösen, sind nicht fortgesetztworden. Anders liegen die Verhältnisse an den oberen Gliedmaßen,die sowohl am Schulter- <strong>als</strong> auch am Ellbogengelenk sowie an derHand noch immer gleichwertige Indikationen zur nativen bzw. funktionellenWiederherstellung neben der Endoprothetik einräumen. Ähnlich verhältes sich mit minimalinvasiven und navigationsgestützten Verfahren inanatomisch komplizierten Bereichen, beispielhaft bei den Wirbelsäulenverletzungen.Diese Entwicklung ist weit fortgeschritten; speziell an derWirbelsäule wird wegen der Vielgestaltigkeit der Verletzungsmuster einNebeneinander von funktionell-konservativer Therapie und operativ-wiederherstellenderChirurgie je nach Ausprägung der Verletzungen verfügbarbleiben müssen. Diese Erfahrung durchläuft auch die Endoskopie derGelenke, die teils diagnostische, teils therapeutische Vorteile gegenüberanderen, herkömmlichen Verfahren bietet. Im rein diagnostischen Anwendungsbereichschränkt die Entwicklung der bildgebenden unblutigen Methodendie Anwendung invasiver Verfahren umso mehr ein, <strong>als</strong> erstere komplikations-und schadensfrei beliebig wiederholbar sind und eine nachgehendeoperative Diagnostik nicht ausschließen. Operativ hat die endoskopischeChirurgie die offenen Eingriffe sehr weitgehend abgelöst und damit erheblicheVorteile für die frühfunktionelle Nachbehandlung erarbeitet.Wie am Beginn des 20. Jahrhunderts haben auch in dessen letztem Dritteldie bildgebenden Darstellungsverfahren – natives Röntgen, Computertomographie,Magnetresonanztomographie, Navigation, Sonographie unddreidimensionales Röntgen mit den noch keineswegs in ihrer Entwicklungabgeschlossenen interventionellen Verfahren sowie elektronische Bildbearbeitung– wesentliche Beiträge zur operativen Erschließung der Verletzungengeleistet. Ungeachtet der Eigenständigkeit des Fachgebietes Radiologieerfordert die Verwendung jener Verfahren die pathologisch-anatomischeDeutungsfähigkeit des Unfallchirurgen sowohl in nosologischer <strong>als</strong> auch intopografischer Betrachtungsweise. Radiologe und Unfallchirurg stehen hierbeizueinander wie Lotse und Pilot.<strong>Das</strong> Phänomen „Polytrauma“Die zuvor überwiegend morphologisch ausgerichtete Chirurgie wandelte sich,nicht zuletzt angeregt durch die Fortschritte der thorako-kardio-pulmonalenChirurgie, zunehmend unter pathophysiologischen Gesichtspunkten. Für die<strong>Unfallchirurgie</strong> bedeutungsvoll wurde die im Zweiten Weltkrieg und seinenFolgekonflikten stark vorangekommene Schockforschung; <strong>als</strong> deren Anteilverdient die auf deutscher Seite besonders intensive Bluttransfusionsforschung(H.Bürkle de la Camp) Erwähnung. Eng verzahnt mit der Bekämpfungdes Schocks der frühen Traumatisationsphase war das Bestreben, derenpräklinisches therapeutisches Vakuum auszuschalten. Nicht zuletzt die im„Wirtschaftswunder“ auf den Straßen anhebende „traumatische Epidemie“mit heute unvorstellbaren Opferzahlen verlangte sowohl in den Städten <strong>als</strong>auch auf den außerstädtischen Verkehrswegen nach dem Ausbau eines qualifiziertenRettungssystems mit entsprechend geschulten Rettungsteams, dasseit den 1960er Jahren durch die Luftrettung mittels Hubschrauber (Abb. 3)sowie durch den Einsatz von Notärzten komplettiert wurde; die ursprünglichinitiierende traumatologische Komponente wurde inzwischen durch internistischeund pädiatrische Notfälle weit überflügelt. Der hohe Kostenaufwand,der mit unserem weltweit anerkannten, dicht vernetzten Rettungssystem verbundenist, darf nicht isoliert betrachtet, sondern kann gerecht nur bewertetwerden unter Würdigung der Rettung sonst verlorener Menschenleben und

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