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Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

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22 23VON DER UNFALLHEILKUNDE ZUR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIEDER VERLETZTE IM MITTELPUNKTihrer Verträglichkeit und Wirksamkeit angetreten und damit das Prinzip deräußeren Ruhigstellung im Gips- oder Streckverband durch dasjenige dertemporär geliehenen inneren Stabilität ergänzt hatte. Die geniale Idee, dieanfangs <strong>als</strong> grobe handwerkliche Manipulation verkannt und verdammtwurde, beruhte auf schon fast hundertjährigen Bemühungen, die Nachteileder langdauernden, die Funktionen mehr oder weniger irreversibel schädigendenRuhigstellung im Gipsverband zu vermeiden und stattdessen soforteine funktionserhaltende Teilbelastbarkeit herzustellen. Dazu bedurfte esbiomechanischer Forschungen, die in der noch geltenden morphologischenAuffassung der Chirurgie jedoch keine Resonanz fanden. Die Einzelgängerschaftdes nur von seiner vorauseilenden Idee beseelten Wissenschaftlerseinerseits, die Geringschätzung des <strong>als</strong> grobes Organ mit trägem Stoffwechselbewerteten Knochens andererseits hinderten noch lange eine schulmäßigeBehandlungseinübung. Rückschläge wurden irrigerweise nicht derf<strong>als</strong>chen chirurgischen Handhabung, sondern dem Material angelastet.Die seit den 1980er Jahren entwickelte Verriegelungsnagelung erweitertedie Anwendung der Marknagelung erfolgreich auf Trümmerfrakturen sowiezur Stabilisierung und Frühbelastbarkeit nach Osteotomien.Schon in den 1930er Jahren hatte der Schweizer Raoul Hoffmann (1881–1972) die bereits auf C. W. Wutzer (1789–1863) und Bernhard v. Langenbeck(1810–1887) zurückgehende Erfindung des Fixateur externe wieder aufgegriffenund nach dem Prinzip der Osteotaxis <strong>als</strong> flexibles System weiterentwickelt.Dieses Verfahren vermied die wegen der Infektion gefürchtete Eröffnungder Fraktur vollkommen, setzte sich zunächst jedoch nicht durch undwurde erst „wiederentdeckt“, <strong>als</strong> in der Verbreitungsphase der Plattenosteosynthesedie Zahl der posttraumatischen bzw. postoperativen Osteitiden/Osteomyelitiden steil anstieg. Hier leistete der Fixateur externe hervorragendeDienste <strong>als</strong> Interimsosteosynthese mit gleichzeitiger Möglichkeit deroperativen Weichteilsanierung. Aus den günstigen Erfahrungen leitete sich<strong>als</strong>bald auch eine primär-temporäre Behandlungsmöglichkeit für TrümmerundGelenkfrakturen ab.Ende der 1950er Jahre nahm sich eine Gruppe schweizerischer Chirurgenund Orthopäden unter dem Eindruck der unbefriedigenden funktionellenErgebnisse der Knochenbruchbehandlung dieser unter Aufgreifen ältererIdeen sowie Anwendung neuer biomechanischer, durch experimentelleUntersuchungen gewonnener Einsichten der Osteosynthese mittels Schrauben-und Plattenfixierung an, wobei die physiologische und nosologisch-therapeutischeGleichbedeutung von Knochen und Weichteilmantel (!) sowie dieBiokompatibilität von Material und Technik <strong>als</strong> bestimmende Faktoren derFrakturheilung zunehmend erkannt und später in das strategische Konzept– atraumatische Operationstechnik, Stabilisierung der Fraktur, sofortigeMobilisierung der Gliedmaße – eingeführt wurden. Die entscheidendeWeichenstellung durch die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen,kurz AO, erfolgte jedoch durch strenge schulgemäße Einübung von Diagnostik,Operations- und Osteosynthesetechnik sowie der Nachbehandlung,kontrolliert durch lückenlose Dokumentation der Ergebnisse und Komplikationen.Bereits dam<strong>als</strong> wurde das uralte Prinzip „aus Fehlern lernen“ durchDokumentation, Analyse und transparente Darstellung von unerwünschtenEreignissen zur Förderung der Qualität der Sicherheit der Patienten umgesetzt,wenn auch nicht mit der heute durch die Einführung der elektronischenDatenverarbeitung und Globalisierung der Informationen möglichenBreiten- und Tiefenwirkung!Neben der verzögerten oder der ausbleibenden Ossifikation s. Pseudarthroseforderte die posttraumatische/postoperative Osteomyelitis (Osteitis) nichtnur spezielle Therapiekonzepte heraus und verlieh dadurch der erhaltenden(Wiederherstellungs-) Chirurgie wertvolle Impulse, sondern löste auch eineErforschung des Frakturproblems auf breitester Front aus und leitete damiteine alle Osteosynthesemethoden einbeziehende, immer währende Evaluationein. Darauf gründet sich der heutige Bestand einer Reihe verschiedener,indikationsgebundener Osteosynthesesysteme und -verfahren, die nachIndikation und Technik nicht beliebig austauschbar sind. Die Einführungminimalinvasiver Operationstechniken in die Osteosynthese ist eine folgerichtigewundchirurgische Entscheidung, die der lange Zeit unterschätzten

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