12.07.2015 Aufrufe

Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

276 277VOM ÜBERFLUSS ZUR MANGELVERWALTUNG?Tätigkeitsschwerpunkt wurde einschließlich der berufsgenossenschaftlichenHeilverfahren beibehalten. Die Schwerverletzten-Behandlung unddas unfallchirurgische Selbstverständnis wurden im Weissbuch Schwerverletzten-Versorgungneu definiert. <strong>Das</strong> TraumaNetzwerk D der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Unfallchirurgie</strong> beschleunigt eine verbindliche Netzwerkbildungvon Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstufen mit regionaler undüberregionaler Versorgungs-Clusterbildung. <strong>Das</strong> bundesweite, im SGB VIIfestgeschriebene berufsgenossenschaftliche Heilverfahren ist auf dieSpezielle <strong>Unfallchirurgie</strong> ausgerichtet und auf diese beschränkt. An denUniversitäten wurden mehrheitlich selbstständige Lehrstühle für <strong>Unfallchirurgie</strong>eingerichtet. Die deutsche <strong>Unfallchirurgie</strong> ist auch in der Katastrophenmedizinund Notfallversorgung breit vernetzt und stark aufgestellt.Also: Alles im Lot?In den Kliniken fehlen Arztstellen. Die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzessind mit einer auf Notfallmedizin ausgerichteten <strong>Unfallchirurgie</strong> nurschwer in Einklang zu bringen! Hierunter leidet neben einer kontinuierlichen,ganzheitlichen Patientenversorgung vor allem auch die Weiterbildung. DieVorratshaltung für den Notfall ist sowohl von den Material- <strong>als</strong> auch von denPersonalkosten her immens und im DRG-System nicht abgebildet. ModerneImplantate sind teuer – zu teuer für die kalkulierten Sachkosten nachINEK. Die Vergütung für Polytraumen ist – trotz deutlicher Anpassungen– immer noch nicht kostendeckend. Die Abteilungs- und Organisationsstrukturenwerden durch die Öffnung sektoraler Versorgungsgrenzen unterDruck gesetzt. Honorarärzte werden von den Verwaltungen häufig ohne Einbindungund teilweise gegen den Willen der Chefärzte engagiert und vergleichsweisehoch vergütet. Die häufig systemimmanent defizitäre <strong>Unfallchirurgie</strong>erfährt unter dem Kostendruck der Kliniken ein „Downgrading“ mitStellenstreichungen und Budgetkürzungen. Hier beginnt häufig eine fataleAbwärtsspirale für die Abteilungen – und letztlich für die zu versorgendenUnfallpatienten. Der besondere Charakter der <strong>Unfallchirurgie</strong> für ihre originärenAufgaben in der Katastrophen- und Notfallmedizin bildet sich häufignur unzureichend ab und findet leider wenig öffentliche Wertschätzung.Beispielhaft stelle man sich vergleichsweise vor, die Feuerwehr würde nurpro Einsatz bezahlt. Diese Vergütung wäre aber bereits für den Einsatzselbst nicht kostendeckend, geschweige denn für die Aufrechterhaltungder Infrastruktur und Bereitschaft! Die <strong>Unfallchirurgie</strong> muss deswegen ihrebesondere gesundheitspolitische Stellung gerade im Zeitalter häufigerwerdender Umweltkatastrophen und terroristischer Bedrohungspotentialemit einem möglichen Massenanfall von Schwerverletzten aktiv im politischenUmfeld vorbringen und vertreten, um nicht einer chronischen undzermürbenden, strukturellen Unterfinanzierung zum Opfer zu fallen.Mangel an Ressourcen und „know how“?Der Kostendruck in den Kliniken führt dazu, dass der Einsatz von teurenHigh-Tech-Implantaten, wie winkelstabiler Formplatten, immer problematischerwird. Gerade in Anbetracht der rapiden Zunahme osteoporosebedingterFrakturen sind derartige Implantate jedoch häufig unverzichtbar. Einegezielte und sehr differenzierte Indikationsstellung und Implantatewahl hatdaher zunehmend auch ökonomische Aspekte zu berücksichtigen. Für dieUnfallchirurgen „alter Schule“ ist es eine neue Erfahrung, nicht mehr routinemäßigdie ihrer Meinung nach besten und modernsten Implantate verwendenzu können, sondern die allgemein für „ausreichend“ erachteten, älterenund teilweise bereits ausgesonderten Produkte wieder einsetzen zu müssen.Die Osteosynthesetechniken und anzuwendenden Prinzipien sind teilweisesehr unterschiedlich. Die erforderliche Eingriffsroutine kann hierunterdurchaus leiden. Jüngere Kollegen sind während ihrer Ausbildung mit denälteren, konventionellen Implantaten zum Teil kaum in Berührung gekommen.Ein typisches Beispiel hierfür sind die kostengünstigen Klingenplattenfür das proximale und distale Femur. Die empirische, klinische Erfahrungspricht häufig für die neuen Implantate. Dies wird den Ärzten jedoch nichtmehr unwidersprochen geglaubt. Die unter dem Kostendruck von Kostenträgernund Verwaltungen eingeforderte wissenschaftliche Evidenz für dieÜberlegenheit dieser Implantate vor allem für das endgültige Behandlungsergebniskann derzeit meist nicht erbracht werden. Es fehlen die wissenschaftlichenStudien, die dies eindeutig belegen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!