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Das Buch als PDF - Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

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178 179GLIEDMASSENAMPUTATIONVON DER STELZE ZUM INTRAMEDULLÄREN KRAFTTRÄGERmittels Sauerstoffverbrauchsmessung, sowohl vor <strong>als</strong> auch nach Versorgungmittels EEFP bei definierten Geschwindigkeiten und Zeiten auf einem Laufband.Offensichtlich lässt sich der benötigte Energieaufwand zur Bewältigungeiner bestimmten Strecke in einer bestimmten Zeit mittels derknochengeführten Prothese im Vergleich zur Schaftprothese signifikant senken.Diese Untersuchungen stehen jedoch noch am Anfang, weitere Ergebnissestehen aus.45 von 47 operierte Patienten würden rückblickend der Versorgung mittelsEEFP gegenüber einer schaftumfassenden Prothese erneut den Vorzuggeben.Diskussion und AusblickFür die Patienten stellt die EEP einen deutlichen Vorteil hinsichtlich dessubjektiven Tragekomforts und objektiver Stumpfsituation dar. Die leichterhöhte Aufmerksamkeit, die der Weichteil- und Stomapflege zu widmenist, wird durch Vorteile wie die deutlich verkürzte Anlegezeit, die Unabhängigkeitvon bestehenden Narben, wechselndem Körpergewicht und darausresultierender veränderter Stumpfform, ausbleibenden Hautirritationenund Druckschäden durch die Abstützung des Prothesenschaftes aufgewogen.Alle Patienten beschreiben eine deutlich verbesserte Mobilität, längereBelastungszeiten und eine erhöhte Gangsicherheit im Vergleich zur Schaftprothese.Letzteres erklärt sich durch die Wiedergewinnung der osseoperceptivenFähigkeiten mittels Knochenführung der Prothese. Hierausresultiert zum einen ein verbessertes Gangbild, zum anderen ein verminderterenergetischer Aufwand bei der Bewältigung definierter Wegstrecken.Nicht zuletzt berichten alle Patienten über einen entscheidend verbessertenKomfort beim Sitzen durch Wegfall des störenden Köchers der schaftumfassendenProthese. Dieser Vorteil hat bei mehreren unserer Patienten zumErhalt bzw. zur Wiedergewinnung eines Arbeitsplatzes geführt. Soweit unsbekannt, ist in Schleswig-Holstein der bundesweit einzige Busfahrer imöffentlichen Nahverkehr nach Oberschenkelamputation beschäftigt.Die Infektsituation an der Grenzzone kann <strong>als</strong> beherrschbar angesehenwerden. Regelhaft ist eine Keimbesiedlung im Stomabereich zu beobachten,überwiegend finden sich Keime der natürlichen Hautflora. InterventionsbedürftigeInfekte sind seit der Einführung hochglanzpolierter Oberflächenim Weichteilbereich zur Ausnahme geworden. <strong>Das</strong> häufig diskutierteRisiko intramedullärer Infekte ist unter Betrachtung der bisherigen Ergebnisse<strong>als</strong> vernachlässigbar anzusehen. Durch die dreidimensionale Osseointegrationdes Prothesenstiels erfolgt bereits 2-3 Wochen postoperativ einesuffiziente Versiegelung des Markraums gegen aufsteigende Infekte. DieseThese wird dadurch gestützt, dass auch bei den ersten Patienten, derenVerlauf teilweise durch ausgedehnte Weichteilinfekte (teils mit MRSA)geprägt war, keine Prothesenlockerungen oder intramedulläre Infekte zubeobachten waren.Hinsichtlich der Indikationsstellung hat sich gezeigt, dass insbesonderePatienten, die auf Grund von Begleitverletzungen, des Lokalbefundes o.ä.mit einer herkömmlichen Schaftprothese nur unbefriedigend bis gar nichtversorgt werden können, am meisten von diesem neuartigen Konzeptprofitieren. Die weitere Ausdehnung der Indikation auf Patienten mit Gliedmaßenverlustender oberen Extremität wird nur eine Frage der Zeit sein,insbesondere in Anbetracht der sich hieraus ergebenden high-tech-Möglichkeitenhinsichtlich der exoprothetischen Versorgung. So ist bei fester Verbindungder Ellenbogen-Vorderarm-Prothese zum intramedullären Kraftträgerim Humerus eine kabelfreie Steuerung der peripheren Erfolgsorgane übermyoelektrische Transducer vorstellbar.Weltweit befassen sich Arbeitsgruppen in Schweden, Großbritannien undDeutschland mit dieser Thematik und können vergleichbare Ergebnisse beiallerdings sehr unterschiedlichen Implantaten vorweisen. Ohne Zweifel sindauch die Nordamerikaner angesichts ihres hohen Patientenaufkommensaus dem Irakkrieg an dem Konzept der EEP interessiert. Im Bone and JointResearch Lab der Universität von Utah beschäftigt man sich derzeitintensiv mit der Grenzzonenproblematik und ist auf der Suche nach einem

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