Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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<strong>der</strong>n und den Grundstein für organisatorische und Wahlerfolge insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Ostdeutschland legen sollte.<br />
c) Programmatischer <strong>Wandel</strong><br />
Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre befanden sich alle Spielarten des Rechtsextre mismus<br />
in einer desolaten Situation. Die neonazistischen Organisationen waren bis<br />
zur Handlungsunfähigkeit durch die Verbotsmaßnahmen geschwächt. Die drei<br />
Wahlparteien mussten seit 1992 erhebliche Mitglie <strong>der</strong>verluste hinnehmen und<br />
auch ihre Hoffnungen auf Wahlerfolge <strong>im</strong> Osten hatten sich nicht erfüllt. Vor<br />
allem die rassistische Gewaltwelle zwischen 1991 und 1993 und die darauffolgenden<br />
staatlichen und zivil gesellschaftlichen Gegenmaßnahmen (siehe<br />
dazu Kapitel 7) setzten den <strong>Rechtsextremismus</strong> insgesamt unter Druck und<br />
er schwerten die Mobili sierungsanstrengungen seiner Parteien.<br />
Von dem erwähnten St<strong>im</strong>mungsumschwung in Ostdeutschland konn ten die<br />
rechtsextremistischen Parteien zunächst nicht profitieren. Sie mussten vielmehr<br />
erfahren, dass sie als Westparteien trotz für sie günsti ger sozioökonomischer<br />
Rahmenbedingungen in Ostdeutschland auf wenig Akzeptanz stoßen. Aus<br />
Sicht <strong>der</strong> Ostdeutschen waren sie aus dem Westen eingereist, propagierten<br />
ihre alten West-Programme und setzten ihre be kannten Grabenkämpfe auf ostdeutschem<br />
Boden fort. Für den speziellen Problemhaushalt <strong>der</strong> Ostdeutschen<br />
hatten sie kein Gespür!<br />
Die NPD war die erste Partei, die aus dieser für sie unbefriedigenden Situation<br />
programmatische und strategische Schlussfolgerungen zog. Wie erwähnt<br />
war Udo Voigt <strong>im</strong> März 1996 zum Bundesvorsitzenden gewählt worden. Sein<br />
seit November des Vorjahrs inhaftierter Rivale Deckert wurde einer seiner drei<br />
Stellvertreter. Während Deckert in orga nisatorischer und programmatischer<br />
Hinsicht mittlerweile sehr traditio nalistisch orientiert war und vor allem mit<br />
seiner Revisionismuskampagne gerade in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n vielfach<br />
auf Unverständnis stieß, leitete Voigt in mehrfacher Hinsicht die Erneuerung<br />
<strong>der</strong> Partei ein. 1996 fasste <strong>der</strong> Verfassungsschutzbericht Thüringens dessen<br />
Ziele wie folgt zusammen:<br />
p „Zurückstellung <strong>der</strong> ‚Revisionismuskampagne‘ des bisherigen Bundes -<br />
vorsitzenden Günter Deckert<br />
p Unterstützung <strong>der</strong> Bestrebungen zur Einigung <strong>der</strong> ‚Rechten‘ (Runde<br />
Tische), um den ‚Nationalen‘ in Deutschland eine Chance zu geben<br />
6. Organisation, Programmatik und Praxis – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 119