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Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...

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ideologischen Positionen spielt mittlerweile – nicht nur bei Neonazis, son<strong>der</strong>n<br />

bei allen rechtsextremistischen Gruppierungen – das Internet. Gegenwärtig<br />

sollen 1000 Internet-Präsenzen bestehen, die oft interaktive Angebote enthalten,<br />

um potenziellen Sympathisanten Partizipationschancen zu eröffnen. Die<br />

mult<strong>im</strong>edialen Aktivitäten schließen auch die Nutzung von Videoplattformen<br />

und Radio- bzw. Fernsehsendungen per Internet ein.<br />

Das Verhältnis <strong>der</strong> Kameradschaften zur Gewalt ist zwiespältig: Einerseits distanzieren<br />

sich viele Kameradschaftsführer vor allem wohl aus Angst vor staatlichen<br />

Sanktionen verbal von gewalttätigen Aktionen, an<strong>der</strong>erseits vertreten<br />

die Neonazis eine Gewalt verherrlichende Theorie und treten bei Demonstrationen<br />

und Großveranstaltungen oft außerordentlich aggressiv gegenüber politischen<br />

Gegnern und <strong>der</strong> Polizei auf. Das Gewaltpotenzial dürfte auch durch<br />

die zunehmende Verflechtung von Skinhead-Cliquen und Kameradschaften<br />

gewachsen sein. Be<strong>im</strong> Rudolf-Heß-Gedenkmarsch 2003 in Wunsiedel sollen<br />

die Skins sogar die Mehrheit <strong>der</strong> etwa 2 600 Teilnehmer gestellt haben. Wenn<br />

auch <strong>der</strong>zeit nach Auffassung des Verfassungsschutzes keine terroristischen<br />

Bestrebungen erkennbar sind, wird doch über gelegentliche Waffenfunde berichtet.<br />

Im Übrigen behauptete schon <strong>der</strong> Verfassungsschutzbericht 2002 des<br />

Bundes, dass es „keine rechtsterroristischen Gruppierungen“ gäbe und ergänzte:<br />

„Militante Rechtsextremisten lehnen Terrorismus ab.“ Ein Jahr später<br />

wurde die „Kameradschaft Süd“ als terroristische Vereinigung zerschlagen.<br />

Sie hatte Waffen und Sprengstoff besorgt und plante unter an<strong>der</strong>em einen<br />

Anschlag auf die Grundsteinlegung einer Synagoge in München. Der Anführer,<br />

Martin Wiese, wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, an<strong>der</strong>e Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Gruppe erhielten Haft- o<strong>der</strong> Bewährungsstrafen. Und in den Jahren 2002<br />

und 2003 verübte das „Freikorps Havelland“ Brandanschläge gegen türkische<br />

bzw. asiatische Imbissbuden. 2005 wurden die Mitglie<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> Gründung<br />

bzw. Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung zu mehrjährigen<br />

Haft-, Jugend- o<strong>der</strong> Bewährungsstrafen verurteilt. Daher heißt es <strong>im</strong> Verfassungsschutzbericht<br />

des Bundes 2009 auch:<br />

„Die Affinität von Rechtsextremisten, insbeson<strong>der</strong>e von Neonazis, zu<br />

Waffen und Sprengstoff bildet dennoch ein nicht zu vernachlässigendes<br />

Gefährdungspotenzial.”<br />

Beson<strong>der</strong>e Gewaltbereitschaft weisen die „Autonomen Nationalisten“ auf. Dabei<br />

handelt es sich um eine kleine, <strong>der</strong>zeit etwa 500 Personen umfassende, aber<br />

sehr umtriebige Strömung innerhalb des neonazistischen Spektrums, die sich<br />

kulturell und strategisch, nicht aber ideologisch deutlich vom Mainstream un-<br />

126 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 6. Organisation, Programmatik und Praxis

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