Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Die „Missini“ bildeten zwar eine Konstante <strong>im</strong> parlamentarisch-poli tischen Leben<br />
Italiens, erreichten bei Wahlen aber zumeist nur zwischen fünf und sieben<br />
Prozent. Schon zu Almirantes Zeiten wurde daher <strong>der</strong> Versuch unternommen,<br />
durch Bündnisse mit an<strong>der</strong>en rechtsgerichteten Gruppierungen aus dem neofaschistischen<br />
Ghetto auszubrechen. 1972 gab sich die Partei den Namenszusatz<br />
„Nationale Rechte“ (Destra Nazio nale, DN), was bei den Wahlen <strong>im</strong> selben<br />
Jahr <strong>im</strong>merhin zu einem Ergeb nis von 8,7 Prozent führte. Aber schon bei den<br />
darauffolgenden Wahlen 1976 fiel <strong>der</strong> MSI/DN wie<strong>der</strong> auf 6,1 Prozent ab. Die<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Partei und ihres Programms und ihre Öffnung setzten erst<br />
Anfang <strong>der</strong> achtziger Jahre ein. Der Reformprozess stieß allerdings auf heftigen<br />
Wi<strong>der</strong> stand seitens <strong>der</strong> Traditionalisten in <strong>der</strong> Partei.<br />
Nach dem Tod von Almirante (1988) brach ein Kampf um seine Nach folge<br />
zwischen dem Sozialfaschisten Pino Rauti und dem von Almirante favorisierten<br />
Reformer Gianfranco Fini aus, <strong>der</strong> außerordentlich medien gewandt und<br />
populistisch auftrat. Während Rauti einen Konfrontationskurs gegen das bestehende<br />
System propagierte, verfolgte Fini (wie Almirante) das Konzept einer<br />
„grande destra“ (einer großen Rechten), allerdings wesentlich offensiver und<br />
anpassungsfähiger als sein Ziehvater. Als Sieger ging zunächst Fini aus diesem<br />
Kampf hervor, aber bereits 1990 obsiegte <strong>der</strong> Traditionalist Rauti, <strong>der</strong> sich<br />
dann allerdings als unfähig erwies, die Partei unter den Bedingungen einer<br />
Mediengesellschaft zu führen und Wahlkämpfe zu gewinnen. Nach schlechten<br />
Umfrage- und Wahlergebnis sen holten die „Missini“ den intellektuellen und<br />
eloquenten Fini schon ein Jahr später auf den Chefsessel zurück.<br />
Als 1993 infolge massiver Korruptionsskandale die führende italienische Regierungspartei<br />
Democrazia Cristiana (DC) zusammenbrach und das etablierte<br />
Parteiensystem mit in den Abgrund riss, verän<strong>der</strong>te sich die politische Landschaft<br />
Italiens. Fini erkannte seine Chance, wan delte den MSI kurz vor den<br />
nationalen Wahlen 1994 in die Nationale Allianz (Alleanza Nazionale, AN)<br />
um und steuerte ein Bündnis mit <strong>der</strong> 1993 von Silvio Berlusconi gegründeten<br />
Partei „Vorwärts Italien!“ (Forza Italia, FI) an. Dieses Wahlbündnis kam unter<br />
Einschluss <strong>der</strong> Lega Nord (LN) tatsächlich zustande und gewann die <strong>im</strong> Zeichen<br />
<strong>der</strong> italienischen Staatskrise stattfindende Wahl überzeugend. Die AN brachte<br />
es auf sensa tionelle 13,5 Prozent. Ihr Eintritt in die Regierung Berlusconi, in<br />
<strong>der</strong> sie fünf Minister stellte, bedeutete die erste Regierungsbeteiligung einer<br />
rechtsextremistischen Partei auf nationaler Ebene <strong>im</strong> Nachkriegseuropa. Die<br />
Regierung wurde zwar schon <strong>im</strong> Dezember 1994 wie<strong>der</strong> gestürzt, die Zusammenarbeit<br />
von AN und FI war damit jedoch nicht beendet. Bei <strong>der</strong> Wahl 1996<br />
verbesserte sich die AN weiter auf 15,7 Prozent.<br />
9. <strong>Rechtsextremismus</strong> in Europa – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 197