Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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liger für <strong>Rechtsextremismus</strong> als die Westdeutschen. Dies ergab auch schon eine<br />
Befragung <strong>der</strong> beiden Wissenschaftler aus dem Jahr 2003, wo <strong>der</strong> Ost-West-<br />
Abstand allerdings deutlich größer ausfiel. Die <strong>Berlin</strong>er Daten legen daher die<br />
Vermutung nahe, dass sich <strong>der</strong> Ost-West-Unterschied abgeschwächt hat. Die<br />
Entwicklung in den Bundeslän<strong>der</strong>n vollzog sich recht unterschiedlich: Während<br />
sich in den nördlichen Bundeslän<strong>der</strong>n zwischen 2005 und 2008 keine Verän<strong>der</strong>ung<br />
ergeben hat, ist das Einstellungspotenzial in den übrigen drei Län<strong>der</strong>gruppen<br />
zurückgegangen, am stärksten in den fünf neuen Län<strong>der</strong>n. 19 Dort sind<br />
rechtsextremistische Einstellungen mittlerweile genauso weit verbreitet wie in<br />
den Südlän<strong>der</strong>n (Tabelle 3).<br />
Die Leipziger Untersuchungen för<strong>der</strong>n ein etwas an<strong>der</strong>es Bild zu Tage (Tabelle<br />
4). Auch sie stellen eine Abnahme <strong>der</strong> rechtsextremistischen Einstellungen<br />
zwischen 2002 und 2010 fest, allerdings auf einem geringeren Niveau. Insgesamt<br />
dürfte das rechtsextremistische Einstellungspotenzial in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
<strong>der</strong>zeit knapp zehn Prozent betragen. Der eigentliche Unterschied<br />
zwischen beiden Studien betrifft die Ost-West-Relation. Brähler und Decker<br />
messen 2002, 2004 und 2006 <strong>im</strong> Westen mehr <strong>Rechtsextremismus</strong> als <strong>im</strong> Osten,<br />
2008 herrscht nach ihren Daten in etwa Gleichstand und erst 2010 übertrifft<br />
<strong>der</strong> Osten den Westen.<br />
Im Folgenden werden einige Angaben zur Sozialstruktur aus <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Studie<br />
berichtet. Im Großen und Ganzen entwickeln Frauen in demselben Umfang wie<br />
Männer rechtsextremistische Einstellungen (s. dazu auch Kapitel 8). Im Osten<br />
erzielen Frauen allerdings etwas höhere Werte als Männer (Grafik 5). Im Prinzip<br />
n<strong>im</strong>mt <strong>Rechtsextremismus</strong> mit wachsendem Alter zu. Nur die 14–17-Jährigen<br />
bilden eine Ausnahme (Grafik 6). Als beson<strong>der</strong>s anfällig erweisen sich<br />
(einfache) Arbeiter, Arbeitslose und Rentner (Grafik 7).<br />
Da für den sozialen Status in mo<strong>der</strong>nen Industriegesellschaften Bildung und<br />
Einkommen maßgeblich sind, wurde aus beiden Variablen <strong>der</strong> Index „objektive<br />
Schichtzuordnung“ gebildet. Der Unterschicht wurden Personen mit geringer<br />
Bildung und geringem Einkommen zugeordnet, <strong>der</strong> Mittelschicht Personen mit<br />
mittlerer Bildung und mittlerem Einkommen, <strong>der</strong> Oberschicht Personen mit hoher<br />
Bildung und hohem Einkommen. Aus dieser Perspektive erweist sich <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
weithin (aber nicht durchgängig) als ein Unterschichtphänomen:<br />
19 Während in die Kategorie „Ostdeutschland“ in Tabelle 3 auch <strong>Berlin</strong>-Ost eingeschlossen ist, bleibt<br />
die ehemalige Hauptstadt <strong>der</strong> DDR bei <strong>der</strong> Kategorie „fünf neue Län<strong>der</strong>“ unberücksichtigt. Die<br />
Werte für beide Kategorien sind daher nicht notwendigerweise identisch.<br />
66 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 4. Einstellungen