Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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kaum Mitglie<strong>der</strong> zu, aber sie verhalf dem Verlags- und Publika tionswesen <strong>der</strong><br />
extremistischen Rechten zu großer Blüte und Finanzkraft, wobei die erheblichen<br />
Gewinne teilweise <strong>der</strong> politischen Arbeit zugute kamen. Der Münchner Verleger<br />
und DVU-Chef, Dr. Gerhard Frey, häufte beispielsweise mit seinen Wochenzeitungen<br />
und mit seinem Buch- und Devotionalienverlag ein Millionenvermögen<br />
an. Der Erfolg <strong>der</strong> Kampagne beruht darauf, dass sich an den Diskursen auch<br />
rechtskonservative und nationalliberale Autoren beteiligten, wodurch sie ihren<br />
Nie<strong>der</strong>schlag auch in den Massenmedien fand, wenn auch oft mit kritischer<br />
Tendenz. Und nicht zuletzt korrespondieren die „Forschungsergebnisse“ <strong>der</strong><br />
Revisionis ten mit den Parolen <strong>der</strong> Kriegsgeneration an deutschen Stammtischen.<br />
Die Themen <strong>der</strong> Revisionisten wurden also von einem weit über den <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
hinausreichenden Publikum diskutiert und goutiert. Dazu trug zweifellos<br />
auch bei, dass die Verharmlosung und Relativierung <strong>der</strong> NS-Vergangenheit<br />
teilweise auch von etablierten Historikern betrieben wurde – wenn auch<br />
in abgemil<strong>der</strong>ter Form und ohne offenes Bekenntnis zu irgendwelchen politischen<br />
Intentionen. Jedenfalls erzwangen die Rechts extremisten damit, dass<br />
sich auch die Geschichtswissenschaft mit diesen Thesen beschäftigen musste,<br />
womit sie weiter aufgewertet wurden.<br />
In Ostdeutschland stieß die nach 1990 aus dem Westen <strong>im</strong>portierte Revisionismuskampagne<br />
übrigens auf großes Unverständnis und trug mit dazu bei, dass<br />
die rechtsextremistischen Parteien dort nach <strong>der</strong> deutschen Einheit zunächst erfolglos<br />
waren. Erst als sie gegen Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre zurückgestellt wurde<br />
und die Themen in den Vor<strong>der</strong>grund traten, die den neuen Bundesbürgern<br />
wirklich auf den Nägeln brannten, nämlich wirtschafts- und sozialpolitische<br />
Fragen, stellten sich organisatorische und Wahlerfolge ein.<br />
c) Die Überfremdungskampagne<br />
Nach Auffassung des <strong>Rechtsextremismus</strong> geht von <strong>der</strong> Immigration die größte<br />
Gefahr für Volk, Rasse und Nation aus. Die darauf gegründete Überfremdungskampagne<br />
stellt ein beson<strong>der</strong>s erfolgreiches Projekt des (west-)deutschen<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> dar. Denn sie führt(e) ihm – an<strong>der</strong>s als die Revisionismuskampagne<br />
– neue Mitglie<strong>der</strong> und Wähler/innen zu.<br />
Der Kampf gegen multikulturelle Gesellschaften zielt darauf ab, fundamentale<br />
Ängste davor zu erzeugen o<strong>der</strong> zu verstärken, dass die Mehrheitsgesellschaft<br />
Opfer von Verfechtern einer unbegrenzten Einwan<strong>der</strong>ung wird und damit ihre<br />
Identität verliert. Immigration wird zu einer universellen Bedrohung dramati-<br />
34 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 2. Herkunft, Ideologie, Ziele und Kampagnen