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Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...

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Im vereinigten Deutschland fand <strong>der</strong> Aufschwung des (westdeutschen) <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

mit sporadischen Wahlerfolgen in Bremen, Schleswig-Holstein<br />

und Baden-Württemberg seine Fortsetzung. In Ostdeutschland fielen die Wahlergebnisse<br />

auf nationaler Ebene bis Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre generell geringer<br />

aus als <strong>im</strong> Westen. Die Trendumkehr begann 1998 und setzte sich bis in<br />

die Gegenwart fort. Während rechtsextremistische Parteien <strong>im</strong> Westen 1996<br />

letztmalig in einem Bundesland (Baden-Württem berg) die Fünf-Prozent-Hürde<br />

überwanden, zog die DVU 1998 mit 16 Ab geordneten in den Landtag von<br />

Sachsen-Anhalt und 1999 und 2004 mit fünf bzw. sechs Abgeordneten in den<br />

Landtag von Brandenburg ein. Und 2004 gelang es auch erstmalig seit 1951<br />

wie<strong>der</strong> einer neonazistischen Partei, Parlamentssitze zu erobern: In Sachsen<br />

wurde die NPD fast genau so stark wie die SPD und ist dort mit zunächst zwölf,<br />

seit 2009 mit acht Mitglie<strong>der</strong>n vertreten. 2006 rückte die NPD mit sechs Vertreter/innen<br />

auch in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ein.<br />

Die Ursache für diese Gewichtsverlagerung dürfte in dem dramatischen St<strong>im</strong>mungswandel<br />

zu finden sein, <strong>der</strong> sich nach <strong>der</strong> Bundestagswahl 1994 in Ostdeutschland<br />

vollzog. Während in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> neunziger Jahre Einheitseuphorie<br />

und Zukunftsopt<strong>im</strong>ismus vorherrschten, breiteten sich nun<br />

Unzufriedenheit, Zukunftspess<strong>im</strong>ismus und Systemverdrossenheit aus. Die<br />

Hoffnungen auf „blühende Landschaften“ wichen <strong>der</strong> frustrieren den Einsicht,<br />

dass <strong>der</strong> Osten einen doppelten Umbruch bewältigen muss: den sozialen und<br />

technologischen <strong>Wandel</strong> und die Globalisierung und überdies noch den Systemwechsel<br />

vom Sozialismus zur Marktwirtschaft, vom Stalinismus zur Demokratie.<br />

Die Gewichtsverlagerung von West nach Ost bei den Wählern deckt sich mit <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> rechtsextremistischen Einstellungen, die ebenfalls etwa seit Mitte<br />

<strong>der</strong> neunziger Jahre in Ostdeutschland stärker ausfal len als in Westdeutschland.<br />

Und auch die Sozialstruktur <strong>der</strong> Wähler/innen bestä tigt den Befund, dass es<br />

sich be<strong>im</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> mittlerweile um ein Unterschichtphänomen handelt.<br />

Gegenüber Personen mit rechtsextremis tischen Einstellungen weisen die<br />

Wähler/innen rechtsextremistischer Parteien aber Beson<strong>der</strong>heiten auf: Deutlich<br />

mehr Männer als Frauen votieren für Rechtsaußen-Parteien, und unter <strong>der</strong>en<br />

Anhänger/innen befinden sich beson<strong>der</strong>s viele junge Leute.<br />

Subkultureller Protest in Ostdeutschland<br />

Das Fundament des ostdeutschen <strong>Rechtsextremismus</strong> wurde in <strong>der</strong> DDR gelegt.<br />

Der Staatssozialismus beför<strong>der</strong>te die Entstehung autoritärer, natio nalistischer<br />

220 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 10. Zusammenfassung

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