Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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als Ort <strong>der</strong> personellen Kommunikation zwischen Skinheads aus aller Herren<br />
Län<strong>der</strong> und als Börsen für Informationen, Tonträger, rassis tisches Propagandamaterial,<br />
Textilien und sonstige Utensilien. Fanden 1993 in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
gerade einmal 30 <strong>der</strong>artiger Veranstaltungen statt, so schnellte die Zahl <strong>der</strong> Konzerte<br />
<strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> Ausweichbewegung <strong>der</strong> Skinheads in die Musikszene nach <strong>der</strong><br />
Gewaltwelle 1991–93 auf 128 <strong>im</strong> Jahr 1998 hoch, wobei die durchschnittliche<br />
Teilnehmerzahl kontinu ierlich, in Einzelfällen bis zu 1 000 Teilnehmern wuchs.<br />
Die Mehrzahl <strong>der</strong> Konzerte findet in Ostdeutschland statt. Zu einem Konzert<br />
am 17. Januar 1997 in Mücka (Sachsen) fanden sich 1 400 Per sonen ein, nach<br />
Garitz (Sachsen-Anhalt) strömten am 4. September 1999 sogar 2 000 Skins.<br />
Da sich die Behörden zunehmend erfolgreich bemüh en, die Konzerte zu unterbinden<br />
und auch viele Verbote ausgesprochen wurden, gehen die Veranstalter<br />
zur konspirativen Organisation <strong>der</strong> Veran staltungen über und tarnen sie beispielsweise<br />
als Geburtstags- o<strong>der</strong> Hoch zeitsfeiern. Daher ist die Zahl <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />
zunächst auch zurück gegangen (bis auf 80 <strong>im</strong> Jahr 2001), stieg<br />
dann aber wie<strong>der</strong> bis auf 193 <strong>im</strong> Jahr 2005 an. 2009 waren es nur noch 125.<br />
Nach Angaben des Verfassungsschutzes wurden die Konzerte in den letzten<br />
Jahren normalerweise von 80 bis 250 Personen besucht, wobei die regional<br />
bedeutenden Kleinkonzerte zugenommen hätten. Populäre Bands mobilisierten<br />
aber auch schon mal größere Teilnehmerzahlen.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> zumeist in Ostdeutschland behe<strong>im</strong>ateten rechtsextremistischen<br />
Skinhead- bzw. Musikbands ist von 23 (1993) auf 151 (2009) gewachsen. Die<br />
Gruppen sind in <strong>der</strong> Regel allerdings recht kurzlebig. Von den <strong>der</strong>zeit existierenden<br />
Bands ist nur rund ein Viertel seit längerem aktiv.<br />
Die Musikgruppen artikulieren in rassistischen und volksverhetzenden Texten,<br />
die zumeist Gewalt propagieren und oft den Nationalsozialismus verherrlichen,<br />
das Lebensgefühl <strong>der</strong> Glatzen. Nicht selten finden Jugendliche durch die Musik<br />
den Eingang in die Szene (Musik als „Einstiegsdroge“).<br />
Das Gefühl <strong>der</strong> Ausgrenzung bei den Skins kommt beson<strong>der</strong>s gut in einem Lied<br />
<strong>der</strong> sächsischen Gruppe „Oiphorie“ zum Ausdruck:<br />
„Wer ist böse und verlogen,<br />
dreckig, völlig unerzogen?<br />
Wer tut sich mit Bier betrinken,<br />
wer tut wie ein ‚Assi‘ stinken?<br />
7. Protestverhalten, Subkulturen und Gewalt – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 163