Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die politikwissenschaftliche Kritik am Extremismus-Modell bezieht sich weiterhin<br />
auf seine Eind<strong>im</strong>ensionalität, wobei das Links-Rechts-Schema als Folie dient.<br />
Dabei gilt die Mitte gemeinhin als gemäßigt, harmonisch und ausgleichend,<br />
während die Rän<strong>der</strong> oft <strong>im</strong> Verdacht stehen, sektiere risch, kompromisslos und<br />
polarisierend zu sein. Empirische Untersu chungen haben gezeigt, dass in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Bedeutung von Links und<br />
Rechts bestehen. Zumeist dient die Links-Rechts-Skala zur Vereinfachung komplexer<br />
politischer Sachverhalte, beispielsweise zur Verortung von Personen o<strong>der</strong> Parteien<br />
<strong>im</strong> politisch-ideologischen Spektrum. Dass dabei wie<strong>der</strong>um Werturteile <strong>im</strong><br />
Spiel sind, ergibt sich aus <strong>der</strong> Tatsache, dass bei den einen Links po sitiv und Rechts<br />
negativ besetzt ist, während an<strong>der</strong>e Rechts positiv und Links negativ bewerten.<br />
In <strong>der</strong> Politikwissenschaft bestehen seit langem starke Zweifel daran, ob sich<br />
die politische Realität auf einer einzigen Achse abbilden lässt. Denn in allen<br />
politischen Lagern gibt es demokratische und antidemokratische Tendenzen.<br />
Dies gilt auch für die Mitte: Der US-amerikanische Soziologe Seymour Martin<br />
Lipset hat den Faschismus beispielsweise als „Extremis mus <strong>der</strong> Mitte“ bezeichnet.<br />
Bei <strong>der</strong> Positionsbest<strong>im</strong>mung von Personen, Organisationen o<strong>der</strong> Reg<strong>im</strong>en<br />
sind mindestens zwei D<strong>im</strong>ensionen zu berücksichtigen: eine ökonomisch-soziale<br />
(sozialistisch-kapitalistisch) und eine politische (demokratisch-autoritär).<br />
In einem zweid<strong>im</strong>ensionalen Mo dell bestünden folglich vier Extrempositionen,<br />
darunter eine mit <strong>der</strong> Be zeichnung „demokratischer Extremismus“.<br />
Neuerdings wird <strong>der</strong> politische Raum auch auf <strong>der</strong> Grundlage von<br />
Wertekonflikten abgebildet. Grafik 2 zeigt die Position <strong>der</strong> deutschen Par teien<br />
nach den Wertorientierungen ihrer Anhänger/innen. Dabei wird zwischen zwei<br />
Wertekonflikten unterschieden: „Soziale Gerechtigkeit – Marktfrei heit“ bezieht<br />
sich auf die Gestaltung <strong>der</strong> ökonomisch-sozialen Ordnung, wobei soziale Gerechtigkeit<br />
die staatliche Daseinsfürsorge, Marktfreiheit die Eigenverantwortlichkeit<br />
<strong>der</strong> Bürger/innen meint. „Libertarismus – Autorita rismus“ kennzeichnet<br />
die Wertvorstellungen bezüglich <strong>der</strong> politischen Ordnung, wobei libertäre<br />
Werte für direkte Demokratie, Ökologie, Gleich berechtigung <strong>der</strong> Geschlechter,<br />
Multikulturalität etc. stehen. Die zweidi mensionale Darstellung verhilft uns<br />
dazu, die Position <strong>der</strong> rechtsextremis tischen Parteien genauer zu best<strong>im</strong>men:<br />
Auf <strong>der</strong> ökonomisch-sozialen Achse sind sie nicht etwa rechts, son<strong>der</strong>n links<br />
von CDU/CSU und FDP angesiedelt, unterscheiden sich von ihnen aber (wie von<br />
allen an<strong>der</strong>en Par teien) durch betont autoritäre Wertorientierungen.<br />
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass sich das LinksRechtsSchema nur bedingt für<br />
die Abbildung <strong>der</strong> politischen Verhältnisse eignet.<br />
1. Begriffsbest<strong>im</strong>mung – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 17