Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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nell auf Organisation setzte. Rechtsextremistische Skinheads, Hooligans und<br />
Gewalttäter gab es auch <strong>im</strong> Westen, aber sie prägten das rechtsextremistische<br />
Lager nicht.<br />
Organisationsvielfalt in Westdeutschland<br />
Kennzeichnend für den <strong>Rechtsextremismus</strong> in Westdeutschland ist Organisation,<br />
genauer gesagt: Organisationsvielfalt. Bevorzugte Organisations form<br />
ist die Partei. Daneben bestehen „überparteiliche“ Jugendorganisatio nen, politische,<br />
soziale und kulturelle Vereinigungen, Interessenverbände sowie Zeitschriften-<br />
und Buchverlage. Der hohe Institutionalisierungsgrad kommt auch<br />
darin zum Ausdruck, dass regelmäßig Veranstaltungen, Kongresse, Leserreisen<br />
etc. stattfinden.<br />
Die Parteien stehen zumeist in <strong>der</strong> Tradition des We<strong>im</strong>arer Deutsch nationalismus<br />
und bedienen sich weithin systemkonformer Praktiken. Oft verfügen sie über<br />
neonazistische Flügel, die jedoch nur über mäßigen innerparteilichen Einfluss<br />
verfügen. Rein neonazistische Parteien bilden die Ausnahme, zumal über ihnen<br />
ständig das Damoklesschwert eines Parteiverbots hängt.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Organisationsvielfalt macht die Bündnis bzw. Samm lungspolitik<br />
einen wichtigen Teil <strong>der</strong> politischen Praxis <strong>der</strong> Parteien aus. Mit <strong>der</strong> 1964 gegründeten<br />
NPD war es erstmals gelungen, nahezu alle Parteien und politischen<br />
Organisationen unter einem Dach zu vereinigen. Nach einer kurzen Phase<br />
beträchtlicher parlamentarischer Erfolge zerfiel die Partei Anfang <strong>der</strong> siebziger<br />
Jahre, und die Organisationsvielfalt des rechtsextremistischen Lagers war<br />
wie<strong>der</strong>hergestellt.<br />
Inhaltlich konzentrierte sich die Politik des <strong>Rechtsextremismus</strong> auf zwei Schwerpunkte:<br />
auf die Kampagne zur Wie<strong>der</strong>herstellung des Deutschen Reichs und<br />
auf die Revisionismuskampagne. Während Erstere ohne nen nenswerte Resonanz<br />
blieb, war Letztere durchaus erfolgreich. Sie führte den Parteien zwar<br />
kaum Wähler/innen und den Organisationen kaum Mitglie<strong>der</strong> zu, aber sie<br />
verhalf den rechtsextremistischen Buch- und Zeitschriftenver lagen zu prächtigen<br />
Gewinnen.<br />
Als sich Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre die Erfolgsbedingungen des Rechts -<br />
extremismus verbesserten und die kurz zuvor gestartete Überfremdungs -<br />
kampagne erste Früchte trug, profitierte davon nicht die NPD und auch nicht<br />
222 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 10. Zusammenfassung