Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Bei <strong>der</strong> Ankündigung <strong>der</strong> landesweiten Anti-Islamisierungskampagne von PRO<br />
NRW <strong>im</strong> Jahr 2007 erklärte <strong>der</strong> Vorsitzende Markus Beisicht unter an<strong>der</strong>em:<br />
„Islamismus und Terrorismus bedrohen uns alle ... Daher for<strong>der</strong>n wir die Vorlage<br />
eines jährlichen Situationsberichts über den Stand <strong>der</strong> Islamisierung.”<br />
Ein beson<strong>der</strong>es Merkmal <strong>der</strong> Antiislamkampagne besteht darin, dass sich – jedenfalls<br />
in Teilen des <strong>Rechtsextremismus</strong> – eine weitere Mo<strong>der</strong>nisierung des<br />
Rassismus 8 abzeichnet: Das Feindbild Jude wird in <strong>der</strong> alltäglichen Propaganda<br />
durch das Feindbild Moslem ersetzt. So for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Republikaner<br />
Rolf Schlierer <strong>im</strong> Sommer 2009 ein bundesweites Sofortprogramm gegen<br />
Antisemitismus: „Judenfeindlichkeit musl<strong>im</strong>ischer Einwan<strong>der</strong>er darf nicht länger<br />
ignoriert werden ... Die größte Bedrohung für unsere jüdischen Mitbürger/<br />
innen geht heute vom <strong>im</strong>portierten Antisemitismus musl<strong>im</strong>ischer Einwan<strong>der</strong>er<br />
aus.” Auf einer Kundgebung von PRO Köln waren 2009 eine israelische Fahne<br />
und ein Plakat mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung „Solidarität für Israel“ zu sehen. Und <strong>der</strong> in<br />
<strong>Berlin</strong> lebende, von <strong>der</strong> DVU zu PRO Deutschland gewechselte schwedische<br />
Millionär Patrik Brinkmann for<strong>der</strong>te, dass sich die „deutsche Rechte von ihrer<br />
Vergangenheit emanzipieren“ müsse. Ähnliche Tendenzen zeigen sich auch bei<br />
Rechtsextremisten an<strong>der</strong>er westeuropäischer Län<strong>der</strong>. So behauptete <strong>der</strong> führende<br />
Funktionär <strong>der</strong> belgischen Partei Flämische Interessen (Vlaams Belang,<br />
VB), Filip Dewinter, dass die Juden die „Waffenbrü<strong>der</strong>“ <strong>im</strong> Kampf gegen den<br />
„extremistischen Islam“ seien.<br />
Die gegenläufige Kontroverse gilt <strong>der</strong> Frage, ob <strong>der</strong> Feind des Feindes ein<br />
Freund sein kann. Auf einer vom iranischen Staatspräsidenten einberufenen<br />
Konferenz in Teheran 2006 hatten Islamisten aus dem Nahen Osten und revisionistische<br />
Rechtsextremisten aus Europa gemeinsam den historischen Holocaust<br />
in Abrede gestellt. Daraufhin entbrannte eine Debatte darüber, ob<br />
das gemeinsame Feindbild (Israel, Juden) die Grundlage für eine politische<br />
Partnerschaft von Islamisten und Rechtsextremisten bilden kann. Mehrheitlich<br />
wird zwar die Meinung vertreten, dass die Musl<strong>im</strong>e <strong>der</strong> Hauptfeind seien und<br />
die Hauptaufgabe darin bestünde, ihren Kreuzzug gegen das Abendland abzuwehren.<br />
Der neonazistische und betont rassistische NPD-Funktionär Jürgen<br />
Rieger hielt beispielsweise <strong>im</strong> NPD-Organ „Deutsche St<strong>im</strong>me“ 2007 dagegen:<br />
„Im gemeinsamen Wi<strong>der</strong>stand gegen den weltumspannenden US<br />
Imperialismus sind strategische Bündnisse mit islamischen Nationen<br />
8 Vorangegangen war, wie erwähnt, die Entwicklung des Konzepts des Ethnopluralismus.<br />
2. Herkunft, Ideologie, Ziele und Kampagnen – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 45