Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Über den Erfolg versprechenden Weg zur Wie<strong>der</strong>herstellung des Deutschen<br />
Reichs divergierten die Auffassungen innerhalb des Nachkriegs -<br />
rechtsextremismus allerdings erheblich. Die verschiedenen Konzepte können<br />
hier nicht dargestellt werden. Nur so viel sei gesagt: Die Zersplit terung des<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> beruhte wenigstens bis Ende <strong>der</strong> sechziger Jahre pr<strong>im</strong>är<br />
auf den oft unvereinbaren Plänen für die „nationale Frage“. Die Kampagne<br />
verlor dann allerdings auch <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> achtziger Jahre an Bedeutung, weil<br />
sich <strong>der</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> zunehmend erfolgreich auf den Kampf gegen die<br />
vermeintliche „Überfremdung“ des deutschen Volks konzentrierte.<br />
b) Die Revisionismuskampagne<br />
Die nationale Frage erschöpft sich nach Auffassung des bundesdeutschen<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> nicht allein in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung Deutschlands als völkisch-territoriale<br />
Einheit und als europäischer Machtfaktor. Es geht ihm zugleich<br />
darum, dessen „Nie<strong>der</strong>werfung“ in ideologischer und pro pagandistischer Hinsicht<br />
zu bekämpfen, um die nach 1945 von den Siegern vermeintlich gezielt zerstörte<br />
nationale Identität <strong>der</strong> Deutschen wie<strong>der</strong> freizulegen. Die Zerschlagung<br />
des Deutschen Reichs und die Zerstörung <strong>der</strong> Identität des deutschen Volks<br />
wurden vom Nachkriegsrechtsextremis mus als die beiden herausragenden Elemente<br />
des Bedrohungsszenarios nach 1945 dargestellt. Der Kampf um die „historische<br />
Wahrheit“, die Revision <strong>der</strong> von den Alliierten angeblich dekretierten<br />
und von deutschen Helfershelfern besorgten offiziellen Geschichtsschreibung,<br />
ist daher ein zentraler Bestandteil <strong>der</strong> Politik des <strong>Rechtsextremismus</strong>.<br />
Zum einen sollen die Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg geleugnet,<br />
<strong>der</strong> Schuldanteil <strong>der</strong> Siegermächte und <strong>der</strong>en Kriegsverbrechen hervorgehoben<br />
und die nach 1945 von den Alliierten durchgeführten Kriegsverbrecher-<br />
und NS-Prozesse als politische Justiz und als rechts widrig entlarvt<br />
werden („KriegsschuldLüge“). Zum an<strong>der</strong>en geht es dar um, den Holocaust<br />
als historische Tatsache in Frage zu stellen, ihn zu relativieren o<strong>der</strong> die Juden<br />
selbst für ihr Schicksal verantwortlich zu ma chen („AuschwitzLüge“). Revisionismus<br />
bedeutet <strong>im</strong> Ergebnis also Ver drängung <strong>der</strong> historischen Realität,<br />
Verharmlosung und Relativierung <strong>der</strong> Vergangenheit, Ablenkung von eigener<br />
Schuld und eigenem Versagen durch Aufrechnung von vermeintlichem o<strong>der</strong><br />
tatsächlichem Unrecht <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en und damit nicht zuletzt auch die Rehabilitierung<br />
rechtsextremis tischer Großmachtbestrebungen.<br />
Die Revisionismuskampagne war und ist sehr erfolgreich. Zwar führ te sie den<br />
rechtsextremistischen Parteien kaum Wähler/innen und den Organi sationen<br />
2. Herkunft, Ideologie, Ziele und Kampagnen – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 33