Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Aversion gegen das NS-Reg<strong>im</strong>e bewahrt“. Dem st<strong>im</strong>mten auch die Antisemitismus-Experten<br />
Werner Bergman und Rainer Erb vom <strong>Berlin</strong>er Zentrum für<br />
Antisemitismusfor schung zu, die mit <strong>der</strong> Bemerkung zitiert wurden: „Auch<br />
<strong>der</strong> Antifaschis mus war in <strong>der</strong> DDR verordnet, aber er entsprach bei vielen <strong>der</strong><br />
eigenen Überzeugung.“<br />
Dies bestätigte auch eine von forsa <strong>im</strong> Auftrag <strong>der</strong> Zeitung „Die Woche“ <strong>im</strong><br />
Mai 1994 durchgeführte Umfrage 15 , die unter an<strong>der</strong>em zu folgendem, durch<br />
die mitgeteilten Daten nachvollziehbarem Ergebnis gelangte: „Mit einem verbreiteten<br />
Klischee räumt diese Untersuchung auf: dass nämlich <strong>der</strong> verordnete<br />
Antifaschismus <strong>der</strong> DDR ins Gegenteil umgeschlagen sei, nachdem die<br />
Ostdeutschen auf die Wildbahn <strong>der</strong> freien Meinung entlassen wurden. Die<br />
Befragten aus den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n zeigen durchgehend eine klarere,<br />
kundigere und ablehnen<strong>der</strong>e Haltung zum Nationalsozialis mus.“<br />
Die erste bundesweite Messung von rechtsextremistischen Einstellungs -<br />
potenzialen nach <strong>der</strong> deutschen Einheit wurde unseres Wissens 1994 von<br />
Jürgen W. Falter (Mainz) vorgenommen. 16 Demnach war das rechtsextre -<br />
mistische Einstellungspotenzial <strong>im</strong> Frühjahr 1994 <strong>im</strong> Westen mehr als doppelt<br />
so groß wie <strong>im</strong> Osten. Das dürfte generell für die erste Hälfte <strong>der</strong> neunziger<br />
Jahre gegolten haben.<br />
In einer früheren Publikation <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung 17 hatten wir eine eigene<br />
Untersuchung aus dem Jahr 1998 dargestellt, die zu dem Ergebnis gelangt<br />
war, dass rechtsextremistische Einstellungen <strong>im</strong> Osten häufiger anzutreffen<br />
waren als <strong>im</strong> Westen: Für die Bundesrepublik insge samt wurde ein<br />
Potenzial von 13 Prozent 18 gemessen, für Westdeutschland 12 Prozent und<br />
für Ostdeutschland 17 Prozent. In den neuen Bundeslän <strong>der</strong>n waren rechtsextremistische<br />
Orientierungen nun an<strong>der</strong>thalb Mal so stark verbreitet wie in den<br />
alten Län<strong>der</strong>n. Diese Verteilung kontrastierte mit den Untersuchungsergebnissen<br />
von Falter und war mithin erklärungs bedürftig. Dieselbe Tendenz zeigte<br />
15 Die Woche, Nr. 23 v. 1.6.1994, Beilage „EXTRA: Große Umfrage zum Nationalsozialismus“.<br />
16 Jürgen W. Falter (in Zusammenarbeit mit Markus Klein): Wer wählt rechts? Die Wähler und Anhänger<br />
rechtsextremistischer Parteien <strong>im</strong> vereinigten Deutschland, München: Beck 1994. In dem<br />
Buch wird <strong>der</strong> Ost-West-Unterschied nicht genannt. Falter hat jedoch dem Verfasser freundlicherweise<br />
eine Tabelle mit <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Häufigkeiten, getrennt nach West und Ost, zur Verfügung<br />
gestellt, auf die hier zurückgegriffen wurde.<br />
17 Richard Stöss: <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> vereinten Deutschland, Friedrich-Ebert-Stiftung/Abteilung<br />
Dialog Ostdeutschland, Bonn 1999; 3. überarb. Aufl. <strong>Berlin</strong> 2000.<br />
18 Die Übereinst<strong>im</strong>mung mit dem von SINUS gemessenen Potenzial ist rein zufällig.<br />
4. Einstellungen – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 63