Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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sendes Umweltbewusstsein, massive Partizipations ansprüche, politische und<br />
soziale Umwälzungen in Osteuropa, Abschmel zen des Ost-West-Gegensatzes,<br />
Migrationsbewegungen und Asylproble matik sind nur einige Stichworte, die<br />
damals den Problemhaushalt aller EG-Staaten prägten. Hinzu kam <strong>der</strong> Bedeutungsverlust<br />
<strong>der</strong> Nationalstaa ten angesichts <strong>der</strong> wirtschaftlichen und politischen<br />
Globalisierung. Der deutsche <strong>Rechtsextremismus</strong> konzentrierte sich nun<br />
auf die Überfremdungskampagne, <strong>der</strong> die Revisionismuskampagne nachgeordnet<br />
wurde. Die Kampagne zur Wie<strong>der</strong>herstellung des Deutschen Reichs war<br />
nachrangig und spielte selbst <strong>im</strong> Prozess <strong>der</strong> Vereinigung von BRD und DDR<br />
keine herausgehobene Rolle.<br />
Unter dem Druck <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Verhältnisse zerbrach <strong>im</strong> Oktober 1982 die<br />
sozialliberale Koalition. Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde auf dem Wege<br />
eines Misstrauensvotums gestürzt. Zu seinem Nachfolger best<strong>im</strong>mte <strong>der</strong> Deutsche<br />
Bundestag den bisherigen Oppositionsführer Helmut Kohl (CDU), <strong>der</strong> bis<br />
Oktober 1998 Regierungschef einer CDU/CSU -FDP-Koalition war.<br />
Zuvor – während ihrer 13-jährigen Oppositionszeit – hatte die CDU/CSU alle<br />
möglichen Anstrengungen unternommen, um die bundesdeutsche Rechte gegen<br />
die „sozialistische“ Politik <strong>der</strong> sozialliberalen Koalition und den vermeintlichen<br />
Ausverkauf Deutschlands zu mobilisieren. Indem sie sich damals als Dach<br />
für eine breite, umfassende konservativ-nationalis tische Sammlungsbewegung,<br />
als politische He<strong>im</strong>at aller Rechten, präsen tierte, konnte sie zwar <strong>der</strong> NPD das<br />
Wasser abgraben, erweckte jedoch Hoffnungen auf eine konsequent neokonservative<br />
Politik, ermunterte ultra rechte und rechtsextremistische Kräfte zum<br />
Wi<strong>der</strong>stand gegen die legiti mierte Regierung und machte <strong>der</strong>en Positionen<br />
hoffähig, schürte revan chistische und auslän<strong>der</strong>feindliche Ressent<strong>im</strong>ents und<br />
bagatellisierte den organisierten <strong>Rechtsextremismus</strong>.<br />
Nun – an die Regierung gelangt – wurde man die Geister, die man gerufen<br />
hatte, nicht mehr los. Sprecher von unter Mithilfe <strong>der</strong> CDU/CSU gegründeten<br />
neokonservativen Zirkeln klagten heftig den Vollzug <strong>der</strong> ver sprochenen „geistigmoralischen<br />
Wende“ ein: Entstaatlichung und Entbüro kratisierung, Revitalisierung<br />
<strong>der</strong> bürgerlichen Familie, Überwindung <strong>der</strong> durch die sozialliberale<br />
Ära angeblich bewirkten sozialistisch-nihilistischen „Kulturrevolution“, Rehabilitierung<br />
von Traditionen und historisch be währten Werten und Tugenden<br />
und schließlich Wie<strong>der</strong>herstellung des nationalen Selbstbewusstseins <strong>der</strong> Deutschen.<br />
In diesem politischen Kl<strong>im</strong>a konnte sich auch <strong>der</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
wie<strong>der</strong> entfalten.<br />
78 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 5. Wahlen und Wähler/innen