Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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die Stärkung des Reichs gerichteten und sich dabei auf die Interessen des<br />
Volks berufenden Nationalismus. Sie konstruierten den Wi<strong>der</strong>spruch zwischen<br />
einem <strong>im</strong>aginierten homogenen Volkswillen und einer abgehobenen politischen<br />
Klasse, die das Volk ins Ver<strong>der</strong>ben führt, und präsentierten sich selbst als<br />
Anwälte des Volks, als Retter aus <strong>der</strong> Not. Be<strong>im</strong> (Rechts)Populismus handelt es<br />
sich also keineswegs um eine mo<strong>der</strong>ne Erscheinungsform des extrem rechten<br />
Lagers, son<strong>der</strong>n um einen genuinen Kernbestand des <strong>Rechtsextremismus</strong>. Die<br />
rechtsextremistische Ideologie verfügte also von Anfang an über eine populistische<br />
Komponente. Im völkischen Denken bedeutet „Volk“ nämlich nicht<br />
nur ethnische Homogenität, es dient zugleich als Legit<strong>im</strong>ationsquelle für den<br />
Machtanspruch des <strong>Rechtsextremismus</strong>.<br />
Mit <strong>der</strong> Kapitulation <strong>der</strong> Wehrmacht, dem Zusammenbruch des Kai serreichs<br />
und <strong>der</strong> Novemberrevolution waren die Tage <strong>der</strong> DVLP gezählt. Um die sozialistischen<br />
Ansprüche <strong>der</strong> Parteien <strong>der</strong> Arbeiterbewegung und die liberalen<br />
Absichten <strong>der</strong> bürgerlichen Parteien abzuwehren, organi sierte sich <strong>der</strong> Wilhelminische<br />
Konservatismus in <strong>der</strong> Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), die<br />
auch zur politischen He<strong>im</strong>at vieler Mitglie<strong>der</strong> und des Gros <strong>der</strong> Funktionäre<br />
<strong>der</strong> Vaterlandspartei wurde. Die DNVP galt als Sammelbecken <strong>der</strong> republikfeindlichen<br />
Kräfte, <strong>der</strong> erbitterten Gegner von Demokratie und Sozialismus,<br />
die das Leitbild des monarchisch-militaris tischen Preußentums vertraten, aber<br />
doch autoritär-etatistisch und elitär orientiert waren und daher revolutionärpopulistische<br />
Strategien zur Be kämpfung <strong>der</strong> Republik – zunächst jedenfalls<br />
– ablehnten.<br />
Nachdem die Nationalversammlung den Versailler Vertrag angenom men hatte,<br />
sah Kapp nur noch eine Möglichkeit, die Nation vor dem Unter gang zu retten:<br />
den gewaltsamen Sturz <strong>der</strong> Regierung. Gemeinsam mit General von Lüttwitz,<br />
<strong>der</strong> Marinebrigade Ehrhardt und an<strong>der</strong>en militanten Gegnern <strong>der</strong> We<strong>im</strong>arer<br />
Demokratie führte er <strong>im</strong> März 1920 einen Putsch („KappPutsch“) durch, <strong>der</strong><br />
rasch scheiterte, weil die Unterstützung durch die Wehrmacht, die Bürokratie<br />
und die Deutschnationalen ausblieb und die Linke mit einem Generalstreik<br />
antwortete.<br />
So blieb die DNVP zunächst die führende rechtsextremistische Kraft in <strong>der</strong><br />
We<strong>im</strong>arer Republik. Neben und in politischer Konkurrenz zu ihr erstarkte freilich<br />
bald eine revolutionäre völkische Bewegung unter Leitung <strong>der</strong> NSDAP, die<br />
zunehmend Rückhalt bei ehemaligen Frontsoldaten, <strong>im</strong> Mittelstand, bei <strong>der</strong><br />
Jugend und schließlich auch in <strong>der</strong> Beamtenschaft fand und die mit <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise<br />
die Hegemonie <strong>im</strong> rechten Lager erlangte.<br />
28 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 2. Herkunft, Ideologie, Ziele und Kampagnen