Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Norwegen o<strong>der</strong> Dänemark), dann gehören sie dem Typ 1 an. Eine Ausnahme<br />
bilden lediglich die italienische Lega Nord (LN) und die ebenfalls italienische<br />
Nationale Allianz (Alleanza Nazionale, AN), die (<strong>im</strong> Fall <strong>der</strong> AN nur zeitweilig)<br />
dem Typ 2 zuzurechnen waren bzw. sind.<br />
Die dänische Fortschrittspartei (Fremskridtspartiet, FrP) wurde 1972 von dem<br />
„Steuerrebellen“ Mogens Glistrup gegründet. Sie richtete sich <strong>im</strong> Kern gegen<br />
das dänische Modell des Wohlfahrtsstaats, gegen staatliche Bürokratie und<br />
Regulierung und gegen die angeblich erdrückende Steu erlast. Mit <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
hatte dies alles zunächst nichts zu tun. 1973 wurde die FrP auf Anhieb<br />
mit 15,9 Prozent zweitstärkste Kraft <strong>im</strong> dänischen Parlament. Bis 1984 ging<br />
sie jedoch auf 3,6 Prozent zurück. Glistrup musste 1983–85 eine Haftstrafe<br />
wegen Steuerhinterziehung ableisten.<br />
Danach schlug er einen betont rassistischen Kurs ein, womit er aller dings eher<br />
Rentner als mittlere und jüngere Generationen mobilisieren konnte (1988:<br />
9,0 %). Zunehmend in <strong>der</strong> eigenen Partei isoliert, gründete er kurz vor den<br />
Wahlen des Jahres 1990 eine neue Partei, die aber schei terte. Unter <strong>der</strong> Führung<br />
seiner Nachfolgerin, Pia Kjærsgaard, erreichte die FrP 1990 zwar nur noch<br />
6,4 Prozent, konnte dieses Resultat aber 1994 halten. Programmatisch konzentrierte<br />
sich die Partei auf drei Themen: neoliberale Wirtschaftsordnung, Immigrationskritik<br />
und „law and or<strong>der</strong>“. Die drastisch verkürzten sozialstaatlichen<br />
Maßnahmen sollten nur noch dänischen Bürgern zugute kommen.<br />
1995 kam es zu einem Machtkonflikt innerhalb <strong>der</strong> Parlamentsfrak tion.<br />
Kjærsgaard verließ die Partei mit ihren Anhänger/innen und gründete die<br />
Dänische Volkspartei (Dansk Folkeparti, DF), die das politische Establish ment<br />
populistisch kritisiert, beson<strong>der</strong>s fremdenfeindlich ist, die Integra tion Dänemarks<br />
in die EU radikal bekämpft und innenpolitisch autoritäre Maßnahmen<br />
zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung for<strong>der</strong>t. Die DF konnte bei<br />
den Wahlen von 1998 das Wählererbe <strong>der</strong> FrP antreten: Erstere erzielte 7,4 Prozent,<br />
letztere 2,4 Prozent. Immerhin brachten es beide Parteien angesichts <strong>der</strong><br />
gewachsenen fremdenfeindlichen St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Land gemeinsam auf knapp<br />
zehn Prozent. Dass die FrP die Sperrklausel (2 %) überwinden und vier Mandate<br />
erreichen konnte, verdankte sie aus schließlich ihrer populären Vorsitzenden<br />
Kirsten Jacobsen, die den Partei vorsitz mittlerweile aber aufgegeben hat, was<br />
das Ende <strong>der</strong> Partei bedeu tete.<br />
Bei <strong>der</strong> Europawahl 1999 zog die DF mit einem Mandat (5,8 %) in das Europäische<br />
Parlament ein, während sich die FrP mit ganzen 0,7 Prozent zufrieden-<br />
182 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 9. <strong>Rechtsextremismus</strong> in Europa