Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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ung <strong>der</strong> einzelnen Gewaltaktivitäten, vor allem bei den „Autonomen Nationalisten“.<br />
Eine neue Qualität habe die Konfrontation mit Polizeikräften und die<br />
Gewalt zwischen Neonazis und Antifaschisten erreicht. Als wichtige Ursachen<br />
dafür werden das gestiegene Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Rechtsextremisten und<br />
die Ermunterung <strong>der</strong> „Hassmedien“ (Internet-Foren, Liedtexte rechtsextremistischer<br />
Bands) zu Gewalttaten genannt. Zudem fehlen die institutionellen Integrationsfaktoren<br />
innerhalb des rechtsextremistischen Lagers. DVU und Republikaner<br />
sind mittlerweile bedeutungslos und die NPD ermuntert durch ihre<br />
Öffnung für Neonazis und durch ihre national- und sozialrevolutionäre Agitation<br />
nachgerade zu gewaltförmiger Praxis.<br />
Zwar werden Gewalttaten nicht nur von Skinheads o<strong>der</strong> aus dem Bereich<br />
<strong>der</strong> „Freien Kräfte“ und noch weniger von NPD-Mitglie<strong>der</strong>n verübt, aber die<br />
wachsende verbale Aggressivität und die zunehmende Militanz <strong>der</strong> systemfeindlichen<br />
Kräfte bewirkt, dass die Hemmschwelle auch bei rechtsgerichteten,<br />
fremdenfeindlich o<strong>der</strong> sogar rassistisch eingestellten jungen Leuten sinkt.<br />
Täter und Typen<br />
Analysen <strong>der</strong> Gewalttäter bieten <strong>im</strong> Großen und Ganzen <strong>im</strong>mer dasselbe Bild:<br />
Über drei Viertel sind Jugendliche und Heranwachsende, bis max<strong>im</strong>al zehn Prozent<br />
sind weiblichen Geschlechts. Die Hälfte <strong>der</strong> Täter geht noch zur Schule (zumeist<br />
Hauptschule) o<strong>der</strong> befindet sich in <strong>der</strong> Berufsausbil dung, ein Viertel verfügt über<br />
eine abgeschlossene Lehre, ein Fünftel ist arbeitslos. Es handelt sich also zumeist<br />
um sehr junge, männliche Ange hörige <strong>der</strong> Unterschicht. Häufig, aber keineswegs<br />
<strong>im</strong>mer, bestehen familiä re Probleme (Alkohol, Gewalt, getrennt lebende Eltern). Bis<br />
zu fünf Prozent <strong>der</strong> Täter gehören einer rechtsextremistischen Organisation an und<br />
etwa weitere fünf Prozent stehen mit <strong>der</strong>artigen Organisationen in Verbindung.<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungstäter liegt bei etwa 20 Prozent.<br />
Die Ursachen für rechtsextremistische Gewaltbereitschaft sind außer ordentlich<br />
vielschichtig, wobei das Zusammenwirken <strong>der</strong> einzelnen Fak toren noch nicht<br />
ausreichend erforscht ist. Empirische Untersuchungen folgen oft <strong>der</strong> Lerntheorie.<br />
Sie besagt, dass Gewalttätigkeit Ergebnis eines Lernprozesses ist, bei<br />
dem Persönlichkeitsmerkmale, die familiäre Soziali sation, Gewalterfahrungen<br />
in <strong>der</strong> Familie, die Sozialisation in Peer-Groups (Gruppen von Personen gleichen<br />
Alters), schulische und mediale Einflüsse sowie gesamtgesellschaftliche, politische,<br />
soziale und wirtschaftliche Faktoren ineinan<strong>der</strong>greifen. Zumeist häufen<br />
und verdichten sich persönliche Enttäuschungen und Erfahrungen von wirt-<br />
154 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 7. Protestverhalten, Subkulturen und Gewalt